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Ukraine-Krise bei Anne Will: Verzweifelter Hilferuf an die Deutschen

„Anne Will: Worte oder Waffen – wo steht Deutschland im Ukraine-Konflikt?“

Er ist wieder da! Wochenlang war der Kanzler abgetaucht, jetzt gab er der ARD ein Krisen-Interview. Vier Stunden später fragt Anne Will in ihrer Sonntagsrederunde nach. Ihre Gäste:

Kevin Kühnert (32, SPD). Der neue Generalsekretär verwirrt Freund und Feind gern mit nassforschen Sprüchen, etwa dass man Krieg nicht „herbeireden“ solle.

Jürgen Trittin (67, Grüne). Der Außenpolitiker durfte sich zuletzt in Litauen anhören, was die Balten von Nachbar Putin halten.

Dietmar Bartsch (63, Linke). Der Fraktionschef streichelt die Realitätsferne seiner Genossen, indem er Biden und Putin gleichsetzt.

Anne Applebaum (56). Die amerikanisch-polnische Historikerin stellt klar: „Wer die Ukraine bewaffnet, ist für den Frieden, wer sich weigert, ist für den Krieg!“

Andrij Jaroslawowytsch Melnyk (45). Der ukrainische  Botschafter hofft immer noch auf deutsche Defensivwaffen.

Ina Ruck (58). Die Moskauer ARD-Korrespondentin wird aus Kiew zugeschaltet.

Typisch ARD: Drei Politiker von links, null aus der politischen Mitte. Kommt das Zoff-o-Meter trotzdem auf Touren?

Diplomatischste Drohung

Zur Einstimmung zeigt Will Auszüge aus dem Scholz-Interview über mögliche Sanktionen gegen Putin: „Natürlich weiß Russland auch, dass sie sich so vorstellen können, was das alles sein könnte“, hat der Kanzler gesagt, „aber dass es möglicherweise noch viel mehr ist.“ Uff!

Applebaum wird aus Washington zugeschaltet. „Olaf Scholz muss ganz klar sagen, dass er keine russische Invasion will“, fordert sie ohne Umschweife. „Er muss den Ukrainern die Chance geben, sich selbst zu verteidigen!“

Widersprüchlichste Analysen

Aus Äußerungen deutscher Politiker und Kommentatoren schließt die US-Expertin, dass „die Deutschen bereit sind, die Russen einmarschieren zu lassen.  Deutschland nutzt immer die Geschichte als Ausrede, wenn es gerade passt.“ Hammer!

„Es gibt einige, die haben im Moment ein Interesse daran, dass dieser Eindruck entsteht, dass Deutschland ein unsicherer Kantonist sei“, schimpft Kühnert sofort los. „Wenn das oft genug in den einschlägigen Medien wiederholt wird, stellt sich irgendwann bei manchen der Eindruck ein, es sei tatsächlich so!“

Flaueste Erklärung

„Es ist ganz klar, dass Deutschland eng an der Seite des ukrainischen Volkes steht“, behauptet der SPD-General mit den weißen Turnschuhen. „Ich sehe nicht, wo hier eine Unsicherheit in unserer Positionierung bestehen soll!“

Prompt lässt Will ihn mit einer aktuellen Bild-am-Sonntag-Umfrage vor die Pumpe laufen: „65 Prozent der Deutschen sind der Meinung, Olaf Scholz handele in den großen Krisen nicht entschlossen genug“, hält sie ihm vor.

„Olaf Scholz ist seit sieben Wochen im Amt, dazwischen war Weihnachten“, windet sich Kühnert.

Und schon geht das Zoff-o-Meter los

„Aber 65 Prozent!“, beharrt die Talkmasterin. „Die sind ja nicht da hingetragen worden!“

„Ich glaube, die wenigsten sind dabei, wenn gerade Diplomatie rund um diese Krise gemacht wird“, schwurbelt Kühnert in seiner Bedrängnis.

„Das heißt, Sie fühlen sich ungerecht behandelt?“ bohrt Will nach.

„Wenn man eine Regierung führt, dann geht es nicht darum, ob man sich gerecht oder ungerecht behandelt fühlt“, wehrt sich der SPD-General. „Da sind Menschen mit anderen politischen Interessen unterwegs. Es geht nicht darum, jeden Tag vor einer Kamera zu stehen…“

Dünnste Ausrede

Selbstkritik kommt bei Ihnen nicht vor“, patzt Will ihn an. „Dass ein Bundeskanzler auch eine ehrenwerte Aufgabe hat, sich zu erklären, gerade am Beginn seiner Amtszeit, das finden Sie nicht?“

Genervt angelt Kühnert nach dem letzten Strohhalm: „Aber wir haben ihn doch gerade gesehen!“, erwidert er. „Das war doch keine Stoffpuppe, das war der Bundeskanzler.“ Ja, heute. Aber vorher? Die Talkmasterin grinst sich eins, Motto: Den haben wir fertig.

Emotionalster Alarmruf

Der Botschafter rückt den Talk zurecht: „Wir müssen erkennen, dass wir vor der Gefahr eines riesigen Krieges mitten in Europa stehen“, warnt er. „Die deutsche Öffentlichkeit und auch die Bundesregierung müssen aus dem Dornröschenschaf erwachen!“

„Wir brauchen Taten! Wir brauchen ein Umdenken!“, fordert der Diplomat sichtlich bewegt. „Die Parteien der Ampel müssen erkennen, dass das, was vielleicht vor zehn Jahren, vor zwei Jahren oder noch vor drei Monaten richtig war, nämlich keine Waffen zu liefern, heute auf den Prüfstand gestellt werden muss.

Leidenschaftlichster Appell

„Was wir heute am meisten benötigen, sind  Defensivwaffen, um den Krieg zu

verhindern!“, macht Melnyk klar. Dann wendet er sich direkt an die „deutsche Gesellschaft“: „Bitte helfen Sie uns, den Kurs der Regierung zu ändern, all die parteipolitischen Interessen beiseite zu schieben und wirklich den Ernst der Stunde zu erkennen!“

Sein dramatischer Aufruf: „Deutschland steht am Scheideweg! Es geht um alles! Es geht um Frieden oder

Krieg! Es geht um Sein oder Nichtsein! Wir brauchen modernste Waffen, um uns zu verteidigen, und uns das heute zu verweigern, bedeutet, die Ukraine im Stich zu lassen!

Hoffnungsvollste Mahnung

„71 Prozent der Deutschen sagen, dass sie Waffenlieferungen an die Ukraine momentan für falsch halten“, gibt die Talkmasterin zu bedenken.

„Die Situation hat sich dramatisch verändert“, entgegnet der Botschafter. „Wir haben schon seit acht Jahren Krieg. Jetzt will Putin unsere Staatlichkeit vernichten. Wir hoffen, dass die Deutschen umdenken und sehen: Diese Politik von gestern ist heute nicht mehr tragbar!

Genüsslichster Vortrag

Zur Erklärung Wirtschaftsminister Robert Habecks, man könne der Ukraine Defensivwaffen „schwerlich verweigern“, weist Trittin triumphierend darauf hin, dass gerade Habeck jetzt ein Gesetz vorbereiten lasse, das die Hürden für Waffenlieferungen in Krisengebiete noch deutlich erhöhe. Tja.

Danach serviert der Grüne sein bewährtes Totschlagsargument: „Weder die Briten noch die USA werden militärisch aktiv werden, sollte Russland in die Ukraine einmarschieren.“ Aber darum geht es ja gar nicht, denn die Ukraine möchte sich selbst verteidigen!

Launigster Kommentar

Aus Kiew meldet sich ARD-Korrespondentin Ruck. Sie steht auf dem Maidan, dem berühmten Platz der Unabhängigkeit, und meint, für die Ukrainer seien Waffenlieferungen „eher ein Symbol, als müsste Deutschland zeigen, es sei auf der richtigen Seite“. Ui!

Ihre Klage: „Ich muss mich hier immer rechtfertigen als Vertreterin Deutschlands, die ich eigentlich nicht bin.“ Eigentlich!

„Jetzt schnell ins Warme!“, grient Will am Schluss. „Das sieht kalt aus, da in Kiew.“

„Ja, ist es auch“, lacht Ruck und verschwindet. Horrido!

Berechnendste Angstmache

Bartsch versucht es mit einem alten Sowjettrick: „Wer mit der Atommacht Russland spielt, macht einen Riesenfehler!“, schreckt er die Runde auf. „Deswegen kann ich all das Geklingel nicht verstehen.“

Doch der Botschafter lässt sich auch damit nicht kleinkriegen: „Wir hoffen auf das Umdenken in der deutschen Politik“, erklärt er. „Wir waren 2014 ein bündnisfreier Staat. Wären wir in der NATO gewesen, wäre es nie zur Annektion der Krim und dem Krieg in der Ostukraine gekommen. Wir sind eine leichte Beute für Putin!

Klügste Zusammenfassung

„Die Erweiterung der NATO nach dem Ende des Kalten Krieges war wahrscheinlich die erfolgreichste Strategie der westlichen Außen- und Verteidigungspolitik überhaupt“, urteilt die Historikerin zum Schluss.

Denn, so Applebaum: „Wir haben eine Friedenszone geschaffen für 60 Millionen Menschen. Eine Region, in der zwei Weltkriege entstanden, lebte über Jahrzehnte hinweg in Sicherheit. Die Ukraine will der NATO beitreten, weil sie Angst vor Russland hat. Das Problem ist Russland, und wenn wir das verstehen, ist es sehr hilfreich.“ Amen!

Fazit

Putins plumpe Propagandalügen und das unkritische Nachplappern aufgebrühter Scheinargumente aus dem Kalten Krieg gegen kühle Analysen und heiße Appelle: Das war eine Talkshow der Kategorie „Klarsichtpackung“.

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