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Russland-Talk bei Anne Will: Riesen-Zoff um wirre Verschwörungsfantasien einer Linke-Politikerin

„Anne Will: Giftanschlag auf Nawalny – ändert Deutschland jetzt seine Russland-Politik?“ ARD, Sonntag, 6.September 2020, 21.45 Uhr.

Die Linke-Politikerin Sevim Dağdelen, Mitglied im Außenpolitischen Ausschuss des Bundestags, hat in der ARD-Talkshow mi wirren Thesen zum versuchten Giftmord an dem Putin-Kritiker Alexei Anatoljewitsch Nawalny massiven Ärger hervorgerufen.

Wörtlich sagte die Abgeordnete: „Wir wissen nichts über die Herkunft des Nowitschok! Auch westliche Geheimdienste könnten das haben! Wir wissen nichts über die Täter!

Talkmasterin Anne Will konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: Die Einladung hatte sich gelohnt, die Linke macht ordentlich Krawall. Die Gäste:

Norbert Röttgen (CDU), der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, weiß: „Es gibt nur eine Sprache, die Putin versteht: Geld und Gas!“

Ex-Minister Jürgen Trittin (Grüne), Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, forderte: „Man sollte die russische Elite nicht anders behandeln als jeden Clanchef in Neukölln!“

Die Ex-Fraktionsvizechefin Sevim Dağdelen (Linke) gilt als Putins U-Boot im deutschen Parlament.

Wolfgang Ischinger, Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, fordert von den Europäern mehr gemeinsame außenpolitische Härte gegenüber Russland.

Sarah Pagung, Politologin mit Russland-Expertise, zweifelt: „Es muss nicht zwingend eine Order aus dem Kreml gewesen sein!“

Drei Abgeordnete, zwei Sachverständige: Es sah aus, als träfe sich der Auswärtige Ausschuss bei Anne Will zu einer Sondersitzung. Die Empörung über den russischen Terroranschlag auf den bekanntesten Putin-Gegner ist groß, aber nach vielen Worten fehlen noch die Taten.

Pessimistischste Prognose

Ich habe eine klare Erwartung, was jetzt passiert: nämlich nichts!“ sagte Röttgen über die Illusionen, die sich manche offenbar noch immer über Putins Interesse an der Aufklärung des Verbrechens machen.

Der Mordversuch sei vor allem eine Botschaft an das Volk in Russland, aber auch in Belorus, erklärte der CDU-Politiker weiter. Sie laute: Wenn ihr euch gegen uns stellt, dann wisst ihr jetzt, wie es euch ergeht!

Und schon fing der Zoff an

Die Talkmasterin hatte drei Monate Pause, jetzt wollte sie es gleich mal richtig krachen lassen. Das übernahm ihr Gast von der Linken mit Wonne. „Im Gegensatz zu Herrn Röttgen war ich bei der Tat nicht dabei“, spottete Dağdelen, „und ich kenn auch den Täter nicht!“

Frechste Nebelkerze

„Ich bin auf der Suche nach der Wahrheit“, behauptete Dağdelen dazu treuherzig. „Solange man keine Beweise hat, soll man nicht spekulieren!“

Man soll sich nicht dümmer stellen als man ist“, kontert Trittin trocken.

„Alles spricht für einen gut ausgestatten Akteur“, assistierte Expertin Pagung. Es gibt keinen vernünftigen Zweifel an der russischen Schuld, sondern nur Interessen, die Verantwortung zu verschleiern.

Schallendste Ohrfeige

Linke-Dağdelen aber streute weiter fleißig Desinformationen, bis Ischinger der Kragen platzt: „Verwirrspiel!“ polterte der Ex-Diplomat. „Ich finde es empörend, wie Sie hier Verschwörungstheorien Vorschub leisten!“

Röttgen wiederholte seine schlüssige Analyse der Beweggründe Putins: „Es besteht die Absicht, ein Exempel zu statuieren“, erklärte der CDU-Politiker. Wie schon vorher in England und Berlin solle der Anschlag sagen: Wir kriegen euch, wo immer ihr seid!

Damit wolle der Kreml-Chef verhindern, dass das Freiheitvirus vom Kiew und jetzt aus Minsk womöglich nach Moskau übergreift, sagte Röttgen weiter. Denn sobald das geschehe, sei das System Putin am Ende.

Krudestes Argument

Die Talkmasterin heizte den Irrwitz noch mal an: Am Donnerstag hatte der frühere Linke-Chef Gregor Gysi in seiner typischen Art den Verdacht gestreut, der Anschlag könne auch von einem „beauftragten Gegner“ der Ostsee-Pipeline verübt worden sein, um die Gasleitung doch noch zu verhindern.

„Gregor Gysi hat die Frage ‚Cui bono’ gestellt…“ sagte Dağdelen dazu.

„Wem nutzt es“, übersetzte Will.

„..die Cicero als erster in seiner Verteidigungsrede gestellt hatte“, schwadronierte die Linke weiter. „Gysi jetzt direkt eine Verschwörungstheorie zuzuschreiben, wäre so, als wäre Cicero auch ein Verschwörungstheoretiker gewesen.“ Ujujujui!

Schärfstes Urteil

Wir haben es mit einem System zu tun, in dem der politische Mord Tradition hat“, stellte Trittin ohne Umschweife fest.

Die Debatte um Nowitschok bringt auch die Bundesregierung in die Bredouille“, warnte Russland-Expertin Pagung. Die Bundeskanzlerin habe sich durch ihre klaren Worte einem enormen Druck ausgesetzt.

Merkwürdigster Einwand

Ischinger zog ein ganz merkwürdiges Argument aus dem Hut und verlor dabei völlig den Faden. „Eine Folge eines jetzigen Stopps von Nordstream 2, die ich unerfreulich finden würde, wäre, dass dann die angedrohten oder bereits durchgeführten extraterritorialen Sanktionen unserer amerikanischen Freunde möglicherweise genau bei der Trump-Administration, bei denen, die solche  extraterritorialen Sanktionen Anwendung zu einem Triumphgeheul führen würde“, schwurbelte er. Uff! Da ist aber jemand voll aus der Kurve geflogen!

Weißestes Kaninchen

Und Ischinger hatte noch einen Zaubertrick im Zylinder: Bei einer europäischen Entscheidung, sagt er weiter, „hätte wir endlich das erreicht, was eigentlich seit vielen, vielen Jahren überfällig ist, nämlich dass Nordstream nicht ein deutsches Projekt gegen den Rest der EU ist, sondern ein europäisches Projekt.“ Heidewitzka!

Röttgen hatte geduldig zugehört. „Das werden Sie nicht schaffen“, erwiderte er jetzt etwas unwirsch. „Es geht um zwei große Firmen, die massiv investiert haben. Das ist nicht die deutsche Wirtschaft!

Deutlichste Klarstellung

„Das, was wir jetzt erleben, als System Putin“, erklärte der CDU-Politiker weiter, „ist die Frage, ob wir als Europäer diesem menschenverachtenden System etwas entgegensetzen, und zwar entschlossen und geschlossen.

Denn: „Das ist der Dreh- und Angelpunkt: Ob wir in einer Sprache antworten, die Putin versteht“, fügte Röttgen hinzu. Nordstream sei „von Anfang an ein deutsches Projekt gegen die Europäer“ gewesen und geblieben.

Peinlichste Dramatik

Dağdelen unternahm noch einen besonders angestrengten Versuch, Putins Pläne zu retten: „Wie will man den Familien erklären, dass die Energiepreise dann steigen werden?“ fragte sie theatralisch.

Darüber konnten die anderen dann nur noch den Kopf schütteln. „Historisch niedrige Preise“, funkte Trittin ungeduldig dazwischen.

Interessanteste Übereinstimmung

Wir als Grüne haben immer gesagt, diese Pipeline ist eine Wette gegen die europäischen Klimaschutzziele“, schimpfte Trittin zum Schluss. „Wir müssen, wenn wir wirklich unabhängig werden wollen, den Verbrauch von fossilen Rohstoffen massiv einsparen!“

Röttgen stützte seine Ablehnung auf ein anderes Argument: „Es geht gar nicht um Gas“, erklärte er. „Es geht darum, die Ukraine energiepolitisch zu destabilisieren. Wenn Nordstream kommt, ist die Ukraine erledigt!“

Und Anne Will stellte fest: „Seit heute ist Nordstream kein wirtschaftliches Projekt mehr, sondern ein politisches Projekt.

Fazit: Nüchterne Analysen gegen wilde Spekulationen, Stimme der Vernunft gegen aberwitzige Vorwürfe: Das war eine Talkshow der Kategorie „Wahrheit gegen Wirrsinn“.

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