Vor 30 Jahren, am Dienstag, 20.Februar 1990, feierten 130.000 Menschen in Erfurt den ersten Auftritt Bundeskanzler Helmut Kohls im Kampf um Stimmen bei der ersten freien Wahl der DDR-Volkskammer am 18. März.
Die ARD-„Tagesthemen“ trafen damals eine ungewöhnliche Auswahl. Reporter Robin Lautenbach berichtete
zwei Minuten und zwanzig Sekunden lang über die SPD-Tradition Thüringens, den dortigen SPD-Landesvorsitzenden und das Überkleben von Wahlplakaten“ („Lieber rote Rüben als Kohl von drüben“).
Danach 43 Sekunden lang über drei junge SED-Anhänger. Zitat: „Ich finde, man sollte den Wahlkampf ohne den großen starken Bruder von drüben führen!“
Zum Schluss 37 Sekunden über DDR-Fahnen schwenkende und eierwerfende Kohl-Gegner sowie Kohls Rede.
Schlusswort des Reporters: „Das Patentrezept im Detail konnte der Kanzler nicht unterbreiten. Mehr als anderswo kommt es im DDR-Wahlkampf auf das Gefühl des Wählers an.“
Trotz solcher Kommentare bekam die CDU bei der ersten Landtagswahl in Thüringen am 14. Oktober 1990 45,4 Prozent, die SED-Nachfolgerin PDS nur 9,7 Prozent.
30 Jahre später sollen in Thüringen Abgeordnete der CDU den Kandidaten der SED-Nachfolgepartei „Linke“ Bodo Ramelow zum Ministerpräsidenten wählen. In Umfragen stieg die „Linke“ inzwischen auf 39 Prozent, die CDU stürzte auf 13 Prozent ab. Das Erbe Helmut Kohls ist verspielt.