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Schwester der Unfalltoten erhebt bei „Maischberger“ schwere Vorwürfe gegen die Klima-Kleber

„Maischberger“. ARD, Mittwoch, 16.November 2022, 22.50 Uhr.

Der russische Krieg kommt bedrohlich näher: Erster Raketeneinschlag in Polen! Vieles noch unklar, aber zwei Menschen sind tot, und Putin droht die politische Quarantäne. Außerdem talkt Sandra Maischberger heute weiter über gefährliche Klimakleber und die tote Radfahrerin in Berlin. Die Gäste:

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (64, FDP). Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses warnt: „Mit Putin und seinen Getreuen kann man nicht verhandeln.“

Ralf Stegner (63, SPD). Der Außenpolitiker glaubt: „Dieser Krieg wird weder durch Panzer noch durch Alleingänge zu beenden sein.“

Anja Umann (44). Die Modedesignerin, Zwillingsschwester der nach einer Klimakleber-Blockade in Berlin verstorbenen Radfahrerin, sagt: „Ich stehe weiterhin hinter den Aktivisten, nur ihre Methoden stelle ich infrage.“

Hannes Jaenicke (62). Der Schauspieler hat auch einen amerikanischen Pass, lässt keine Wahl aus und berichtet stolz: „Ich bin bei den Demokraten registriert!“

Wolfram Weimer (58). Der Publizist („European“) urteilt: „Trumps Chancen sind deutlich gesunken, und Europa freut sich darüber.“

Alev Doğan (32). Die Journalistin („Pioneer“) lästert: „Joe Biden hat auch nicht gerade überzeugt. Das Ergebnis war ziemlich knapp!“

Strittige Themen, streitbare Gäste!

Zwiespältigste Reaktionen

Amerika ist wieder die Schutzmacht der westlichen Welt geworden“, freut sich Weimer über das Ergebnis der Zwischenwahlen, „aber bei Biden sieht man die Altersspuren schon sehr stark.“

Doğan glaubt nicht, dass der Präsident 2024 noch einmal antreten sollte: „In den USA, wo der Jugendwahn stark ausgeprägt ist, täten die Demokraten gut daran, einen jungen Kandidaten zu finden!“

Beruhigendste Botschaft

Zum Krieg steuert der „European“-Publizist eine beeindruckende Info bei: „Wenn ein Russe in der Ostukraine eine Zeitung aufschlägt, können die Amerikaner die Schlagzeile lesen.“ Uff!

Nach einem Foto, das Biden, Scholz, Macron und andere in Bali bei der Nachricht vom Raketeneinschlag in Polen zeigt, seufzt Weimer erleichtert: „Gottseidank gibt es Gespräche auf höchster Ebene. Da ist Schlimmeres verhindert worden.“

Mildester Verweis

Im FDP-SPD-Politikerduell startet Strack-Zimmermann aus der Defensive, denn sie hatte noch in der Nacht getwittert: „Nicht nur haben russische Raketen offenbar Polen und damit Nato-Gebiet getroffen, sondern auch zu Toten geführt. Das ist das Russland, mit dem hier einige absurderweise immer noch verhandeln wollen.“

Die Talkmasterin verpackt den fälligen Tadel in eine  Frage: „Sie sind die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Bundesrepublik Deutschland. Müssen Sie nicht vorsichtiger sein mit solchen Einschätzungen?“

Flaueste Ausrede

„Nein“ wehrt sich die Liberale. „Erstens bin ich eine unabhängige Abgeordnete, die in den Moment, wo ich etwas sage, oder hier bei Ihnen sitze, nicht den Ausschuss vertrete. Sondern das ist meine Meinung.“ Ach so.

Gelöscht habe sie den Tweet dann, „weil es sich herausgestellt hat, dass es ein“ – und hier malt sie Anführungszeichen in die Luft – Querschläger war. Und doch verwahre ich mich dagegen, dass wir jetzt anfangen, Opfer und Täter zu verwechseln!“

Vorsorglichste Gegenattacke

„Was überhaupt nicht geht, ist, dass jetzt der eine oder andere Troll um die Ecke kommt“, warnt Strack-Zimmermann gleich vorbeugend. „Aber ich räume ein, dass ich heute Morgen erleichtert war, dass es so war, wie es jetzt war.“ Puh!

„Vor Ort sind amerikanische und polnische Fachleute, die gerade skizzieren, was da passiert ist“, berichtet sie dann. „Das Problem ist, dass die Ukraine in diesem Gebiet Abwehrraketen hat, die aus sowjetischem Bestand kommen.“

Elegantester Seitenhie

Stegner lässt sich nicht beirren: „Die Russen haben keines ihrer Kriegsziele erreicht“, stellt er umstandslos fest. „Sich jetzt mit der Nato anzulegen, wäre glatter Wahnsinn!“

Dann schaut der SPD-Politiker auffällig an der FDP-Kollegin vorbei, die ihn ihrerseits scharf ins Auge fasst, und säuselt: „Dass man immer ein bisschen schnell twittert, das kommt vor.“ Ächz!

Gegensätzliche Positionen

Prompt springt das Zoff-o-Meter an. „Ja, zu schnell zu reagieren, richtig“, räumt Strack-Zimmermann missmutig ein. Aber nun werde ihr schon wieder zu viel vom dritten Weltkrieg geredet. Soll heißen: Jetzt bitte keine Angst vor Waffenlieferungen an die Ukraine, nur weil so eine Rakete…

Doch genau diese Waffenlieferungen sind jetzt Stegners Punkt: Er möchte viel lieber verhandeln, und deswegen unterbricht die Kollegin ziemlich grob: „Es gehört eben auch dazu, sich in die Perspektiven hineinzuversetzen von jemand anderen, auch wenn man die nicht teilt!“ Heißt: Diplomatie jetzt!

Überzeugendste Friedensinitiativen

Anschließend beharken sich die beiden eine Viertelstunde lang über Krieg und Frieden: „Ich glaube, dass unser Einfluss bei Putin gen Null geht!“ warnt Strack-Zimmermann. „Vorsicht ist besser, als Küchenpsychologie zu machen!“, ätzt Stegner.

Dabei stellt sich heraus: Beide haben Bücher geschrieben, die zu Weihnachten auf den Gabentisch sollen. Und zum Ende verstehe sie sich auch wieder: Stegner verweist auf sein norddeutsches Temperament, Strack-Zimmermann preist ihren rheinischen Humor. Und Frieden auf Erden!

Bewegendste Stellungnahme

Im emotionalsten Gespräch seit langem sitzt Anja Umann der Talkmasterin gegenüber. „Meine Schwester war ein Mensch, der sich immer für andere eingesetzt hat“, berichtet sie mit bewundernswerter Beherrschung. „Sie war die tapferste Kriegerin die ich je kennengelernt habe. Sie hat immer versucht die Welt ein Stück weit besser zu machen.“

„Wir haben immer zusammen gewohnt, fast symbiotisch, selbst für eineiige Zwillinge“, schildert die Designerin, die mit ihrer Schwester ein veganes, nachhaltiges Modellabel schuf. „Am Morgen habe ich noch zu ihr gesagt: ‚Fahr vorsichtig! Ich freue mich auf heute Abend.‘ Aber diesen Abend gab es leider nicht mehr.“

Ergreifendste Schilderung

„Als ich am Nachmittag nach Hause kam, war sie nicht da, und auch nicht erreichbar“, berichtet Umann weiter. „Da war klar, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Ich habe dann die Krankenhäuser angerufen.“

Ihre bittere Enttäuschung: „Am Anfang war die Prognose noch positiv. Es hieß, die Chancen stehen sehr gut, dass sie es schafft. Aber im Verlauf des nächsten Tages stellten sich Komplikationen ein, die den Weg zurück ins Leben für sie unmöglich machten.“ Immerhin habe sie noch „die Möglichkeit gaben, mich von ihr zu verabschieden.“

Politischstes Statement

Über ihre Ziele sagt die Designerin: „Klimaschutz ist immer ein Anliegen unserseits gewesen. Deswegen sind viele der Letzten Generation welche, mit denen wir uns immer identifizieren konnten.“

Aber, so Umann weiter: „Wir einen anderen Weg gewählt. Nicht den des zivilen Ungehorsams oder des Protestes, sondern des aktiven Veränderns. Das haben wir in einer Brache versucht, die große Missstände aufzeigt, wo wir das Gefühl hatten, wir können was verändern, was bewegen, als Pioniere zeigen, wie es anders geht. Das war unser Weg.“

Wichtigste Frage

Dann kommt Maischberger zum Kern: „Viele sagen, die Blockierer haben eine  Mitverantwortung am Tod Ihrer Schwester.“

Umann atmet tief durch. „Viele Indizien“, antwortet sie dann, „weisen ja darauf hin, dass unter Umständen meine Schwester jetzt noch am Leben hätte sein können, auch wenn die Sache noch nicht vollständig von der Staatsanwaltschaft aufgeklärt ist.“ Rumms!

Schwerwiegendste Anklage

Ihr gehe es dabei „allein um die Tatsache, dass Helfer behindert wurden“, erläutert sie. „Und da ist der Fall meiner Schwester einer, der noch mal exemplarisch verdeutlicht, was im schlimmsten Fall passieren kann.“

Denn, so Umann: „Erhebungen von Polizei und Feuerwehr zeigen, dass seit Juli von 18 Aktionen der Aktivisten 13 Mal Rettungskräfte verzögert am Zielort eintrafen!

Ihr harter Vorwurf: „Das zeigt in meinen Augen die Problematik, die definitiv besteht, wo die Gefährdung der Sicherheit von Menschen bewusst in Kauf genommen wird, was aus meiner Sicht moralisch und ethisch einfach übers Ziel hinausschießt und nicht mehr vertretbar ist!“

Tiefste Verletzung

Auf den menschenverachtenden Kommentar des Klimaaktivisten Tadzio Müller („Shit happens“) reagiert Umann sichtlich betroffen: „Das ist wie ein Dolch, der sich in mich hineinbohrt!“

Ihre traurige Erwiderung: „Wenn ich eine Botschaft habe, dann wohl die, zu überlegen, ob Hass, Wut und Zerstörung der richtige Weg zur Veränderung ist. Oder ob man in einem konstruktiven Miteinander nicht mehr erreichen kann, Probleme zu lösen.“ Dafür gibt es anhaltenden Applaus.

Menschlichste Mahnung

Zum Verteidigungsgerede einer Aktivistin, sie protestiere „aus Verzweiflung“, sagt Umann: „Meine Antwort ist immer die gleiche: Selbst handeln! Aktiv etwas beitragen! Versuchen, mit Lösungsansätzen zu überzeugen statt mit blindem Protest!“

Wenn ihre Schwester noch lebte, würde sie, so die Designerin zum Schluss, an alle appellieren, zu   verstehen, „dass Aggressivität und Radikalität uns alle nicht weiterbringt.“

Denn: „Es geht immer darum, ein konstruktives Miteinander zu schaffen, die Probleme zu sehen, aber nicht in radikalen Lösungen Ziele zu finden.“

Zitat des Abends

Radfahren ist in Berlin lebensgefährlich, einer Stadt, die besonders grün sein möchte.“ Anja Umann

Fazit

Erst eine hitzige Diskussion im Louis-de-Funès-Stil: „Ja! Nein! Doch! Ah!“ Dann eine anrührende Klage als ernste Mahnung zum Innehalten. Das war eine Talkshow der Kategorie „Menschlich, Allzumenschlich“.

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