Teletäglich

Olympia-Talk bei Plasberg: Felix Neureuthers erschütternder Folter-Film as China

„Hart aber fair: Winter ohne Schnee, Spiele ohne Freiheit: Was soll Olympia in Peking?“ ARD, Montag, 31.Januar 2022, 21 Uhr.

Schmale Kunstpisten im braunen Staub, null Fun, null Flair, statt sachkundiger Fans schikanekundige Polizisten! In „Hart aber fair“ gruselt sich auch Frank Plasberg. Seine Gäste:

Christian Neureuther (72). Der Ski-Star war dreimal bei Olympia dabei, wie auch Ehefrau Rosi Mittermaier (71). Sohn Felix (37) schaffte es zweimal.

Jürgen Hardt (58, CDU). Der Außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion sieht in den Spielen „auch eine Chance, intensiver über die politische Lage in China zu diskutieren.

Tamara Anthony (44). Die Leiterin des ARD-Studios Peking twittert: „Auch ich werde überwacht und verfolgt!“

Marina Schweizer. Die Sportjournalistin („Deutschlandfunk“) kritisiert: „Das IOC hat einem skrupellosen Regime die größte Werbebühne der Welt bereitet!

Felix Lee (45). Der Wirtschaftsjournalist („taz“) schimpft: „Deutschland duckt sich weg!“

Alle wollen Nachhaltigkeit, aber wie nachhaltig ist die Kritik, ist nach der ersten Goldmedaille alles schon wieder vergessen? Das Zoff-o-Meter ist heute besonders gespannt!

Traurigster Fehlstart

Christian Neureuther war mit dem IOC vor Ort: „Die Gegend hat mit Wintersport nichts zu tun“, schildert er betroffen. „Mit die trockenste Gegend von ganz China. Alles mit Kunstschnee, weil dort regnet’s nie, und im Winter schneit es maximal fünf Zentmeter!“

Seine Familie sollte auf Einladung des Organisationskomitees „eine Botschafter-Familie spielen“, so der Ski-Star. „Wir haben gedacht: Die Chinesen sind das ideale Volk, zu zeigen, dass es anders geht. Nachhaltig. Aber als wir zurückkamen, haben wir gesagt: Das ist nix für uns.“

Ernüchterndste Info

ARD-Korrespondentin Anthony wird aus Peking zugeschaltet. Dort ist es vier Uhr früh. „Erlebt man Vorfreude in der Stadt?“, fragt der Talkmaster hoffnungsvoll. „Ist das schon am Britzeln?“

Die Journalistin kann darüber nur lachen: „Nee! Eigentlich gar nicht!“ Covid und chinesisches Neujahrsfest, das heißt auch: Ein paar Olympia-Werbetafeln, den Leuten ist Sport egal, sie ärgern sich eher, etwa über Straßensperren für Olympiafahrzeuge.

Bedenklichste Analysen

Sportjournalistin Schweizer sieht die Athleten im „Klammergriff“ des Unterdrückungssystems: „Ich frage mich, wie da so eine olympische Stimmung aufkommen kann!“

„Man versucht, abzuschotten“, assistiert Wirtschaftsjournalist Lee. „Für die Führung ist das ein so grandioses Propagandainstrument, das westliche Bild interessiert da überhaupt nicht mehr.“

Teuerstes Täuschungsmanöver

Der nächste Einspieler zeigt: Das Wasser für die Schneekanonen wird 60 Kilometer weit über die Berge gepumpt. Am Ziel verweht ein Großteil der Flocken, wenn sie in der Kaltwüste nicht sofort verdunsten.

Inzwischen werde auch zwischen den Pisten Schnee auf die trockenen Hänge versprüht, meldet die ARD-Korrespondentin. Mit Querverweis auf einen US-Film über eine Fake-Welt meint sie: „Jetzt wird es überall schön gemacht, fast wie in der ‚Truman-Show‘.“

Gespenstischste Atmosphäre

„Es ist unglaublich schwierig, überhaupt kritische Äußerungen von Leuten zu bekommen“, klagt Anthony. „Wenn sowas gesagt wir, dann wird das mit gesenkter Stimme gesagt.“

Ihr Eindruck: „Ich habe sowas wirklich noch nie erlebt, aber wenn man im Park spazieren geht und über Politik redet, drehen sich die Leute um und gucken erst mal, ob jemand hinter einem herläuft.“ Proteste oder gar eine  Bewegung gegen Olympia? „Absolut undenkbar!“

Beängstigendstes Beispiel

Hardt nimmt sich IOC-Präsident Thomas Bach zur Brust: „Ich würde ihm dringend raten, die Olympischen Spiele auf das zurückzuführen, was sie sind: ein großes Sportereignis“, erklärt er.

Sein Ärger: „Ich kann nicht verstehen, warum bei Olympia alles neu und alles gigantischer werden muss. So wie das ja in Sotschi vor acht Jahren angefangen hat. Ein großes Fest für die Völker, und wenige Tage danach ist Russland auf der Krim einmarschiert.“

Ernstester Warnhinweis

Zu Putins Truppen an der ukrainischen Grenze erklärt der CDU-Politiker: „Es hat mir jemand gesagt, es gebe gewisse Hinweise darauf, dass es auf keinen Fall vor Peking passiert. Weil China unterstützen muss, was Russland dann im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen abwehren müsste.“ Uff!

Persönlichster Appell

„Wir kennen Thomas Bach natürlich gut“, sagt Neureuther und ringt fast flehend die Hände. „Ich würde ihm sagen: Thomas, erkenne die Zeichen der Zeit! Wir haben einen Klimawandel! Menschenrechte! Wir müssen doch wieder zu den Werten zurückkommen!

„Aber würde er dafür eine Mehrheit bekommen in seinen Gremien?“, zweifelt Hardt. „Das ist ja meine Sorge, dass dort viele sitzen, die mit Demokratie nichts zu tun haben oder empfänglich sind für die eine oder andere milde Gabe aus Peking.“ Danke schön!

Härtestes Bach-Bashing

Neureuther gibt die Hoffnung trotzdem nicht auf: „Ich bin ja immer ein Optimist. Wenn die richtige Führungsperson mit einer anderen Denkungsweise dort ist, dann kann man auch viel bewegen. Ob’s der Thomas noch macht, glaube ich nicht.“ Rumms!

Seine bittere Bilanz: „Wir haben Ruinen in Athen und Rio, das sind Erben von olympischen Spielen, das ist eine Katastrophe!

Auch Lee hat null Verständnis für das selbst im Vergleich zu früheren IOC-Größen sehr zweifelhafte Verhalten des Präsidenten: „Ich finde, es gibt einige Facetten, wo er das noch mal toppt“, murrt der Journalist.

Im Fall der von einem Parteibonzen vergewaltigten und danach mundtot gemachten Tennisspielerin Peng Shuai habe Bach, so Lee vorwurfsvoll, „die Darstellung der chinesischen Führung eins zu eins übernommen.“

Entwürdigendstes Erlebnis

Was anderen Sportler über sich ergehen lassen müssen, schildert die vierfache Rodel-Olympiasiegerin Natalie Geißendörfer im nächsten Einspieler: Nach 23 Stunden Flug zum Weltcup in China im November musste ihr Team wegen Corona stundenlang in einem Bus warten.

„Irgendwann hatten einige einen Toilettendrang“, schildert sie nun. „Da wurden dann Plastikkanister durchs Fenster reingegeben. Das finde ich schon auch krass, dass verlangt wird, dass die Leute im Gang stehen und in ein Plastikding reinmachen!“

Düsterste Perspektive

„Die Maßnahmen gegen Corona sind teilweise so Paranoia und so absurd!“, tadelt Lee.

„Wenn Omikron mit seiner hohen Ansteckungswahrscheinlich in China tatsächlich auch um sich greift“, sorgt sich Hardt, „werden wir dort über lange Zeit riesige Lockdowns von ganzen Regionen erleben.“

„Ein großes Beratungsunternehmen“, assistiert Plasberg, „hat ausgerechnet: Wenn in China Fabriken lahmgelegt würden, könnte das die deutsche Wirtschaft die Hälfte des Wachstums kosten.“

Gefährlichste Arbeitsbedingungen

Auch um seine Korrespondentin macht sich Plasberg Sorgen: „Müssen Sie damit rechnen, dass das, was Sie heute bei uns sagen, Ihnen in anderthalb Wochen vorgehalten wird?“

„Ja“, antwortet Anthony umstandslos. „Wir werden hier öfter zum Tee ins Außenministerium eingeladen, wo uns dann erzählt wird, was wir alles falsch verstanden und wie wir China richtig zu sehen haben. Und manche Kollegen haben Visa mit sehr kurzer Laufzeit…“

„Das passiert aber auch in der Türkei!“ ergänzt Hardt.

Heikelstes Thema

Auch der Wirtschaft drohen durch Chinas aggressive Politik neue Probleme, so Lee. Die Gefahr: VW etwa sei an 30 Fabriken beteiligt, und in den Pandemiejahren hätten die Wolfsburger dort mehr Autos umgesetzt als in Deutschland.

„Ich würde nicht sagen, dass ganz Deutschland inzwischen von China abhängig ist“, erläutert der Journalist, „aber die Autobranche ist es. VW hat sich auch schon erpressbar gemacht und eine Fabrik in Xinjiang gebaut“, der Provinz mit den Uiguren-KZs.

Haarigste These

„Die SPD ist inzwischen wirklich ein Problem“, sorgt sich Lee. „Frau Merkel hat immerhin, wenn auch still, die Menschenrechte angesprochen und dafür gesorgt, einzelne Dissidenten ausreisen zu lassen. Das kommt von der SPD nicht mehr!“

Seine Erklärung: „China weiß, bei Volkswagen gibt es den Staat, das Land Niedersachsen, und das ist in der Staatsdenke von China total gängig: Da kann man auch Druck ausüben.“ Er befürchte, „dass auch VW Opfer werden wird“, und „da gibt es auf SPD-Seite die Niedersachsen-Connection, die bis Olaf Scholz reicht…“ Ächz!

Bestialischste Verbrechen

Zum Schluss zeigt Plasberg eine besonders heftige Szene aus Felix Neureuthers vor der Talkshow ausgestrahlter ARD-Doku „Spiel mit dem Feuer – Wer braucht noch dieses Olympia?“ Hauptzeugin ist eine Uigurin, die Häftlingen Chinesisch lehren musste, bis sie 2019 fliehen konnte.

„Während der Verhöre werden die Frauen dort mit allen möglichen Misshandlungen konfrontiert“, schildert sie nun unter Tränen.

Ihr scheußlichstes Beispiel: „Die chinesischen Polizisten vergewaltigten die Frauen nacheinander. Danach benutzten sie ihr Werkzeug, Elektroschlagstöcke, und führten es in ihre Intimteile ein. Und sie freuten sich an ihren Schreien.“ Auch das hat nun mit Olympia zu tun.

Fazit

Unglaubliche Fakten, unfassbare Kommentare, unerträgliche Schilderungen: Das war eine Show der Kategorie „Horrortalk“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert