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Marcel Reif bei „Maischberger“: FIFA-Chef Infantino wollte die Europäer vorführen!

„Maischberger“. ARD, Mittwoch, 23.November 2022, 23.35 Uhr.

Die Ukraine erfriert! Städte in Trümmern, kein Strom, Gas, Wasser. Zehntausende Ausgebombte in Wärmestuben, und der Frost wird immer schärfer. Wie lange darf Kriegstreiber Putin das geschundene Land noch quälen? Außerdem diskutiert Sandra Maischberger über Katar und Iran. Die Gäste:

Prof. Carlo Masala (54). Der Militärexperte warnt vor einer neuen Massenflucht nach Westen.

Boris Bondarew (42). Der russische Top-Diplomat, aus Protest gegen Putins Vernichtungskrieg zurückgetreten, warnt: „Er könnte 10 oder 20 Millionen Russen opfern, nur um alle Ukrainer abzuschlachten!

Gilda Sahebi (37). Die Journalistin spottet: „Die deutsche DFB-Elf hält sich den Mund zu und zeigt der Welt nochmal: Hey, wir trauen uns nicht, uns für Menschenrechte mit der FIFA anzulegen!“

Hatice Akyün (53). Die Journalistin („Tagesspiegel“) kritisiert die Protestverweigerung der deutschen Einknick-Kicker: „Wenn sie es wirklich gewollt hätten, hätten sie es ja mal riskieren können!“

Marcel Reif (72). Der Sportkommentator („Bild live“) macht klar: „Ich bin kein schlechter Mensch, weil ich mir die WM-Spiele ansehe!“

Florian Harms (49). Der Chefredakteur („t-online.de“) rümpft die Nase: „Die WM stinkt zum Himmel!“

Bälle sind keine Bomben, doch auch im Sport entlädt sich viel kriminelle Energie!

Coolster Kommentar

Zum Start reibt die Talkmasterin mit Bildern von der Auftaktschlappe in Katar tüchtig Salz in wunde Fußballherzen. Auch Sportjournalist Reif zeigt wenig Empathie: „Die Japaner haben nix geklaut“, stellt er staubtrocken fest. „Sie haben nur aufgehoben, was wir Deutschen haben liegen lassen.“

Über den Trubel um die verbotene „One Love“-Kapitänsbinde urteilt Reif: „Dass das nicht hilft, in der Vorbereitung, das ist doch klar. Aber ich würde das (die Niederlage) daran nicht festmachen.“

Verheerendste Reaktionen

Ich habe den Eindruck, diese WM ist doch wirklich total verkorkst!“, wettert der t-online-Chef und dröselt die Korruptionsvorwürfe noch mal auf. Sein vernichtendes Fazit: „Ich habe viele Bekannte, die haben heute schon gar nicht mehr zugeguckt. Da ist kein WM-Fieber!“

Journalistin Sahebi tritt auch noch das Foto der Nationalkicker mit der Hand vor dem Mund in die Tonne: „Das wurde dadurch noch verschlimmbessert!“, ätzt sie. „Ich fand’s ein bisschen lächerlich. Mich hat es an die drei Affen erinnert: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Sehr unglaubwürdig!“ Puh…

Bitterste Wahrheit

„Diese Jungs sind überfordert“, urteilt Reif über die Fußballer. „Das Ganze wurde im Vorfeld von den Verbänden nicht zu Ende gedacht.“

Über den FIFA-Boss sagt der BILD-Moderator („Reif ist live“) umstandslos: „Herr Infantino hat Recht. In den Durchführungsbestimmungen heißt es: Bei der WM tragen die Mannschaften Kapitänsbinden, die wir ihnen hinlegen. Das mussten alle unterschreiben.“ Ächz!

Miesestes Motiv

Reifs Analyse: „Ich würde nicht behaupten, dass Herr Infantino homophob ist. Aber was ich behaupten würde, ist: Er will den Europäern zeigen, wo der Hammer hängt. Und genau das hat er gemacht.“ Rumms!

Hintergrund, so der Experte mit erhobenem Zeigefinger: „Er hat den Europäern gesagt: Ich führe euch vor. Und mal sehen, was jetzt kommt.“

Ernüchterndste Analyse

„Jetzt hätten die großen europäischen Verbände sagen können: Pass auf, jetzt werden wir dir mal zeigen, was los ist“, doziert Reif. „Denn ohne die Jungs in den kurzen Hosen, die dem Bällchen nachlaufen, findet die ganze Veranstaltung hier nicht statt!“

Darauf Applaus und eine Maischberger-Nachfrage: „Warum haben sie das nicht getan?“

„Weil das mit der Solidarität so eine Sache ist“, antwortet Reif. „Wenn ich das Gefühl habe, die anderen machen es dann doch nicht, weil sie Weltmeister werden möchten – das ist eine sehr komplexe Gemengelage für alle, die hingefahren sind, um Fußball zu spielen. Sie haben sich am Ende mit der ganzen Geschichte verhoben.“

Berechtigtste Ministerschelte

Die Talkmasterin blendet ein Zitat des populären Führungsspielers Thomas Müller ein: „Wer von uns erwartet, dass wir unsere sportlichen Träume aufgeben, um uns politisch noch deutlicher zu positionieren, wird enttäuscht sein.

„Robert Habeck hat gestern Abend gesagt, er erwartet das schon“, wundert sich Maischberger. „Ist das nicht unfair? Ein Minister, der selber in Katar war und sich vor den Kataris verbeugt hat, verlangt dann, dass die Sportler es richten sollen?“

Kämpferischste Abwehraktion

„Das ist ein bisschen wohlfeil“, stimmt der t-online-Chef zu. „So habe ich das auch empfunden. Der tief gebeugte Habeck, der sich ja auch nicht groß geschert hat um die Menschenrechte!“ Dann aber folgt gleich das beliebte Habeck-Verteidigungs-Aber.

„Ich glaube, wir sind an einem Punkt, an dem wir nicht sagen können, nur die Politik soll Haltung zeigen“, urteilt Harms mit zackigen Handbewegungen. Heidewitzka! Milde für den Minister, Strenge für die Fußballer.

Verdienstvollste Erläuterung

Und noch ein Foto: Innenministerin Nancy Faeser zeigt dem grinsenden FIFA-Boss eine „One Love“-Binde an ihrem Arm. „Ist das die richtige Abteilung?“, staunt die Talkmasterin. „Die Politik auf der Tribüne macht das mit der politischen Bekenntnis-Nummer, und die auf dem Platz sollen spielen?“

„Ein schönes Bild“, lobt die Journalistin. „Sehr PR-likeable. Dieses Foto geht um die Welt.“

Doch Reif gießt ihr gleich Wasser in den Wein: „Herr Infantino kann Frau Faeser mit nichts drohen“, macht er der Kollegin klar, „aber er kann den Spielern damit drohen, dass sie gesperrt werden.“ Kawumm!

Skeptischste Einschätzung

In der Ukraine gibt es ganz andere Probleme. „Der Krieg wird nicht sehr schnell zu Ende gehen, in absehbarer Zeit, durch Verhandlungen“, warnt Putin-Kritiker Bondarew, von geheimem Ort in der Schweiz zugeschaltet. „Die Ukraine muss zunächst einmal die russische Armee von ihrem Staatsgebiet zurückdrängen.“

Seine vorsichtige Hoffnung: „Voraussetzungen für einen Frieden sind vielleiht im nächsten Sommer gegeben.“

Realistischstes Lagebild

Über die Rückeroberungen der Ukraine im Süden urteilt Prof. Masala ebenso zurückhaltend. „Cherson ist kein Wendepunkt. Wir sehen, dass sich die russische Armee geordnet zurückgezogen hat und sich südlich des Dnepr eingräbt.“

Und, so der Militärexperte weiter: „Wir bekommen Nachrichten, dass es in Russland möglicherweise eine zweite Mobilmachung geben wird und die Munitionsfabriken Doppelschichten schieben. Die Russen versuchen, über den Winter zu kommen, und werden im Frühjahr, auch bei Cherson, eine neue Offensive starten.“

Perfideste Strategie

„Die Ukraine muss mehr Territorium zurückgewinnen, damit die russische Führung realisiert, dass eine Fortführung des Krieges für sie nicht mehr von Nutzen ist“, fügt Prof. Masala hinzu.

Über die Terrorangriffe auf Versorgungseinrichtungen der ukrainischen Zivilbevölkerung sagt der Experte, die Absicht der Russen sei, „die Ukraine an den Verhandlungstisch zu bomben“ und, „dass wir eine neue Welle von Kriegsflüchtlingen bekommen, die hier die gesellschaftlichen Spannungen verschärft.“

Beklemmendste Expertise

„Russland ist ein Mafiastaat“, erklärt Bondarew dazu. „Putin ist der Leitwolf in einem Wolfsrudel. Wenn ein Leitwolf Schwäche zeigt, wird er getötet. Deswegen glaube ich, dass Putin es sich nicht leisten kann, diesen Krieg zu verlieren oder zumindest als Loser betrachtet zu werden.“

„Putin kann es sich nicht leisten, diesen Krieg zu verlieren“, bestätigt auch Prof. Masala, „er kann ihn aber militärisch schon lange nicht mehr gewinnen. Das ist die Sackgasse, in der die Russische Föderation gerade steckt.“

Eindringlichste Mahnung

Zum Schluss wendet sich Bondarew direkt an das Fernsehpublikum. „In diesem Krieg geht es nicht um die Ukraine“, warnt er. „Es geht um Putins Regime gegen den Westen, gegen Europa, gegen die Welt, gegen die regelbasierte Weltordnung.“

 

Denn, so der Diplomat weiter: „Putin möchte die globale politische Landkarte neu gestalten, und die westlichen Länder betrachtet er als natürlichen Feind. Das ist wie der dritte Weltkrieg.“

Sein dramatisches Schlusswort: „Das ist Putins Krieg gegen Sie, gegen die Deutschen, die Franzosen, die Briten, Italiener, Amerikaner. Das müssen Sie verstehen: Das ist Ihr Krieg! Das wäre Ihre Niederlage! Ihr Leben, Ihr Wohlergehen, Ihr Wohlstand würde in Gefahr geraten, wenn man zulässt, dass Putin gewinnt. Punkt!“

Überraschendste Info

Journalistin Sahebi verblüfft die Runde mit einer unerwarteten Erklärung zu der tapferen Aktion der iranischen Fußballer, die ihre Nationalhymne aus Protest gegen das Regime nicht mitsangen: „Das kam im Iran gar nicht gut an“, meldet sie.

Denn das Statement des Kicker-Kapitäns, das iranische Volk sei „nicht glücklich“, sei viel zu wenig für einen Bürgerkrieg, in dem Menschen „tagtäglich getötet, vergewaltigt, misshandelt und gefoltert werden.“

Härtester Vorwurf

Von ihren Kontakten weiß Sahebi, „dass viele Menschen im Iran sehr wütend auf diese Nationalmannschaft sind“, auch „weil sie sich wenige Tage vor der WM mit dem Präsidenten getroffen hat.“

Besonders mutig sei das nicht gewesen, schimpft die Journalistin zu einem Bild von dem umstrittenen Besuch, wie sich „auch die deutsche Nationalmannschaft nicht besonders mutig gezeigt hat.“ Rumms!

Letzte Auskunft

Maischberger hat auch ein Foto, das Sahebi kurz vor dem Maischberger-Talk mit Bundeskanzler Scholz zeigt. Sie habe ihm vom Terror der Revolutionsgarden besonders gegen die Kurden berichtet, erzählt sie.

„Und was hat er gesagt?“, will Maischberger wissen. Antwort: „Er hat gut zugehört.“

Zitat des Abends

Es kann nicht sein, dass ich, wenn ich nicht arbeite, mehr Geld habe als wenn ich arbeite.“

Marcel Reif

Fazit

Die richtigen Themen mit den richtigen Leuten, aber die einen hatten häufig Fragen, auf die es keine Antwort gab, und die anderen lieferten Antworten, die zu neuen Fragen führten. Das war eine Talkshow der Kategorie „Geduld und Spucke“.

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