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Psychologin bei Maybrit Illner: „Dann feiern wir Weihnachten eben im Mai!“

„Maybrit Illner: Feste ohne Freude – Wie lang wird der Corona-Winter?“ ZDF, Donnerstag, 26. November 2020, 22.15 Uhr.

Die Psychologin Prof. Ulrike Lüken hat in der ARD-Talkshow „Maybrit Illner“ am Donnerstag vorgeschlagen, das jetzt durch die Pandemie stark beeinträchtigte Familienfest vom 25.Dezember auf einen späteren Termin zu verschieben.

Wörtlich sagte sie: „Manchmal kann man ja auch alte Traditionen über Bord werfen, die man schon lange loswerden wollte. Es besteht ja auch durchaus die Möglichkeit zu sagen: Gut, dann feiern wir Weihnachten eben im Mai, wenn das Wetter besser ist!“

Das Leben gelockdownd, die Deutschen depri, die Aussicht trüb: Höchste Zeit für ein Weihnachtswunder! Maybrit Illners Gäste:

Angela Merkels Kanzleramtschef Helge Braun kündigte in Buddha-Ruhe einen langen Bremsweg an: „Wir müssen uns bis März auf Einschränkungen einstellen!“

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hatte sich am Mittwoch bei Merkel mit dem Kanzleramtschef gezofft. Passierte das jetzt noch mal?

Prof. Lüken weiß: „Weihnachten ist für viele Menschen der emotionale Höhepunkt des Jahres.“

Die Ärztin Sibylle Katzenstein schimpfte: „Mit mehr Schnelltests und FFP2-Masken hätten wir das Problem besser im Griff!“

Der Kabarettist und Autor Michael Mittermeier schrieb das Blödel-Buch „Ich glaub ich hatte es schon: Die Corona Chroniken“.

Ranga Yogeshwar (61). Der ARD-Wissenschaftsjournalist ist mit seinen Argumenten immer so fix bei der Hand, dass man meint, er könne auch gegen sich selber Tischtennis spielen.

Die Gästeliste war gut, waren es auch die Nerven? Der Minister vertraute voll auf seinen Ruhepuls: „Wir konnten das Infektionsniveau einfrieren“, sagte er gelassen. Ob Weihnachten zum Ansteckungsproblem werde oder nicht, „das haben wir wirklich alle selber in der Hand.“

Prompt erhöhte die Talkmasterin die Schlagzahl: Frank Ulrich Montgomery vom Weltärztebund habe gesagt: „Es wird ein Fest mit einem Todesrisiko!

Doch auch damit lockte sie den Merkel-Mann nicht aus der Reserve: „Voraussetzung dafür, dass man sicher seine Verwandten treffen kann“, erklärt Braun mit seiner Hypnosestimme, „ist, dass man in der Vorweihnachtswoche seine Kontakte wirklich auf ein absolutes Minimum reduziert“, Motto: „Wir bleiben zu Hause!“

Bildkräftigster Vergleich

Ärztin Katzenstein hatte eine kleine Hiobsbotschaft im Gepäck: „Die Positivrate ist jetzt eher höher“, meldete sie aus ihrer Praxis, kritisierte aber die Vorgaben für die Tests: „Ich hatte das Gefühl, dass sich die Pandemie an die Laborkapazitäten anpassen soll, und nicht anders rum!“

„Dass wir immer noch Zettel ausfüllen, wenn wir ins Restaurant gehen, ist im Zeitalter der Digitalisierung unendlich träge!“ wetterte Yogeshwar in seiner Wohnung in Hennef. „Das ist, wie wenn man den Rasen mähen würde und dazu eine Nagelschere nutzt!

Wichtigstes Prinzip

„Uns ist es wichtig, die Gesundheit zu schützen, und soweit wie möglich Wirtschaft und Arbeitsplätze“, erklärte die Ministerpräsidentin in Schwerin, „aber eben auch den sozialen Zusammenhalt. Weihnachten und der Jahreswechsel, das gehört dazu!“

„Das Weihnachtsfest ist einer der emotionalen Höhepunkte“, assistierte Prof. Lüken. „Wenn die Regeln zu streng sind und Weihnachten ausfallen würde, das würde nicht funktionieren!“

Aufschlussreichste Analyse

„Im Frühjahr ist da Thema häufig Angst und Verunsicherung gewesen“, berichtete die Psychologin weiter. „Jetzt ist das Thema eher Depression.“

Denn: „Wir haben es mit sozialem Kontaktmangel zu tun. Mit Einsamkeit. Noch dazu ist der November ein Monat, der für viele Menschen stimmungsmäßig sowieso schwierig ist.“

Trübste Aussicht

Braun machte die Zahl von 400 Corona-Toten am Tag sichtlich zu schaffen. Seine beunruhigende Prognose: „Die Zahl wird jetzt noch etwas steigen!“

„Wenn wir in dieser Höhe bleiben, fehlt uns die Kraft, irgendwann auch wieder zu lockern“, fürchtete er. „Das ist psychologisch für das Land ganz schlecht!“

Deutlichste Übereinstimmung

Schwesig hatte die Friedenspfeife dabei: „Ich bin bei Kanzleramtschef Braun“, stimmt sie zu. Den Shutdown müssten alle mitmachen, auch die Länder, die unter der Grenze von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohner lägen – also auch ihres.

„Das sind harte Einschränkungen“, betont die Ministerpräsidentin. „Viele Geschäfte haben zu, die Kulturbranche, die Hotels, das ist ja keine Kleinigkeit!“

Aber: „Ich bin froh, dass wir uns durchgesetzt haben“, sagt sie und schiebt schnell noch hinterher: „Zusammen!“

Kompromissloseste Ansage

„Die Öffnung dient dem Weihnachtsfest, nicht der großen Silvesterparty“, macht Braun unmissverständlich klar. „Sie soll längstens bis zum 31.12. gehen.“

Doch: „Einige Bundesländer werden das auch schon vor dem Silvestertag wieder beenden. Die Silvesterparty sollte nicht stattfinden!“

Kritischstes Plädoyer

„Ich finde, wir brauchen langfristigere Strategien“, murrtr Ärztin Katzenstein. „In meiner Praxis haben wir jetzt ungefähr 1300 Patienten positiv getestet, und es hat sich von meinem Personal niemand angesteckt, auch kein Patient.“

Deshalb: „Statt so strenge Maßnahmen zu fahren, könnte man ja auch der Bevölkerung erklären, wie man sich effektiv schützen kann, vor dem Fest!“

Elegantester Konter

Die Talkmasterin kitzelt den Minister mit dem vielzitierten Statement von Friedrich Merz: „Es geht den Staat nichts an, wie ich Weihnachten mit meiner Familie verbringe.“ Illners Frage an den Minister: „Was ist an diesem Satz richtig?“

Braun ist wie immer gut vorbereitet: „Dass wir uns so wenig wie möglich ins Private einmischen, ist absolut richtig“, antwortet er. „Aber natürlich endet die Freiheit des Einzelnen, wo es um die Gemeinschaft geht!

Verblüffendster Vorschlag

„Weihnachten ist eine Art Belohnung für die Einschränkungen, die wir in Kauf genommen haben“, meinte die Psychologin. „Die gute Nachricht ist: Weihnachten fällt nicht aus, Weihnachten findet coronakompatibel statt.“

„Welche kreativen Lösungen können wir finden?“ fragt sie dann. „Statt der Kaffeetafel zum Beispiel ein Weihnachtsspaziergang!“

Positivste News

Der Minister freute sich über neue Waffen gegen das Virus: „Wir haben jetzt die Schnelltestes als Instrument, um Schulklassen früher aus der Quarantäne zu holen“, berichtete er. „Und jeden Monat wächst jetzt die Kapazität.“

Seine Hoffnung: „Wir werden im Januar, Februar, März jeden Monat mehr Schnelltests haben. Neben dem Frühjahr und dem Impfstoff werden uns auch die Schnelltests deutliche Freiheitsgrade zurückgeben.“

Traurigste Klage

„Man fühlt sich alleingelassen“, beschwerte sich Comedian Mittermeier. „Wir haben nicht das Gefühl, das da wirklich jemand versucht, sich in die Kulturbranche einzufühlen. Da sind Hunderttausende Menschen, die keinen Job haben!“

Verwegenster Vorschlag

„Es braucht ein emotionales Signal“, sagte der ARD-Wissenschaftsjournalist dazu. „In Singapur haben Politiker, hohe Beamten und Manager gesagt: Wir verzichten auf einen Teil unseres Gehalts.“

Yogeshwars „ganz konkreter Vorschlag“: „Warum nicht bei vielen Beamten sagen: Dieses Jahr gib es kein dreizehntes Monatsgehalt, das geht an Michael Mittermeier and friends! Fände ich gut!“ Ob da auch ARD und ZDF mitmachen?

Schlaueste Antwort

„Wäre das eine Idee, zu sagen, das Weihnachtsgeld oder das 13. Gehalt wird gespendet, auch von der Politik?“ fragt die Talkmasterin den Minister.

„Wenn wir so eine Hilfe aus Steuermitteln machen, dann ist es das Gerechteste, was es gibt“, antwortete Braun ganz locker. „Weil der, der wenig verdient, zahlt nur wenig Steuern, und der, der ein riesig hohes Gehalt hat, zahlt viele Steuern.“ Hm – war das wirklich die Frage?

Elegantester Konter

„Insofern leisten alle Menschen einen Beitrag nach ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit“, erklärte der Minister. „Insofern brauchen wir keine Sonderumlage.“ Uff! Yogeshwar grinst spöttisch auf die Runde hinab.

Illner fragt auch bei der Ministerpräsidentin nach, doch Schwesig dreht den Spieß einfach um: „Es ist Wahnsinn, was viele Leute in der Verwaltung leisten, allein in den Gesundheitsämtern!“ lobt sie. „Das muss auch wertgeschätzt werden!“

Konstruktivste Frage

„Warum nicht mal eine ‚Taskforce Kultur‘ gründen?“ fragte Mittermeier. „Die Politiker müssen lernen, die Branche zu verstehen!“

Seine Bitte: „Gebt mir die Nummer von Olaf Scholz, oder gebt ihm meine Handynummer!“

Spontanste Zusage

Illner lacht, Braun lächelt, doch der Comedian kämpft wacker weiter: „Einfach nur, um miteinander zu reden!“ erklärt er. „An der Lebenswirklichkeit der Kulturarbeiter geht’s leider oft vorbei.“

„Wir gucken mal, ob wir den Kontakt zustande kriegen“, verspricht die Talkmasterin und hat damit auch schon wieder ein neues Talk-Thema. Allerdings nur das zweitbeste, denn, so Illner: „Mit dem Virus können wir leider nicht sprechen!

Fazit: Verwirrende Vorlagen, gut gezielte Fouls, gefinkelte Player, Schiedsrichterin Illner ließ alles durchgehen: Das war ein Talk der Kategorie „Druckperiode“.

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