Teletäglich

Röttgen bei Maischberger: Der Krieg darf sich für Putin nicht lohnen!

„Maischberger.“ ARD, Dienstag, 24.Mai 2022, 23.05 Uhr.

Kanzler Scholz hat Stress wegen Waffenlieferungen gegen Putin, Altkanzler Schröder hat Ärger wegen Lobbyarbeit für Putin. Perfektes Grill-Gut für Sandra Maischberger! Die Gäste:

Norbert Röttgen (56). Der CDU-Außenexperte mahnt: „Unsere Außenpolitik muss sich viel stärker an der Wirklichkeit und weniger an unserem Wunschdenken orientieren!“

Ralf Stegner (62, SPD). Der Parteilinke fordert, „den Kanzler mehr nach seiner Arbeit zu beurteilen und weniger nach seiner öffentlichen Wirkung.

Kurt Krömer (47). Der Comedian, bürgerlich Alexander Bojcan, litt Jahre lang unter schweren Depressionen.

Florian Schroeder (42). Der Kabarettist zählt Scholz an und verteidigt Schröder.

Anna Mayr (29). Die Politikredakteurin („Zeit“) spottet: „Ich kann Russlandversteher nur noch ernst nehmen, wenn sie auch bereit sind, dorthin auszuwandern!“

Christoph Schwennicke (56). Der Publizist („Corint Media“) attestiert dem Bundeskanzler „manchmal Größenwahn“.

Streitbare Geister mit teils ziemlicher hoher Redegeschwindigkeit!

Start mit Salto rückwärts

Kabarettist Schröder hat den ukrainischen Präsidenten 2019 als „Komiker“ belächelt, jetzt muss er seine faulen Witze selber schlucken: „Das ist ein sehr schönes Beispiel dafür, wie man sich täuschen kann“, gibt er immerhin umstandslos zu.

Sein Revisionsurteil: „Er hat eine klare Art und Weise, zu kommunizieren. Er hält pointierte Reden, da bleibt was hängen, da weiß man, wovon er spricht. Selbst im Look hat er sich für ein klares CI (Corporate Identity) entschieden, nämlich das T-Shirt.“ Uff! Olaf Scholz trägt sowas aber auch, manchmal!

Unerwartetster Realismus

„Zeit“-Redakteurin Mayr debütiert mit einem ausgesprochen selten gehörten Statement: „Ich finde nicht, dass man als Deutsche Pazifist sein kann“, erklärt sie in die erstaunten Gesichter der Runde, denn „das lernen wir doch aus der Geschichte, dass das grundfalsch ist.“ Ui!

Ihre überzeugende Begründung: „Wie wurde Deutschland besiegt, als die Nazis es regiert haben? Durch Waffen! Ich finde, aus dieser Geschichte muss man gerade nicht lernen, dass man alles tun sollte, um bloß nicht mit diesen blöden Panzern zu tun zu haben! Sondern, dass Panzer und Kampfflugzeuge auch befreien können.“ Rumms!

Schlimmste Scholz-Schelte

Die Talkmasterin heizt das Thema mit dem Verdacht der Woche an: „Hier wird auf Zeit gespielt“, warf CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter dem Kanzler vor. „Da werden versteckte Signale an Putin gesendet.“

Auch die „Zeit“-Redakteurin hat den Eindruck, „dass da etwas aufgeschoben wird.“ Stutzig macht sie, dass jetzt so viel von Amtseid die Rede sei. Der Kabarettist wird noch deutlicher: „Bei Scholz halte ich es für ein großes Problem, dass er versucht, eine Angela Merkel hoch zwei zu sein, plus einer ziemlichen Arroganz!“

Krachendste Kanzler-Kritik

Diese Arroganz zeige Scholz „vor allem Journalisten und seinen eigenen Bürgern gegenüber“, wettert der Kabarettist weiter. Das mache der Kanzler „in so einer Haltung: Ich hab‘s ja verstanden, ihr nicht, aber erklären muss ich’s auch nicht.“

Schröders zentraler Vorwurf: „Erst sagt Scholz, die Ukrainer können mit den Waffen nicht umgehen. Dann hieß es, die Waffen seien nicht lieferbar. Dann waren sie nicht funktionstüchtig. Und dann hieß es, die Bundeswehr braucht die Waffe selbst. Welche jetzt? Die nicht lieferbaren, oder die nicht funktionstüchtigen, oder beide?

Umfassendste Unvermögenserklärung

Passt! Heiterkeit und Beifall im Studio. Kollege Schwennicke kratzt sich den Kopf. „Da habe ich das Gefühl, wir haben einen Bundeskanzler, der in der Sache nicht weiß, was er will“, lästert Schröder. „Da eiert einer herum!“

„Das kommunikative Unvermögen ist erschreckend“, sekundiert Schwennicke. „Er kann es nicht gut, und er hat auch keine Lust dazu. Und manchmal hat er Quartalsanfälle von Größenwahn.“ Horrido!

Wütendster Konter

Die Debatte wird so hitzig, dass Maischberger Scholz mit Schröder verwechselt und Schwennicke den „Herrn Baerbock“ lobt. Dann sitzen Röttgen und Stegner mit Maischberger im Stuhlkreis, und auch der SPD-Politiker ledert sofort los: Kiesewetters Vorwurf sei „völlig absurd“.

Stegners scharfe Gegenrede: „Ich finde es verantwortungslos, so etwas zu sagen! Das ist ja buchstäblich ein Verratsvorwurf, und das ist völlig daneben!“

Wichtigste Unterscheidung

Meine Feststellung ist, dass der Satz, die Ukraine soll gewinnen, von Olaf Scholz so noch nicht ausgesprochen wurde“, erläutert Röttgen vorwurfsvoll. „Er sagt immer: Putin darf nicht gewinnen. Aber ab wann das eigentlich der Fall ist, ist ja sehr vage. Ich glaube, dass das kein Zufall ist.“

Stegner kommt auf den Punkt: „Wie

wollen Sie denn den Satz ‚die Ukraine darf nicht verlieren‘ in den Satz ‚die Ukraine soll gewinnen‘ umwandeln?“ Gute Frage!

Entscheidende Forderung

Kiesewetter habe als Kriegsziel definiert, dass „keine russischen Truppen mehr auf ukrainischen Territorium stehen“, antwortet der CDU-Politiker. Seine Einschätzung sei, „dass der Bundeskanzler das nicht als sein Ziel verfolgt.“

„Der Krieg darf sich auch nicht ein bisschen gelohnt haben“, warnt Röttgen mit doppelten Handkantenschlägen durch die dicke Studioluft. „Das Minimalziel lautet: Die russischen Truppen müssen sich auf den Stand zurückziehen, auf dem sie vor dem Krieg waren. Dann hätte die Ukraine gewonnen, und Putin hätte diesen Krieg verloren.

Bedenklichster Wortwechsel

Die Talkmasterin zitiert den polnischen Präsidenten Andrzej Duda, der Berlin Wortbruch bei der versprochenen Lieferung von Panzern an sein Land vorwirft. Stegner will das wegschwurbeln: „Da werden eine Menge Dinge behauptet, die nicht stimmen.“

Maischberger staunt: „Das ist der polnische Präsident!“

Doch der SPD-Politiker lässt sich nicht beeindrucken: „Der hat die Wahrheit auch nicht gepachtet!“, entgegnet er ungerührt. Puh! Unruhe im Publikum!

Die Talkmasterin beugt sich überrascht vor: „Aber er weiß doch, ob er Panzer aus Deutschland bekommt, oder?“, setzt sie nach. „Sie glauben, dass der polnische Präsident nicht weiß, was er redet?“

Da wird es selbst Stegner zu heiß: „Nein, das habe ich nicht gesagt“, behauptet er plötzlich. Heidewitzka! Das war knapp.

Und wieder Zoff

Dieses Nichterfüllen von Zusagen hat in ganz Osteuropa, vor allem bei den Polen, aber auch bei den Tschechen, den Slowenen und im gesamten Baltikum riesige Enttäuschung ausgelöst“, schimpft Röttgen, „weil die Bundesregierung nicht hält, was sie verspricht!“

„Schwere Waffen meint in diesem Zusammenhang nicht Kampfpanzer aus dem Westen, nicht etwa Kampfflugzeuge“, behauptet Stegner.

„Es fehlt am Willen!“, beharrt Röttgen. „Wir können liefern!“

Steger versucht es mit einem rhetorischen Trick: „Sind Sie Panzerexperte?“

„Dafür braucht man kein Panzerexperte zu sein“, kontert Röttgen ungeduldig. „Wir haben die viertstärkste Rüstungsindustrie weltweit.“ Amen!

Verblüffendste Namensvetternwirtschaft

Auf Maischbergers Frage nach den Kündigungen des führenden Putin-Lobbyisten sagt der Kabarettist Schröder über den Altkanzler Schröder: „Es kann schon sein, das er da vor allem von finanziellen Nachteilen getrieben ist“, von wegen Sanktionen und so.

Schröders moralische Bewertung Schröders: „Natürlich ist das komplett daneben, was er da seit Jahren macht. Ich glaube, er hat sich da schwer verrannt. Er ist komplett in der Sackgasse. Aber ich finde das Schröder-Bashing auch ein bisschen billig und wohlfeil.“

Urteil des Kabarettisten: Zwar bestätige der Altkanzler Putins Meinung von den „nützlichen Idioten“ im Westen, aber seine Lebensleistung als Regierungschef sei eine andere. Joho!

Vernichtendste Perspektive

„Ich bin für Schröder-Bashing immer zu haben“, gesteht dagegen die „Zeit“-Redakteurin. Schröder habe seinerzeit die Grundsicherung eingeführt, doch jetzt könnten sich die Grundsicherungsempfänger kein Mehl mehr leisten. wegen eines Krieges, der mit dem „leckeren russischen Gas“ zu tun habe.

Ihr Urteil über den Altbundeskanzler: „Das kumuliert jetzt in einer Krise, wo man sagen muss: Er ist eigentlich an allem Schuld. Da hat jemand richtig ins Klo gegriffen.“

Beeindruckendste Biographie

Als letzter Gast gibt Comedian Kurt Krömer bewegende Einblicke in seine lebensgefährliche Depression, von der er in seiner Biographie berichtet: „Ich dachte immer, ich bin böse“, schildert er seinen schlimmen Gemütszustand in dreißig Jahren Krankheit.

Gespenstischste Szene: Nach einer ARD-Weihnachtsfeier sei er „in München spazieren gegangen, habe plötzlich geschwitzt und gedacht: So fühlt es sich an, wenn man stirbt.“ Um nicht einzuschlafen, sei er „durch die Stadt gegangen, völlig kreidebleich“, und habe „irgendwelche Weihnachtslieder gesungen.“

Schlimmste Vorstellung

„Zum Schluss habe ich den ganzen Tag im Bett gelegen“, erzählt der Comedian dann. In der Klinik habe er Angst gehabt: „Die nehmen mir meine Vollmeise weg, die du als Künstler einfach brauchst. Und dann gehe ich hier vielleicht raus und sage: Ich möchte in der Behörde arbeiten.“ Heiterkeit im Publikum!

Doch: „Das erste, was der Therapeut in der Klinik gesagt hat, war: Die Meise können Sie behalten“, erinnert sich Krömer. Nach seiner Heilung habe er sich noch einmal so schlecht gefühlt, dass er einen Rückfall befürchtete, doch sein Psychiater habe ihn kompetent beruhigt: „Sie haben nur einen Scheißtag gehabt.“

Krömers Erkenntnis: „Es geht nicht darum, dass du nur auf der Sonnenseite bist. Es gibt auch blöde Momente.“

Fazit

Unvermutete Ansagen, verblüffende Thesen, verdutzte Reaktionen und bizarre Berichte. Das war eine Talkshow der Kategorie Wilhelm Busch: „Stets findet Überraschung statt, wo man es nicht erwartet hat“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert