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Merz bei Illner: In zwölf Monaten hat Teheran genug Material für die Bombe!

„Maybrit Illner: Heuchler oder Helfer – kuscht der Westen vor dem Iran?“ ZDF, Donnerstag, 1.Dezember 2022, 22.15 Uhr.

Der Iran ist zu einer blutigen Hölle auf Erden verroht, die Menschenschlächter der mörderischen Mullah-Diktatur bringen Frauen und sogar Kinder um, doch aus Berlin kommen nur laue Appelle! Auch Maybrit Illner ist erschüttert. Ihre Gäste:

Friedrich Merz (67, CDU). Der Oppositionschef verlangt für Iraner „einen Schutzstatus, der ihnen Aufenthalt, Studium und Arbeitsplatz in Deutschland ermöglicht.“

Omid Nouripour (47, Grüne). Der in Teheran geborene Parteichef fordert mehr Druck auf das Regime: „Die Menschen werden sich nicht geschlagen geben!

Alice Schwarzer (80). Die Feministin („Emma“) berichtete schon 1979 über Frauenproteste gegen die Mullahs.

Ghazall Abdollani. Die Fotografin floh nach den Massenprotesten nach Deutschland und wünscht sich, dass auch andere bedrohte Iraner kommen dürfen: „Lassen Sie sie studieren! Geben Sie ihnen Arbeitsplätze! Behandeln Sie sie nicht als Flüchtlinge!

Düzen Tekkal (44). Für die Autorin ist der Widerstand gegen die Mullahs „nicht nur der Kampf der Frauen, es ist mittlerweile auch der der Männer, weil sie wissen: ohne Frauenrechte keine Menschenrechte!“

Golineh Atai (47). Die ZDF-Korrespondentin in Teheran twittert entsetzt: „Der Fußballer Mehran Samak wurde durch einen Kopfschuss getötet, weil er vor Freude über die Niederlage der Nationalelf hupte!“

Fünf Frauen, alle aus den Medien. Das Publikum erwartet kompromisslosen Klartext!

Spitzeste Startfrage

Die Talkmasterin prüft erst mal die grüne Defensive: „Wenn man in Katar Gas kaufen kann, dann kann man da auch eine Fußball-Weltmeister machen?“, triezt sie den Ökoparteichef. „Ist das in der grünen Logik zwangsläufig?“

„Es ist illusorisch, zu glauben, dass man in einem Verband wie der FIFA solche Spiele nur in Demokratien abhalten kann“, wehrt Nouripour ab. Das Vorgehen etwa der katarischen Polizei gegen friedliche Fans, das seien „Dinge, für die man den Verband auch belangen muss. Die müssen auch die Verantwortung dafür übernehmen.“ Echt jetzt?

Akrobatischster Spagat

Mit solchen Sprüchen kommt er bei Illner natürlich nicht durch: „Wir haben auf der einen Seite eine Außenministerin, die die Moral hochhält, und auf der anderen Seite einen Wirtschaftsminister, der gerade super findet, dass er katarisches Gas eingekauft hat!“, ätzt sie. „Was ist das sonst als Heuchelei?“

„Das ist auf der einen Seite, die Energieversorgung gewährleisten, die nicht krisenfest war und die wir gerade retten“, behauptet der Grüne-Chef mit fest gefalteten Händen, „und auf der anderen Seite auf keinen Fall uns mundtot machen lassen“ – bei Themen wie tote Bauarbeiter, Homosexuelle oder Meinungsfreiheit.

Doch die Talkmasterin gibt dem angeblichen Baerbock-Habeck-Synchrontanz null Punkte: „Eine faire Arbeitsteilung scheint das nicht zu sein“, spottet sie. Uff!

Klarsichtigste Kritik

„Emma“-Schwarzer, aus Köln zugeschaltet, pliert durch angestrengte Augenlider von ihrem Monitor. „Ich finde das sehr verlogen“, schimpft sie über die deutsche Diskussion um die One-Love-Binde. „Das Problem ist, dass der Westen seit 43 Jahren wegschaut!“

Und: „Dass wir wirtschaftliche Interessen höher gewertet haben“, wettert sie weiter, „und auf diesen wirklich extrem blauäugigen Atomdeal gesetzt haben!“ Denn die Atombombe sei für den Iran natürlich „die größte Garantie, dass man bei ihnen nicht einmarschieren kann!

Dramatischster Hilferuf

Im Einzelinterview schildert die junge Fotografin sichtlich mitgenommen ihre Verfolgung durch die brutalen Schergen des Regimes: „Ich bin mit einem Paintball angeschossen worden. Ich bin gestolpert und gefallen. Ich habe diese Blutergüsse immer noch. Ein Mann hat mir schnell die Autotür aufgemacht und mich gerettet.“

Ihre Mutter sitzt seit zwei Jahren im berüchtigten Evin-Gefängnis. Sie kann mit ihrer Tochter nur sprechen, wenn der Vater beim Besuch zwei Handys nebeneinander legt. Abdollahis Appell: „Unterstützen Sie die Menschen, die ihr Leben aufs Spiel setzen! Was sollen sie denn noch machen, um die Unterstützung anderer Länder zu bekommen!“

Blitzartigster Schuldableiter

Illner knöpft sich Nouripour noch mal vor: „Sie können nicht überhören, wie groß die Kritik daran ist, wie lange die Bundesregierung gebraucht hat, um auf die Proteste im Iran zu reagieren!“, patzt sie ihn an. „Wohin veratmen Sie das?“

Es ist zum  Mäusemelken, wie langsam das geht“, gesteht der Grüne-Chef angesäuert. Doch dann folgt ein eiliges Ablenkungsmanöver: Die Verzögerungen lägen  nicht etwa an der Bundesregierung, o nein, sondern „an der Gesamtlage“, vor allem den langwierigen Entscheidungsprozessen in der EU. Heidewitzka!

Erschreckendste Grausamkeiten

Dann will Nouripour mit der bundesweit berüchtigten „Blauen Moschee“ punkten: Das „Islamische Zentrum Hamburg“, ein „Spionagenest, aus dem auch Einschüchterung organisiert wird“, sei nicht mehr im Staatsvertrag mit der Hansestadt und deshalb jetzt „deutlich einfacher zu schließen.“

Für ihn persönlich sei es „unglaublich niederschmetternd“, bekennt der Grüne-Chef, „dass das Regime massiv eskaliert.“ In Kurdistan oder Belutschistan werde „nicht mit Paintballs, sondern nur noch scharf geschossen. Und in den Gefängnissen werden Gruppenvergewaltigungen organisiert.“

Berechtigtster Vorwurf

Schwarzer macht Nouripour den Triumph über das „Islamische Zentrum Hamburg“ madig: „Es waren die Grünen, die den politischen Islam bis heute verharmlost haben!“, hält sie ihm vor.

Der Parteichef hebt die Brauen, doch die Feministin lässt ihn nicht vom Kanthaken: „Man hat weggeguckt! Man hat agitieren lassen!“, grollt sie. „Wir müssen endlich sehen, dass diese islamistischen Diktaturen die Hölle sind für die Menschen!“

Energischste Ausrede

Nouripour seinerseits empört sich darüber, dass die Machthaber „ihre Kinder nach Europa schicken, um Party zu feiern, während sie die Kinder im Iran umbringen lassen. Das jüngste, das erschossen worden ist, war sieben Jahre alt!“

Für den Parteichef ist es deshalb „das Gebot der Stunde, dass wir das Rückgrat der Unterdrückung im Iran, die Revolutionsgardisten, auf die Terrorliste der EU nehmen.“ Aber: „Dass die Außenministerin nicht öffentlich erklärt, welche Staaten da blockieren, gehört zur Diplomatie.“ Ui!

Politischster Vorwurf

Merz will „nicht unwidersprochen stehen lassen, dass die Bundesregierung genug tut“, denn: „Wir hatten in dieser Woche die Bundesregierung gefragt, wie sie zu der Thematik ‚Terrororganisation Religionspolizei’ steht.“

Doch, so der Oppositionsführer entrüstet: „Mehrfache Nachfragen meiner Kollegen sind nicht beantwortet worden. Es ist drumherum geeiert worden. Wenn wir keine klare Haltung der Bundesregierung hören, dürfen wir nicht alles nach Europa schieben!

Heftigste Strafpredigt

„So wie wir in der Russland-Politik eine Zeitenwende erlebt haben, brauchen wir auch in der Iran-Politik eine Zeitenwende“, mahnt die ZDF-Korrespondentin. „Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass die Reformer im Iran noch irgendeine Glaubwürdigkeit besitzen.

„Wir sind viel zu lange darauf reingefallen“, assistiert Autorin Tekkal in blauem Glitzer, da gerade verspätet von einer Preisverleihung eingetroffen.

Dann dreht sie auf: „Wenn ihr euch schon nicht dafür interessiert, wie im Iran gemordet wird, und dass dort eine ganze Tiktok-Generation über die Klippe springt: Der Iran trägt den Terror auch nach außen!“, donnert sie die Runde an. „180 tote Oppositionelle außerhalb des Irans! Man muss dieses Mörderregime maximal isolieren, genauso wie man es mit Putin macht!“

Gretchenfrage des Abends

Die einzigen, die mich in dieser Region wirklich beruhigen, sind die Israelis“, bekennt Merz. „Ich glaube, dass die es sich nicht bieten lassen werden, dass dieses Land Atommacht wird.“

Illner schaltet schnell: „Sagen Sie, das Atomabkommen muss jetzt beendet werden?“, erkundigt sie sich. „Sagen Sie, es ist eine schallende Ohrfeige für die Menschen, die da auf den Straßen gerade sterben?“

Alarmierendste Information

„Ja“, antwortet Merz umstandslos. „Und es ist auch eine schallende Ohrfeige für alle, die bis jetzt verhandelt haben! Weil der Iran sich nicht an die Verabredungen hält!

Denn, so der Oppositionschef: „Wir wissen, dass der Iran ungefähr zwölf Monate vor dem atomwaffenfähigen Material steht. Sie reichern an, sind bei 60 Prozent, werden 90 Prozent brauchen, um atomwaffenfähig zu werden. Sie haben die Trägerraketen, und sie bekommen aus Russland und aus China offensichtlich das Material.“ Puh!

Dann geht der Zoff los

Brisante Schlussfolgerung des Oppositionsführers: „Wir stehen vor der Notwendigkeit einer vollkommen neuen Definition unserer Sicherheitsinteressen! Die alte Zeit ist vorbei!“

Illner ist nicht besonders nach Ernsthaftigkeit zumute: „Wenn Friedrich Merz Bundeskanzler wäre“, fragt sie mit unschuldig ausgebreiteten Armen, „haben wir dann nur noch mit demokratischen Staaten Wirtschaftsbeziehungen?“

Der Oppositionsführer schüttelt entgeistert den Kopf: „Wissen Sie, die Frage ist ja … ich glaube, die nehmen Sie selber nicht so ganz ernst!“

Weit gefehlt! „Ich stelle Sie, weil Sie sagen, wir müssen alles neu denken“, beharrt die Talkmasterin. Ächz!

Letztes Gefecht

Die ZDF-Korrespondentin kritisiert, dass der Iran trotz westlicher Sanktionen Öl verkaufe, nach China. Ihr Vorwurf: „Trotzdem schauen die Amerikaner weg! Trotzdem schauen die Europäer weg!“

Nouripour ringt die Hände: „Welches Instrument haben die europäischen Staaten, ein Business zwischen Iran und China zu verhindern?“, fragt er.

„Das ist jetzt natürlich eine Sache der USA“, antwortet Atai naiv, aber: „Wir schauen jetzt genauer hin!“

„Ja, schau mal genau hin!“, murrt Merz. „Und was machen Sie dann? Was ist Ihr Vorschlag?“ Doch darauf kommt dann keine Antwort mehr.

Zitat des Abends

Der Iran ist Mitglied in der UN-Frauenrechtskommission! Da staunt sogar der Herr Merz, der doch die Politik und das Leben kennt!“ Alice Schwarzer

Fazit

Gratismutige Parteitagsepik, anmaßende Knallerbsen-Moral, latente Logikallergie und immer wieder die talkshowtypische Wortergreifungsautomatik ohne Wertgewinn: Das war eine Talkshow der Kategorie „Satz mit x“.

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