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Wahlschlappen-Talk bei Maischberger: Söders feinsinnige Bosheiten gegen Laschet

„maischberger. die woche“. ARD, Mittwoch, 17.November 2021, 22.50 Uhr.

Aller guten Dinge sind drei, hofft Friedrich Merz nach zwei gescheiterten Sturmläufen auf den CDU-Chefposten. Vor der Ampel wiederum wartet ein Trio auf die Schalte. Bei Corona ist die 3 bereits vorbei, da tobt schon Welle Nr. 4. Wie bitter werden die Zahlen heute in Sandra Maischbergers „Woche“-Talk? Die Gäste:

Markus Söder (54, CSU). Der Ministerpräsident schlägt Alarm: „Es droht ein Kollaps, es droht Triage!“

Roland Kaiser (69, SPD). Der Special Guest hat viel erlebt: Findelkind, Spenderlunge, Pegida-Wut…

Micky Beisenherz (44). Der TV-Moderator lästert: „Der Mensch ist ein spezielles Säugetier: trotzig, schlecht informiert, faul und bräsig!

Dagmar Rosenfeld (47). Die WELT-Journalistin wettert: „Offenbar bedeutet ‚geschäftsführende Regierung‘ für die CDU: ‚nicht mehr unser Problem!‘“

Julie Kurz (37). Die ARD-Journalistin spottet: „Was Egos wie Friedrich Merz (oder Söder) besonders gerne erzählen? Wie sie von ihren Unterstützern bekniet werden zu kandidieren…

Humoristischste Begrüßung

Beisenherz will Söder als „Verlierer der Woche“ vorführen, denn: „In Bayern fliegen ihm die Infektionszahlen um die Ohren, und weil ein Markus Söder alleine nicht versagen kann, sagt er: Die ganzen Wissenschaftler haben‘s alle net kommen sehn.“

Und, so der Comedian weiter: „Er ist der doppelte Verlierer, weil er durch sein Anti-Armin-Laschet Boostern dafür gesorgt hat, dass sein Erzfeind Friedrich Merz ihm demnächst als CDU-Parteivorsitzender die Stirn bieten wird – und Stirn hat Merz ja relativ viel!“ Dafür gibt’s den ersten Lacher.

„Sie wissen, dass uns Markus Söder schon zugeschaltet ist!“ ulkt die Talkmasterin.

Härtester Aufschlag

Söder wollte erst ins Studio kommen, hat sich aber am Morgen doch noch umentschieden. Maischberger serviert ihm als Aperitif eine Karte mit vier bayerischen Landkreisen in Dunkellila, Inzidenzen von über 1000!

Der Ministerpräsident legt das Gesicht in Falten. „Die Lage ist insgesamt sehr, schwierig, und es gibt eine Menge zu tun“, mahnt er, und zwar „keine Witze darüber zu machen, sondern sich ernsthaft damit zu beschäftigen, wie man mit dieser Situation umgeht.“ Rumms!

Prompt geht der Zoff los

Maischberger geht steil und hält Söder Zitate von Wissenschaftlern vor, die schon früh vor der vierten Welle warnten.

Doch der Bayer lässt sich nicht überlaufen und kontert mit Experten, die noch vor kurzem deutlich optimistischer klangen.

Immerhin muss der Ministerpräsident zugeben: „Fakt ist, dass die Wucht, was die Durchbrüche betrifft, unterschätzt worden ist.“ Hm – von wem wohl?

Gelungenstes Nachtreten

Dann nimmt Söder einen Laschet-Unterstützer aufs Korn: „Der Chef der gesamten Behörden im Gesundheitsbereich, unser Freund Jens Spahn, hat ja noch als erster das Ende der epidemischen Lage ausgerufen!“

Genüssliche Schlussfolgerung: „Da scheint also auch im Bundesgesundheitsministerium zumindest eine unterschiedliche Auffassung gewesen zu sein…“

Wichtigste Forderungen

„Wir müssen versuchen, in dieser Situation das Maximum der Möglichkeiten zu finden!“ erklärt Söder danach.   „Massiv impfen, auch partielle Impfpflichten haben und, was ganz wichtig ist, einen Lockdown für Ungeimpfte machen!“

Die Talkmasterin will sich davon nicht einlullen lassen: Andere hätten schnellstmöglich geboostert, mosert sie, Söder dagegen habe noch am 1.Oktober den Startschuss für Volksfeste und Weihnachtsmärkte gegeben. Uff!

Schärfste Medienschelte

Doch der Ministerpräsident ist überhaupt nicht der Meinung, zu früh zu viel gelockert zu haben – im Gegenteil: „Die Wahrheit ist, dass Bayern die letzten waren!“ behauptet er, „übrigens massiv bedrängt von etlichen Medien!“

Besonders wohl von der ‚Süddeutschen‘ und der WELT, fügt er hinzu, sei er geradezu bedrängt worden: Macht doch endlich die Clubs und die Discos auf, warum ist Bayern denn da so rückständig!

Maischberger ist von den Socken: „Die ‚Süddeutsche und die WELT!“, staunt sie. Das ist ja Wahnsinn!“ Heiterkeit im Studio.

Dichteste Abwehrkette

Söders elegante Verteidigung: „Ich habe nicht gesagt, dass wir alles richtig gemacht haben, aber Sie haben gesagt, wir machen alles falsch!“

Über seine Katastrophenkreise schimpft er: „Sie haben die niedrigste Impfquote. Wir haben dort auch den größten Anteil von Querdenkern und Reichsbürgern, und auch von Esoterikern!“

Klarste Ansagen

Weihnachtsmärkte? „Ich würde empfehlen, sie abzusagen“, macht der Ministerpräsident klar. Wenn sie jemand trotzdem wolle, dann „auf jeden Fall mit Maske und ohne Alkohol.“

Ansonsten will Söder konsequent durchgreifen. Ertappte Gastwirte? „Schweres Bußgeld und bei mehrmaligem Verstoß schließen!“ Fußballprofis? „Es ist schwer einzusehen, dass die Spieler sich Sonderrechte herausnehmen!“

Strengster Verweis

Intensivstationen? „Den Geimpften geht es ziemlich auf den Nerv, warum und mit welchen Argumenten sich manche Leute immer noch nicht impfen lassen!“, wettert Söder. „Es gibt zwar keine gesetzliche Impfpflicht für alle, aber es gibt eine moralische Pflicht für jeden einzelnen, Nachbarn und Verwandte zu schützen.“ Anhaltender Beifall!

Zur Ministerpräsidentenkonferenz diesen Donnerstag sagt er: „Ich hoffe, das ist eine Impfpflicht dabei!“

Knusprigste Kollegenkritik

Dann schaltet Maischberger auf das zweite Zoff-Thema um. Am 6.Oktober hatte Armin Laschet bei ihr über seine Anrufe bei Söder berichtet: „Markus, lass es!“

Doch für sowas lässt sich der CSU-Chef nicht auf den Grill legen, er macht lieber den Gegner zur Wurst: „Es ist eine Stilfrage, dass man aus vertraulichen Telefonaten relativ wenig erzählt!“, kontert er.

Söders brennbarstes Statement: „Es ist in diesem Wahlkampf vieles nicht so gelaufen, wie es sich alle vorgestellt haben“, kritisiert er, „die Kandidatennominierung, viele Dinge im Wahlkampf, von der Flut angefangen bis was weiß ich…“ Aua! Die Flut! Da denken natürlich alle sofort an Laschets desaströsen Lacher…

Umfassendste Analyse

„Wenn Sie die demoskopischen Entwicklungen sehen, stellen Sie fest, dass es nach dieser Kandidatenentscheidung in der Bevölkerung und vor allem an der Basis der CDU große Verunsicherung gab“, stellt der CSU-Chef danach fest.

Söders ureigene Wahlstory: „Dann hat Frau Baerbock das Ihre dazu getan, dass wir wieder ein Stück weit im Rennen waren. Und dann gab es andere Prozesse. Ich hätte im Wahlkampf deutlich mehr auf bestimmte Inhalte gesetzt. Aber auch da gilt der Grundsatz: Das entscheiden dann andere.“ Heißt: CDU, schuld bist du…

Glutvollstes Gekokel

Maischberger rackert sich weiter ab: „Wenn nicht mal die Schwesterpartei sagt, das ist der beste Kandidat, wie soll der Wähler dann überzeugt sein?“ fragt sie.

 

„Wir haben uns sehr engagiert!“, versichert Söder.

Im Publikum gluckst es. „Aber nicht für Armin Laschet“, zweifelt die Talkmasterin.

„Ja, doch!“, beharrt der Bayer. „Denken Sie an den CSU-Parteitag. Das war wahrscheinlich die euphorischste Veranstaltung, die es überhaupt im ganzen Wahlkampf gegeben hat!“

Heißestes Argument

„Wir haben am Schluss sogar noch die gemeinsame Kampagne ‚Warnung vor dem Linksrutsch‘ gestartet“, fügt Söder hinzu. „Die war letztlich der Rettungsanker, um ein noch viel, viel schlechteres Ergebnis zu verhindern.“ Meine Güte!

Selbst die Kanzlerin muss als Zeugin gegen Laschet herhalten: „Ich habe immer darauf hingewiesen“, betont Söder, „wer Angela Merkels Amt will, der muss auch ihre Politik machen!“

Schlagfertigste Antwort

In Maischberger brodelt es: „Franz Beckenbauer konnte aus jeder Niederlage einen Sieg machen. Bei Ihnen ist das ähnlich: Sie machen nie was falsch, es waren immer die anderen!“, motzt sie und erntet Applaus.

„Ich weiß jetzt nicht, ob der Beifall eine Bestätigung oder eine Ablehnung ist“, ulkt Söder. „Der Vergleich ist völlig unangemessen. Der Kaiser ist der Kaiser, und ich bin nur der Markus.“ Noch mal Beifall. Unentschieden!

Verheerendstes Nachkarten

Zum Schluss haut CSU-Chef noch einen raus: „Gemeinsam hätte man bessere Ergebnisse erzielen können, wenn das ganze Verfahren vielleicht anders gewesen wäre“, unkt er. Wie, anders – mit ihm selbst als Kanzlerkandidat?

Söders letzte Kamelle: „Auch wenn Armin Laschet jeden Tag geschunkelt hätte und wir jeden Tag ganz eng zusammen gewesen wären, habe ich das Gefühl, dass ein Großteil der Deutschen einfach sagte: Wir sind jetzt mal bereit für eine andere Option und eine andere Idee.“ Lied aus!

Auch der künftige Bundeskanzler kriegt sein Fett weg:  „Dieses Ungefähre, dieses sich so Durchscholzen, das ist nicht das, was wir brauchen, um durch diesen Winter zu gehen“, schimpft Beisenherz. „Wenn schon Steinmeier die deutlicheren Worte findet, dann ist das auch ein Krisensymptom!“

Verblüffendstes Bild

Den zweiten Gast führt die Talkmasterin mit einem 20 Jahre altes Foto ein: „Da bekommt Roland Kaiser sein SPD-Parteibuch überreicht, vom damaligen SPD-Generalsekretär Olaf Scholz“, schildert sie.

Der Sänger, schon geboostert, erzählt von seiner Tournee: „Wir sind wie unter einer Käseglocke gefahren, nur mit doppelt geimpften Menschen.“

Prüdeste Kritik

Danach spielt Maischberger zwei Zeilen aus Kaisers Hit „Santa Maria“ ab: „Nachts an deinen schneeweißen Stränden / hielt ich ihre Jugend in den Händen.“ Die Talkmasterin leicht pikiert: „Ich wundere mich! Damals hat kein Tugendwächter aufgeschrien!“

Kaiser hat dazu eine super Anekdote: „Santa Maria“ sollte eigentlich das Flaggschiff des Kolumbus feiern, doch dem Produzent war das zu trocken, und so textete der Sänger mit einem Freund und zwei Flaschen Rotwein die Ballade zum Mega-Liebeshit um. Chapeau!  

Schonungsloseste Erinnerung

In seiner Autobiographie schildert Kaiser vor allem seinen schwierigen Start ins Leben. Von seiner Mutter wisse er wenig mehr, als dass sie recht früh gestorben sei: „Sie hatte weitere fünf Kinder von vier Männern“, berichtet er. „Also sie war eine sehr umtriebige Frau.“

Als Junge bei einer Pflegemutter habe er bedrückende Armut erlebt. „Dennoch war ich ein glückliches Kind!“ Als Schlagerstar machte er Wahlkampf für Schröder, später legte er sich für Angela Merkels Ausländerpolitik mit Pegida an.

Letzte Strophe

Ex-Fans, die ihm deshalb Platten zurückschicken, sagt der Sänger: „Ich kann meine politischen Überzeugungen nicht von merkantilen Interessen abhängig machen. Ich muss sagen, was ich denke.“

Und welches Lied würde er jetzt für Olaf Scholz singen?

Kaiser grient: „Warum hast du nicht nein gesagt…“

Fazit

Stars mit klaren Kanten, die Talkmasterin mit Mut zum kernigen Fingerhakeln, die Kommentatoren gewiefte Supporter und das Publikum hellwach bis zum Vorhang: Das war ein Talk der Kategorie „Oscarverdächtig“.

 

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