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Zoff bei Maischberger: Viel Trash-Sprech um das TV-Duell Trump-Biden

„maischberger.die woche“. ARD, Mittwoch, 23.10 Uhr.

Der Trump-Unterstützer George Weinberg von den „Republicans Oberseas“ und der Schauspieler Ron Williams haben sich in der ARD-Talkshow „maischberger.die woche“ am Mittwoch eine erbitterte Redeschlacht geliefert.

Die Gäste:

  • Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ist kein Trump-Fan, aber in ihrem Bundesland gibt es besonders viele US-Garnisonen.
  • Weinberg hat es als Republikaner in deutschen Talkshows immer besonders schwer.
  • Williams schüttete schon über Ronald Reagan vor fast 40 Jahren kübelweise Hohn und Häme aus.
  • Die ARD-Moderatorin Susan Link („Morgenmagazin“) wird am 4.November als eine der ersten melden, ob es einen neuen Präsidenten gibt.
  • Der Wissenschaftsredakteur Werner Bartens (SZ) schrieb schon mehr als 20 Sachbücher.
  • Der „BILD“-Kolumnist Alexander von Schönburg kritisiert: „Wir haben im Kampf gegen Corona jeden Sinn für Maß und Vernunft verloren!“

Trump hat sich selber ins Knie geschossen mit seinen Lügen!“ schimpfte Williams sofort los. „Biden hat nicht viel mehr machen müssen als präsidential auszuschauen und der Erwachsene zu sein im Raum!“

Weinberg sah es genau anders herum: „Er war nicht der nette Onkel Biden, sondern er war ausfällig, hat den Präsidenten einen Clown genannt! Er hat mehrmals gesagt ‚Halt die Klappe‘!“

Sportlichster Vergleich

„Das Ganze erinnert mich an ein Fußballspiel Bayern München gegen einen Drittligisten“, erklärte der Trump-Fan weiter. „Die haben 0:0 gespielt, und dann heißt es natürlich, der Drittligist hat gewonnen!“

Weinbergs Vorwurf: „Der Präsident wird seit der ersten Stunde attackiert. Man versuchte mit Gewalt, ihn zu entmachten. Dass er verärgert ist, kann man nachvollziehen. Trump ist Trump, und wenn er einen auf die Nase kriegt, schlägt er zurück!“

Verblüffende Rollenverteilung

Es war ein bisschen wie das Duell in Cleveland – mit umgekehrten Vorzeichen. Williams tat, was er Trump vorwirft: Er pöbelte, spottete, lachte höhnisch und unterbrach jeden zweiten Satz. Weinberg wiederum versuchte sich im vornehmen Biden-Stil.

„Hat Biden keinen Respekt vor dem Amt?“ wollte die Talkmasterin wissen.

„Vor dem Amt ja, aber nicht vor dem Mann“, antwortete Williams. „Trump ist ein unerzogener Manboy mit elf Jahren Gehirn!“

„Er ist nicht für Stilfragen gewählt worden“, konterte Weinberg. „Er ist ein sehr erfolgreicher Präsident!“

Erste Zwischenbilanz

Er ist ein Bluffer! Ein Trickser!“ wetterte Williams.

„Die Börse hat geboomt!“ hielt Weinberg dagegen. Niedrigste Arbeitslosigkeit seit 60 Jahren! Er hat alle Versprechungen verwirklicht!

Prompt feuert Williams die ganz große Kanone ab: „Trump hat Blut an seinen Händen!“ wütete er. „Hunderttausende Amerikaner starben, weil er nicht in der Lage war, seine Arbeit ordentlich auszuführen!“

Hitzigster Dialog

Weinberg platzte der Kragen: „Lassen mich zu Ende reden!“ donnert er den Landsmann an. „Bitte respektieren Sie meine Meinung!“

„Für mich sind das Lügen!“ konterte Williams. „Lüge mag ich nicht!““

„Lassen Sie diese Unterstellungen!“ wehrte sich Weinberg.

„Aber nicht, wenn Sie lügen!“ schoss Williams zurück. Puh!

Letzter Schlichtungsversuch

Die Talkmasterin musste eingreifen: „Egal, was Donald Trump sagt: Menschen wie Sie finden nichts von dem, was er sagt, richtig“, hielt sie Williams vor.

„Das habe ich nicht gesagt“, verteidigte sich der Schauspieler, machte aber ungerührt mit seinen Vorwürfen weiter: Umwelt, Außenpolitik, Rassismus. Bis die Talkmasterin endlich die Notbremse zog.

Klügste Kommentare

SZ-Bartens hatte auf die Frage nach dem Gewinner der Woche die besten Antwort: „Der Steuerberater von Donald Trump!“

ARD-Link setzte einen anderen Punkt: „Drei Männer über 70! Der Moderator saß im Orchestergraben und musste immer wieder auf sich aufmerksam machen. Der Verlierer ist das Amt – das Amt des Präsidenten!

BILD-Schönburg versuchte es mit Ironie: „Was Trump sagt, und wie er es sagt, ist für feinere Menschen wie wir, die gerne die ‚Süddeutsche‘ lesen, und die ‚Zeit‘, unerträglich. Aber was er macht, ist zum Teil spektakulär. Und das muss man auch anerkennen. Die Friedensabkommen in Nahost sind historisch!“

Klügste Analyse

Link steuerte auf eine spannende Spur: „Es ist ein Phänomen, auch für uns als Beobachter“, meinte sie. „Wir haben keine wirklichen Begrifflichkeiten für die Politik, die Trump macht. Es ist auch nach fast vier Jahren für uns sehr schwierig, die Dinge einzuordnen und diesen Mann zu verstehen.“

Der BILD-Mann hatte kein Problem mit der nächtlichen Holzerei im US-TV: „Vielleicht liegt es daran, dass ich Boulevardjournalist bin. Wenn ich die ganze Nacht Fernsehen schaue, dann soll da auch ein gewisser Unterhaltungswert sein. Ich will dann nicht nur Statistiken hören!

Frechste Frage

Ohne Trump Marsch! Die Ministerpräsidentin musste sich nicht zum TV-Duell äußern und blieb auch von Fragen zu Trump verschont. Stattdessen wollte die Talkmasterin sie mit einer Corona-Entscheidung pieksen: „Sie haben die Bordelle wieder geöffnet. Das nennen wir jetzt mal locker machen, oder?“

„Wir sind eins der letzten Bundesländer“, wiegelte Dreyer ab. „Es ist auch nur eine ganz bescheidene Öffnung. Es gibt einen ganz ausgeklügelten Hygieneplan. Ich erspare mir jetzt, darauf einzugehen…“

Deutlichste Ansage

Maischberger zitierte die Bundeskanzlerin mit der Warnung vor womöglich 19.000 Infizierte am Tag. Ihre Frage: „Ist es richtig mit solchen Zahlen zu operieren, die ja Angst machen müssen?

„Die Bundeskanzlerin will darauf aufmerksam machen, dass wir jetzt in einer entscheidenden Phase sind“, antwortete die Ministerpräsidentin.

Ihre Warnung: „Jetzt erkennen wir, dass es ein paar Dinge gibt, die wir wieder in den Griff kriegen müssen, vor allem Partys, Familienfeiern und ähnliche Dinge. Da haben wir einfach zu häufig Hotspots!“

Interessanteste Internas

„Es gab nur eine Differenz: Was die privaten Wohnungen betraf“, berichtete sie aus der Ministerpräsidentenkonferenz. Da habe man sich auf Empfehlungen statt auf Verordnungen geeinigt.

Denn, so Dreyer: „Ich fand es zu übergriffig, sich vorzustellen, dass die Polizei an der Haustür klingelt und nachschaut, wie viele Menschen auf der Fete sind!“

Kniffligstes Thema

Maischberger wollte noch mal Schwung in die Debatte bringen und fragte nach den Quarantänemaßnahmen für Ein- und Rückreisende.

„Die Musterverordnung des Bundes ist heute Nachmittag bei uns eingetrudelt“, berichtete Dreyer. „Da steht drin, was wir schon am 27.August beschlossen haben. Am Montag entscheidet erst das Coronakabinett der Bundesregierung darüber.“

„Die Ferientermine stehen lange fest!“ wunderte sich die Talkmasterin. „Können Sie mir erklären, warum diese Verordnung nicht jetzt schon verabredet worden ist?“

„Das ist eine Frage, die richtet sich an Herrn Seehofer und Herrn Spahn“, erwiderte die SPD-Politikerin. „Wir haben am 27.August ganz klar verabredet, dass wir zum 1.Oktober eine Verordnung umsetzen werden!“

Schlappster Streit

Maischberger witterte einen Talk-Trüffel: „Und warum haben die das nicht hinbekommen?“ setzte sie nach.  „Konnten sie nicht oder wollten sie nicht?“

Doch die Ministerpräsidentin wollte die CDU-Minister nicht grundlos in die Pfanne hauen: „Nein, sie haben mit Hochdruck daran gearbeitet“, lobte sie stattdessen. „Die Musterverordnung liegt vor, und damit ist auch klar, dass der Bund ganz hart daran gearbeitet hat.“ Uff!

Wichtigster Hinweis

Was echt nicht gut ist, das ist das Feiern“, sagte Dreyer klipp und klar, „das zu enge Aufeinanderhängen, das Schunkeln, Küssen, Umarmen – also außer dem Partner, mit dem man sowieso jeden Tag zu tun hat.“

Frommster Wunsch

Über die Chancen ihrer Partei bei der Bundestagswahl sagte die Ministerpräsidentin zum Schluss: „Ich bin zuversichtlich. Ohne Kurzarbeit, ohne Kinderbonus, ohne alle die Dinge, die die SPD eingebracht hat, würde es uns jetzt nicht so verhältnismäßig gut gehen.“

Ihre Hoffnung: „Die Partei steht, sie ist einig, sie streitet nicht. Der Streit ist jetzt im anderen Lager, und da soll er auch bleiben. Wir werden geschlossen in diese Wahl gehen.“

„Wir müssen uns von diesem deutschen Perfektionismus verabschieden“, resümierte SZ-Bartens zum Schluss.  „Wenn ich auf Skitour gehe, kann ich es nie vermeiden, dass eine Lawine kommt. Aber ich kann das Risiko minimieren.“

Fazit: Wilde Streithansel aus Übersee, verblüffend friedfertige Einheimische, und die Politik machte bella figura: Das war ein Talk der Kategorie „Stunksitzung mit Dame“.

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