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Touri-Zoff bei Illner: Reinhold Messner beschimpft Sebastian Kurz als „populistisch“

„Maybrit Illner: Reise ins Ungewisse – wie gefährlich wird der Urlaub?“ ZDF, Donnerstag, 28-.Mai 2020, 22.15 Uhr.

Der populäre Bergsteiger, Autor und Politiker Reinhold Messner (Grüne) hat in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ am Donnerstag kräftig über Sebastian Kurz abgelästert.

Wörtlich sagte der Südtiroler zu den Statements des bayerischen Ministerpräsidenten und des österreichischen Bundeskanzlers, die jeweils für die eigenen Urlaubsregionen werben: „Hier wird sehr viel Populismus betrieben, gerade von Herrn Kurz!“

Elegantester Spagat

Allerdings fügte Messner dann noch hinzu: „Ich bin ja auch Touristiker. Ich habe sechs Museen. Null Einnahmen, aber die vollen Spesen.“

Seine elegante Eigenwerbung: „Gerade so eine museale Struktur, wo die Leute durchtröpfeln, wäre ideal, um sich kundig zu machen über das Leben am Berg…“ Nachtigall, ick hör dir trapsen!

Düsterste Prophezeiung

„Ich will jetzt nicht jammern“, erklärte der berühmte Bergsteiger danach, „aber am Ende der Pandemie geht es auch darum, dass nicht Millionen von Unternehmen in Europa Pleite gehen.“

Messners Warnung: „Ich sehe ganz große Probleme, viele Arbeitslose, viele Pleiten, viele verzweifelte Menschen!“

Interessantester Appell

„Wir müssen natürlich auch eine Wertediskussion führen“, dozierte der frühere Europa-Parlamentarier. „Vielleicht ist nicht der gesteigerte Konsum die Rettung, sondern der Verzicht als Wert, der freiwillige Verzicht!“

Allerdings meine er damit „nicht unbedingt das Balkonien in Deutschland“, fügt Messner schnell noch hinzu. Da klang der populäre Südtiroler gar nicht mehr so viel anders als der vorher von ihm als populistisch gescholtene Österreicher.

Das Land will endlich die Koffer packen. Mit Maybrit Illner machten sich Sorgen:

Der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) möchte möglichst schnell zurück in die Normalität, aber diesmal klappt das noch nicht ganz: Er war nur zugeschaltet.

Die Linke-Parteichefin Katja Kipping warnt vor dem trügerischen Gefühl, bereits über den Berg zu sein, und gestand: „Das Reisen gehört für mich zu den großen Freuden des Lebens!“

Der Virologe Prof. Jonas Schmidt-Chanasit schlägt Alarm: „Von einem Normalzustand sind wir sicherlich weit entfernt!“

Die Touristikexpertin Marija Linnhoff leitet den

Verband unabhängiger selbständiger Reisebüros, und die sind jetzt in schwerer See.

Messner, ebenfalls zugeschaltet, tröstet aus Bozen: „Verzicht kann einen erfüllen!“

Drei im Studio, zwei auf dem Bildschirm, da waren Abstandsregeln kein Problem, aber was machte das mit der Stimmung? Erste Erkenntnis: Die Stimmung war gut. Kipping hänselte Laschet als „Lockerungslobbyist“. Die Talkmasterin schaltete auf volle Kraft voraus: „Pfingsten steht vor der Tür! Ab! Raus!“

Kleiner Scherz am Rande

Bodo Ramelow wird schon der Ost-Laschet genannt“, stichelte Illner. Laschet fand das aber „keine angemessene Bezeichnung“ und startete lieber mit einer Erfolgsmeldung: „R-Wert Deutschland 0,63, R-Wert NRW 0,5!“

Die Reproduktionszahlen der Pandemie sollten beweisen: Laschets Politik setzt dem Virus stärker zu als im Bundesdurchschnitt.

Erste kleine Ohrfeige

Kipping setzte gleich eine Spitze: Ihr Parteifreund in Thüringen könne schon deshalb nicht „Ost-Laschet“ genannt werden, weil Laschet als erstes die Autohäuser, Bodo Ramelow dagegen die Kitas geöffnet habe.

Dafür gab’s eins auf die Mütze: „Jetzt wollten Sie das unbedingt loswerden!“ spottete Illner. Merke: Wenn hier jemand austeilt, dann nur die Talkmasterin selbst!

Schönste Eigenwerbung

Als Parteipolitiker sind wir nie ganz frei von Parteipolitik“, bestätigte die Linke ganz ohne Reue.

Messner setzte zu einem Ruhmeslied auf seine alpine Welt an: „Die Berge sind eine Möglichkeit, dass sich die Menschen verlieren“, schwärmte er. „Stille, Erhabenheit, gesunde Luft!“

Energischster Rüffel

Laschet hatte sich den Kipping-Spruch gemerkt: „Das stimmt nicht!“ parierte er jetzt mit Verzögerung. „Wir haben mit den Kitas und den Schulen begonnen! Wir waren das erste Land, das die Kitas wieder geöffnet hat!

Seine Ermahnung an die bekennende Befürworterin sachferner Parteipropaganda: „Das sollten wir uns einfach sparen!“

Deutlichste Warnung

Schlangen an den Grenzen sollten unbedingt vermieden werden!“, riet Virologe Schmidt-Chanasit und fordert „kostenlose Tests für alle Reisenden“.

„Wir brauchen in Europa Standards wie in Deutschland“, erklärte Laschet. „Ballermann-Partys, Sangria aus Eimern mit Strohhalm kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Das muss unterbunden werden!“

Schönstes Kompliment

Die Deutschen sind das beliebtesten Volk weltweit in der letzten Zeit“, lobte Messner. „Der Respekt vor ihnen ist von sehr tief unten auf ein sehr hohes Level gestiegen!

Und das „nicht nur, weil sie ihre schlimme Zeit besser aufgearbeitet haben als andere, sondern auch wegen ihrer großen Solidarität!“

Realistischster Einwand

Die Infektionsgefahr in den Bergen ist relativ gering“, bestätigte der Virologe, „aber man muss erst mal dorthin kommen!“

„Entscheidend ist, dass wir eine europäische Antwort finden“, stellte Laschet fest und erinnerte an seine gemeinsamen Jahre mit Messner als EU-Parlamentarier.

Vernünftigster Vorschlag

Dann lobte der Ministerpräsident die „sehr guten Vorbereitungen“ in Griechenland. Wichtig seien für die Zeit nach der Öffnung am 14.Juni „europäische Standards“.

Sein bevorzugtes Beispiel: „Wenn man alle Diskotheken geschlossen halten kann, wie in Deutschland, dann wäre das ein guter Schritt zu einem europäischen Gemeinsinn und auch zur Reisefreiheit!“

Weiseste Anmerkung

„Wo man hinfährt, das ist etwas, was den Menschen überlassen sollte“, mahnte Laschet. „Man kann freies Reisen nicht verbieten!“

Damit punktete er auch bei Reiseverkehrskauffrau Linnhoff. Sie legte los wie die Feuerwehr: „Die Politik hat offensichtlich nicht begriffen, wie wichtig jetzt Krisenmanagement ist!“ wetterte sie.

Ihr schärfste Kritik: „Wenn wir hier nicht mal auf Länderebene einheitliche Standards schaffen, brauchen wir über Brüssel nicht zu reden!“

Zahl des Abends

Interessanteste Info der Expertin: Wenn Luxusreisen für 15.000 bis 30.000 Euro ausfallen, sind 35 Prozent der Leute bereit, Ersatzgutscheine zu akzeptieren. Bei Billigreisen für Familien oder Rentner dagegen sind es nur fünf  Prozent – denn, so Linnhof: „Die Leute brauchen das Geld!“

Nützlichste Reklame

Bei Buchungen im Internet könne man ein paar Euro sparen, gab Laschet zu, aber: „Jetzt ist die persönliche Beratung im Reisebüro wichtiger als je zuvor!

„Das war mein Werbeblock“, fügte er hinzu, „aber ich meine dass sehr ernst!“

Schönster Selbsthilfe-Tipp

Ich habe es geschafft, zu Hause einer Achtjährigen beizubringen, wenn sie Klinken woanders anfasst, sich vorher eine Plastiktüte drüberzuziehen“, freute sich Kipping über ihre Tochter. „Inzwischen haben die Kids auch Spaß dabei!“

Allerdings: „Ich fand die Idee super, wandern zu gehen, aber da gab es jetzt bei uns im Kinderzimmer einen Aufstand, weil die Vorstellung, jeden Tag wandern zu gehen, stieß da nicht auf ungeteilte Begeisterung!“

Fazit: Entschleunigung im Vorfreudemodus, niemand strapazierte den Betroffenheitszünder, Querschüsse flogen höchstens aus der Wattekanone: Das war ein Liegestuhltalk der Kategorie „Ringelpiez ohne Anfassen“.

 

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