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Lockdown-Zoff bei „hart aber fair“: FDP-General attackiert Heimaturlaubs-Verbot

„hart aber fair: Der verschobene Frühling – dritter Lockdown statt weiter lockern?“ ARD, Montag, 23.März 2021, 21.15 Uhr.

FDP-Generalsekretär Volker Wissing hat in der ARD-Talkshow „hart aber fair“ am Montag die Pläne der Bundesregierung für Ostern hart kritisiert.

Wörtlich sagte der Liberale, der auch rheinland-pfälzischer Wirtschaftsminister ist: „Wenn man sieht, die Bürger sollen nach Mallorca fliegen, aber nicht in der Eifel oder der Lüneburger Heide in einer Ferienwohnung unterkommen können – das ist doch ein Popanz!“

Im Kanzleramt drehte Regisseur Frank Plasberg die nächste Folge der großen Katastrophenserie um Corona. Die Gäste:

Die Gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Karin Maag (CDU), legte sich fest: „Jetzt die Notbremse zu ziehen ist richtig!“

Wissing schimpfte: „Die Corona-Politik der Bundesregierung ist eine Zumutung!“

Die Fachärztin Sibylle Katzenstein, die in Berlin eine Hausarztpraxis führt, kritisierte: „Wir könnten viel weiter sein, wenn man uns Leute vor Ort mal machen lassen würde!

Die Politologin Prof.Elvira Rosert, die am Strategiepapier „No Covid“ mitgeschrieben hatte, forderte: „Wir müssen dafür sorgen, dass dieser Lockdown der letzte ist!“

Der Journalist Georg Mascolo (ARD, SZ) drängte: „Wir brauchen schnell genügend Impfstoffe!“

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Sarkastischste Einleitung

 

„April, April!“ spottete der Talkmaster gleich zu Beginn. „Das war nix mit Lockerungen zu Ostern! Kanzlerin und Ministerpräsidenten feilen noch an einem entschiedenen ‚Weiter so‘ mit dem deutschen – tja, nennen wir es mal ‚Spezial-Lockdown‘.“

Plasbergs Kernfrage: „Scheitert Deutschland daran, dass zu viele Bedenken haben und zu wenige Mut?“

Unmissverständlichster Ablehnungsbescheid

Der FDP-General hielt Ausgangssperren für „eine Zumutung“, weil „ein zu grobes, holzschnittartiges Instrument.“

Prof. Rosert führte sich nachhaltig ein, indem sie als erste den Begriff „Königsweg“ genderte: „Die niedrige Inzidenz in Deutschland“, sagt sie, „ist eigentlich der Königinweg.“ Ui!

Mutigste Analyse

„Wir müssen realistisch an die Sache rangehen“, meinte Hausärztin Katzenstein. „Auch wenn die Inzidenzen  (Fallzahlen pro Woche und Einwohner) hoch sind, bedeutet das nicht das Ende der Welt!“

„Wir dürfen nicht nur auf die Inzidenzen starren“, mahnte die Medizinerin, denn: „Im Moment sind sie besonders bei den Zehn- bis Zwanzigjährigen sehr hoch, aber die Mortalität bei der älteren Bevölkerung sinkt.“

Überzeugendste Strategie

„Jetzt geht es darum, den Menschen das Werkzeug in die Hand zu geben, sich selber zu schützen“, erklärte die Ärztin weiter. „Die Impfungen werden kommen. Wir müssen sagen: Passt auf, das ihr euch nicht infiziert in den nächsten drei, vier, fünf Monaten. Insbesondere alle die über 50, 60 Jahre alt sind.“

„Das ist aber fürchterlich einfach“, fügte sie hinzu. „In geschlossenen Räumen FFP-2-Maske, Fenster aufmachen, und wer sich krank fühlt: Selbsttest machen.

Es ist ganz simpel, sich zu schützen!“

Ihr Vorschlag: „Ich würde die Eigenverantwortung wieder an die Menschen zurückgeben!“ Denn das sei besser, als „immer nur von oben gesagt zu bekommen, was man tun soll.“

Dankbarster Willkommensgruß

Es ist nicht einfach, Regierungsvertreter zu finden, die sich in Sendungen trauen. Sie sind eine Mutige“, lobte Plasberg die CDU-Expertin.

Seine Frage hatte trotzdem Schmackes: „Hat Frau Merkel überhaupt noch die Kraft, sich politisch durchzusetzen?“

Ich würde mir herzlich wünschen, dass wir endlich mal wieder zu einer einstimmigen Entscheidung kommen, die eine Halbwertszeit von mehr als 30 Minuten hat!“ ätzte Maag. „Es ist wichtig, dass sich die Kanzlerin heute Abend durchsetzt! Wir müssen die Stopptaste drücken!“

Spannendste Schalte

ARD-Reporterin Julie Kurz war am Kanzleramt in Stellung gegangen. Kurz vor halb zehn funkte Plasberg sie an. „Die Sitzung ist seit halb sieben unterbrochen“, meldete die Kollegin. Im Moment diskutiere ein kleiner Kreis aus Kanzlerin, Markus Söder, Olaf Scholz und Michael Müller, und „da wird jetzt versucht, die Wogen zu glätten“. Uff!

Kritischste Kommentare

Mascolo meinte, inzwischen würde viele in den Ländern ärgern, dass der Bund nicht liefere, was er zugesagt habe: Schnelltests, Impfstoffe, eine funktionierende Corona-App…

FDP-Wissing vermisste eine konsequente Strategie und fordert mehr Eigenverantwortung der Bürger, denn: „Der Staat diskutiert ständig, wie wir in unseren Privaträumen leben sollen. Da ist er bis ins Klein-klein präzise. Aber wenn es darum geht, Masken oder Tests zu beschaffen, versagt er!“

Widrigstes Beispiel

Es ist in Deutschland doch so: Als Bürger keine Maske tragen? 50 Euro. Als Gesundheitsminister keine Impfstoffe, keine Masken, keine Tests besorgen? Kein Problem!“ wetterte Wissing weiter. „Die Frustration ist weit verbreitet!“

Unwillkommenste Einschätzung

„Wir doktern ganz viel an Symptomen herum“, urteilte Professorin Rosert, „aber es wird zu wenig unternommen, die Pandemie an der Wurzel zu packen.“

Für die Impfstrategie wünschte sich die Politologin eine „realistische zeitliche Perspektive“, denn: „Wir reden nicht von drei oder sechs Monaten, bis wir eine deutliche Verbesserung erwarten dürfen, sondern eher von zwölf Monaten und vielleicht sogar von Jahren.“ Uff!

Klarste Ansagen

„Natürlich müssen wir jetzt gucken, dass die Inzidenzwerte runtergehen!“ stellte CDU-Maag fest. „Natürlich müssen wir uns jetzt schärfere Maßnahmen vorstellen als das, was schon Anfang März beschlossen worden ist!“

Ärztin Katzenstein wollte darüber reden, „wie wir die Impfkampagne besser organisieren“, denn die laufe „inzwischen schon wie der Flughafen!“

Ehrlichstes Eingeständnis

Über die Mallorca-Entscheidung höhnte der Talkmaster: „Es ist schwierig, die Beschlüsse auf Logik zu überprüfen!“

„Ich habe auch Schwierigkeiten, dieses Mallorca-Öffnen jetzt zu erklären“, gab die CDU-Expertin zu. Zwar sei es „juristisch korrekt“, die Reisewarnung aufzuheben, aber „nicht alles, was juristisch korrekt ist, ist auch geboten und sinnvoll!“

Wissing haute prompt in die Kerbe: „Wir können nicht Grundrechtseingriffe vornehmen, die man logisch nicht begründen und nicht nachvollziehen kann!“

„Wie genau soll die Null-Covid-Strategie aussehen: Niemand geht vor die Tür und wir ernähren uns von Zimmerpflanzen?“ staunte Plasberg.

Dann ging der Zoff los

Dass es in Rheinland-Pfalz erst nach Ostern Schnelltests geben werde, erklärte Wissing mit Lieferproblemen: „Die Bundesregierung hatte zugesagt, Tests zu beschaffen, hat das ober offensichtlich nicht getan.“

„Nein, hat sie nicht, Herr Wissing!“ funkte Maag erbost dazwischen. „Das ist schlicht falsch! Wir bezahlen die Tests, die sind seit Januar da, und es gibt Bundesländer, die sind schnell gewesen und haben sich Millionen dieser Tests besorgt. Sogar Bayern. Und es gibt andere Länder, die haben gewartet, was passieren könnte!“

„Herr Spahn hatte zugesagt, dass er die Tests im März zur Verfügung stellt“, keilte der FDP-General zurück. „Hinterher hieß es nur noch, dass der Bund die Tests doch nicht aufgekauft hat und die Länder sich darum kümmern sollen.“

„Nein, so war‘s nicht!“ konterte Maag. Wissing beharrte trotzdem auf seinem Vorwurf. Leute! Faktencheck!

Bitterste Bilanz

„Die Schwierigkeit ist, dass wir Geschwindigkeit nicht mehr können“, resümierte Mascolo. „In der Pandemie ist Geschwindigkeit – Zeit – die wichtigste Währung.“

Prompt zog Plasberg eine Szene aus dem Archiv. Vor einem Jahr sagte der irische Weltgesundheitsexperte Michael Ryan über Corona: „Wenn erst alles perfekt sein muss, bevor man loslegt, wird man niemals gewinnen. Perfektion ist der Feind des Guten, wenn es um einen Notfall geht. Geschwindigkeit schlägt Perfektion!“

Satirischstes Bild

Wir erleben gerade, dass man eine Pandemie nicht mit Ärmelschonern und gespitztem Bleistift bekämpfen kann“, spottete Wissing.

Sein Vorwurf: „Der Staat will hier alles an sich ziehen und überhebt sich bis ins Detail. Diese Stunden, die da verbracht werden im Kanzleramt mit den Ministerpräsidenten, das ist reine Zeitvergeudung!“

Was hingegen funktioniere, sei der Markt, so der Liberale weiter. Wirtschaft und Wissenschaft hätten etwa beim Impfstoff richtig schnell geliefert.

Pointierteste Erklärung

Warum wollte man die Impfdosen so lange von den Hausärzten fernhalten? fragte Plasberg. Die bissige Antwort der Berlinerin: „Ich fürchte, dass man da die Impfkampagne mit der Wahlkampagne verwechselt hat!“

Maag schüttelte den Kopf, doch die Hausärztin schimpfte ungerührt weiter: „Wenn man nichts delegieren kann und alles immer regulieren möchte, und die Menschen, die schon immer geimpft haben, ausschaltet und dafür Impfzentren hochzieht, die nicht funktionieren, dann fällt einem nicht mehr viel ein, wenn eine ganze Gesellschaft darunter zu leiden hat!“

Munterste Schlussrunde

Zum Finale gaben alle noch mal kräftig Gas. Plasberg zeigte Impfbilder aus den USA im Supermarkt und Israel bei IKEA, in der Kneipe oder am Strand.

„Impfweltmeister ist Chile“, sagte Katzenstein, „da impfen auch Hebammen, Zahnärzte, Krankenschwestern.“ Anderswo auch Rettungssanitäter und Tierärzte. Wow!

„Der zweite Engländer, der geimpft wurde, trug den schönen Namen ‚William Shakespeare‘“, erzählte Mascolo und zitierte einen passenden Satz des berühmten Dichters aus „König Lear“: „Oft büßt das Gute ein, wer Besseres sucht.“ Da geht nichts drüber!

Fazit: Viel Schwung, wenig Richtung, jede Menge besserwisserische Vergangenheitsbespiegelung und immer wieder Wackel-Prognosen nach dem Motto „Nichts Genaues weiß man nicht“: Das war eine Talkshow der Kategorie „Nebelfahrt“.

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