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Das politische Weihnachten vor 65 Jahren

Was der Bundesweihnachtsmann 1954 schenkt...

Die Große Koalition hat den Deutschen schon in der Vorweihnachtszeit eine Reihe Geschenke gemacht, mit denen nicht alle Wähler glücklich sind. Vor 65 Jahren drehte eine Karikatur den Spieß um und zeigte, was führende Politiker und andere Funktionsträger vom Volk, vertreten durch einen „Bundesweihnachtsmann“, bekommen würde: „Bundeskanzler Konrad Adenauer ein Beil, mit dem alle parlamentarischen Zwischenfrage hingerichtet werden dürfen. Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhardt 300.000 italienische Arbeiter zur Aufrundung der Arbeitslosenzahl in der Bundesrepublik auf eine Million. Bundesfinanzminister Fritz Schäffer ein Denkmal des letzten Zonenrandbewohners, der noch an die Grenzlandhilfe glaubt. SPD-Chef Erich Ollenhauer ein Buch mit sieben Siegeln; Inhalt: das außenpolitische Programm seiner Partei. FDP-Chef Thomas Dehler ein neues Wunder-Mikrophon, das auch der krausesten Rede einen vernünftigen Sinn gibt. Sicherheitsbeauftragter Theodor Blank (später erster Verteidigungsminister) eine mittelalterliche Rüstung, anzulegen bei Propagandareden für die Wiederbewaffnung. Bayerns Ministerpräsident Wilhelm Högner eine Flasche importiertes außerbayerisches Süßbier (gegen das sich Bayern damals vergeblich wehrte). Münchens CSU-Politiker einen Zerrspiegel, der auch die längsten Gesichter wieder rund zieht. Bayerns SPD- und FDP-Politiker eine Extra-Portion Veronal, die vier Jahre lang jedes Klassenbewusstsein einschläfert. DFB-Bundestrainer Sepp Herberger Nägel, Bretter und einen Hammer, um das deutsche Tor dicht zu machen. Deutschlands Filmproduzenten einige neue Ideen für wirklich zugkräftige Filme: 08/15, 08/16, 08/17… Vieles ist natürlich lange überholt, anderes wirkt noch ziemlich aktuell… – Der Karikaturist Josef Nyary sen. (1910-1973) arbeitete seit den 1930er Jahren in Berlin und nach 1945 in Bayern. © Frankenpost www.Frankenpost.de