„maischberger. die woche“. ARD, Mittwoch, 19.Mai 2021, 23.05 Uhr
Der ARD-Showmaster Eckart von Hirschhausen hat in der ARD-Talkshow „maischberger. die woche“ eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Sport-Utility-Vehikel gefordert.
Wörtlich sagte der Entertainer, der sich zunehmend politisch und dabei deutlich bei den Grünen positioniert: „In Deutschland wurden letztes Jahr eine Million SUV zugelassen. Wenn die Leute meinen, sie brauchen zum Brötchen holen zwei Tonnen Stahl, wie ein Traktor, dann sollen sie bitte auch nur so schnell fahren dürfen wie ein Traktor. 25 km/h für SUV wäre eine ordnungspolitische Maßnahme.“
Und, noch pointierter: „Wenn Oma und Opa einen SUV kaufen wollen, weil sie nicht mehr so gut in ihren Golf kommen, dann bitte fragt doch mal eure Enkel, die zeigen euch ein paar Joga-Übungen, und dann geht das wieder!“
Corona, Gaza, Klima: Kaum lässt uns das Virus mal Luft, machen uns andere Krisen umso schlimmer zu schaffen. Talkmasterin Sandra Maischberger sucht Erklärungen. Die Gäste:
Von Hirschhausen machte mächtig Alarm: „Die nächsten zehn Jahre entscheiden darüber, wie die nächsten 10.000 Jahre für unsere Zivilisation werden!“
„Tagesschau“-Sprecher Constantin Schreiber schildert in seinem Roman „Die Kandidatin“ den Aufstieg einer Muslima Richtung Kanzleramt.
ARD-alpha-Moderator Malcolm Ohanwe, Mutter aus christlicher Familie in Palästina und Vater aus Nigeria, schreibt als multimedialer Journalist über Pop und Politik.
ARD-Showmaster Jörg Pilawa („Das Quizduell“) lebte vor drei Jahrzehnten in einem Kibbuz.
Die Journalistin Katharina Hamberger („Deutschlandfunk“) warnte vor Sonderrechten für Geimpfte: „Eine Ungleichbehandlung hat gesellschaftliches Spaltungspotenzial!“
RTL-Chefredakteur Nikolaus Blome grollt: „Statt über Menschen zu debattieren, die sich ›zu früh‹ impfen lassen, sollten wir lieber über die reden, die es gar nicht tun wollen!“
Medienmacher auf dem Meinungsmarkt. Wie nahrhaft sind die Argumente, und wer füttert den Zoff?
Es ging gleich zünftig los. Für Pilawa ist völlig klar: „Wer geimpft werden will und kann, soll geimpft werden!“
DLF-Hamberger dagegen kritisierte: „Ich finde, das kommt zu früh! Manche bleiben dabei auf der Strecke, zum Beispiel wegen der Sprachbarriere.“
„Je eher, desto besser!“ urteilte RTL-Blome und ärgerte sich: „Typisch deutsch, dass Leute, die jetzt Eigeninitiative entwickeln, als Impfdrängler gelabelt werden!“
Deutlichste Missfallensbekundungen
„Das Unwort des Jahres ist für mich ‚politisch auf Sicht fahren‘“, rüffelte Pilawa. „Nach vierzehn Monaten kann ich das nicht mehr hören!“
Auch Blome gab tüchtig Gas. „Die Bundesregierung ist auch von dieser Diskussion überrascht und überrollt worden!“ wetterte er über den Ärger um Erleichterungen für Geimpfte. „Das ist ihnen in der Hand explodiert! Die Bundesregierung ist dabei, selbst das Happyend zu vergeigen!“
Politischste Zahlen
Hirschhausen nahm den Gesamtplaneten in den Blick: „Wir bräuchten 20 Milliarden, um noch in diesem Jahr ein Drittel der Weltbevölkerung zu impfen“, rechnete er vor.
Sein Ärger: „Wir haben 1000 Milliarden über, um die Wirtschaft in Europa zu retten. Wir haben Milliarden über, um fossile Transportunternehmen wie die Lufthansa zu retten. Wir haben 6700 Milliarden Privatvermögen in Deutschland. Wir sind eins der reichsten Länder, und wir gucken immer nur auf uns!“
Und: „Es ist so viel leichter, im Nachhinein klugzuscheißen, als nach vorne raus!“
Interessanteste Analyse
In seinem neuen Buch „Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben“ erläuterte der Mediziner wichtige Wechselwirkungen: „Wir reden viel zu wenig darüber, wie intrinsich eng diese drei Krisen Pandemie, Klimakrise und Artensterben zusammenhängen“, klagte er.
Hirschhausens wichtigste Erkenntnis: „Wir sind keine Opfer eines Virus. Wir haben eine Menge dafür getan, dass Zoonosen (zwischen Mensch und Tier übertragbare Krankheiten) immer häufiger werden, weil wir Wildtieren keinen Rückzugsort mehr lassen!“
Energischste Forderung
„Wildtiere haben kein Interesse, dem Menschen zu begegnen“, dozierte der Entertainer. „Sie machen social distancing. Wir Menschen provozieren diese Übertritte von Viren. Und wir zahlen selber den Preis für die Naturzerstörung.“
Sein dringender Appell: „Lasst die Tierwelt in Ruhe! Ein Drittel der Meere und ein Drittel des Landes müssen Naturschutzgebiete sein!“
Griffigste Formulierung
Über die Gefährlichkeit des Klimawandels sagte Hirschhausen: „Wir nähern uns dramatisch schnell dem Kipping-Point, an dem die Entwicklung nicht mehr zurückzudrehen ist.“
Sein überzeugender Vergleich: „Wenn die Klimakrise das Fieber von Mutter Erde ist, dann ist das Artensterben ihre Demenz. Denn in jeder Art steckt die Genialität der Evolution. Da steckt das Gedächtnis von allem, was lebt und überleben kann.“
Schlagfertigste Antwort
„Es gibt auch soziale Tipping-Points“, fügte der Entertainer hinzu und brachte ein einleuchtendes Beispiel: „Vor fünf Jahren konnte man noch angeben, wenn man zum Shoppen nach New York geflogen ist. Heute gibt man an, wenn man Eier von eigenen Hühnern hat.“
„Würden Sie Kurstreckenflüge verbieten?“ wollte die Talkmasterin prompt wissen. Hirschhausens Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Ja! Außer für Insekten!“
Dann kam der Zoff richtig auf Touren
Maischberger wollte die wilde Fahrt noch beschleunigen und las ein besonders böses Hirschhausen-Zitat vor: „Aus Angst um die 20.000 Arbeitsplätze in der veralteten und desaströsen Kohle wird ein Eiertanz aufgeführt, statt dass wir über die Zukunftschancen sprechen!“
„Der Lebensunterhalt von 20.000 Familien ein Eiertanz?“ hakte die Talkmasterin nach.
Hirschhausens gereizte Antwort: „100.000 Arbeitsplätze gingen der Solarindustrie verloren! Was sagen Sie denen denn?“
Doch Maischberger fiel auf das Ablenkungsmanöver nicht herein: „Ich habe Sie gefragt!“
Gnadenlosester Kommentar
Hirschhausen lachte erst noch: „Meine Antwort ist: 20.000 Arbeitsplätze können wir gerne noch ein Leben lang finanzieren!“
Dann aber haute der Entertainer eine ziemlich empathiefreie Antwort raus: „Die Hälfte von denen geht sowieso in den nächsten fünf Jahren in Rente“, meinte er, und: „Arbeitsplätze sind auch keine zu glorifizierende Märtyrerarbeit!“ Echt jetzt? Bisschen viel social distancing!
Persönlichstes Finale
Zum Schluss machte Maischberger noch Reklame in eigener Sache: „Herr von Hirschhausen, Sie sind Arzt, Komiker, TV-Star, wechseln jetzt in das Fach der politisch Aktiven“, sagte sie. „Am Samstag ist unser Podcast online, und wir sprechen darüber, was Sie eigentlich dazu treibt.“
„Und da dürfen wir uns sogar duzen, Sandra!“ schmiss sich der Entertainer ran.
Das aber war der Talkmasterin denn doch zu klebrig: „Wir kennen uns, aber ich halte in der Tat immer eine Distanz.“ Uff!
Fundierteste Kritik
Franziska Giffeys Flucht vor dem Plagiatsurteil kam in der Talkrunde gar nicht gut an: „Was ist das für ein Rücktritt, wenn sie sowieso weiß, dass sie am 26.September nicht mehr als Familienministerin zur Verfügung steht?“ lästerte Pilawa.
„Die Vorwürfe sind ja aus dem Jahr 2019“, assistierte Hamberger. „Hätte sie nicht früher sagen müssen: Ich ziehe mich zurück? Jetzt muss die Justizministerin dieses Ministerium so nebenbei machen.“
Blome tadelte, dass die Familienministerin „mitten in der Pandemie das Weite sucht, wo jetzt dringend die Kinder in den Fokus gehören!“
Strittigste Diskussion
Zur Krise in Nahost sagte „Tagesschau“-Sprecher Schreiber: „Wir reden von einem Staat, der nach Recht und Gesetz funktioniert. Auf der anderen Seite haben wir eine militante Terrororganisation. Das können wir nicht gleichberechtigt gegenüberstellen.“ Rumms!
„Israel ist eine Demokratie, die Hamas ist eine eklige antisemitische Terrorgruppe“, gab ARD-Moderator Ohanwe unumwunden zu. Aber: „Die Wurzel des Problems ist die Unterdrückung palästinensischer Menschen!“
Aufschlussreichste Hintergrundinfo
„Ein Großteil der wirklich miserablen Lebensbedingungen der Palästina ist auf die vollkommen korrupte und unfähige Elite zurückzuführen“, warf Schreiber der Gaza-Regierung vor. „Es fließen da Milliarden rein. Für Schulen, Krankenhäuser, Infrastruktur. Stattdessen verschwindet ein Großteil in dunklen Kanälen!“
Seine eindringliche Warnung: „Dass die Raketen so weit nach Israel hineinfliegen, das haben wir vorher nicht gesehen. Gleichzeitig gab es diese Ausschreitungen zwischen Arabern und Israelis in Israel. Das ist eine große Herausforderung!“
Fazit: Beklemmende Visionen, beunruhigende Szenarien und beschwörende Appelle, aber auch tröstlich realistische Analysen ohne modische Wahrnehmungsstörungen: Das war eine politische Nachtmusik der Kategorie „Volle Kapelle“.