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Klima-Zoff bei Anne Will: Hofreiters heftige Attacke gegen Haseloff

„Anne Will: Klimaschutz und Kohleausstieg – werden die Milliarden richtig investiert?“ ARD, Sonntag, 26.Januar 2020, 21.45 Uhr.

Der Grüne-Fraktionschef im Bundestag Anto Hofreiter hat in der ARD-Talkshow „Anne Will“ am Sonntag den Kohle-Kompromiss der Bundesregierung mit den Länden massiv kritisiert.

Wörtlich sagte der Politiker über den Braunkohleabbau in der Lausitz: „Man täuscht die Region! Man verringert die Planungssicherheit!“

Und dann haut er mit dem großen Knüppel auf den Tisch: „Wir haben alle erlebt, was in Australien los war!“ wetterte er. „Ich glaube, die Menschen wollen am Ende überleben!“

Düsterste Prophezeiung

„Wer jetzt zehn oder zwanzig Jahre alt ist, hat zu Recht Angst um seine Lebensgrundlagen“, warnte der Grüne. „Denn wenn es so weitergeht, werden die in einer Welt alt werden, die so schrecklich sein wird, dass sie ganz, ganz große Schwierigkeiten haben!“

Zum Schluss schwächte er dann doch etwas ab: „Man muss nicht in Panik geraten…“

„Das klingt gerade so“, kommentierte Talkmasterin Anne Will.

„Aber Angst haben tun die zu Recht, wenn wir so weiterhandeln“,  behauptete Hofreiter und erntete wieder Beifall.

Die Erde wird wärmer, der Strom teurer und der Widerstand gegen die Energiepolitik der Bundesregierung lauter.

Adressat der Kritik Hofreiters war Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der wie ein Löwe für die Kohlekraftwerke im Osten kämpft. Mit ihm diskutierten Marie-Luise Wolff, Präsidentin der Energie- und Wasserwirtschaft, der Gewerkschafter Sebastian Lachmann und die Umweltaktivistin Antje Grothus, der es gelungen war, die Holzaktion im Hambacher Forst kurz vor ihrer Haustür zu stoppen.

Sie war von Anfang an voll auf Krawall gebürstet: Der Kohlekompromiss sei ein „Minimalkompromiss“, die Konferenz der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten eine „Kungelrunde“, die Ausnahme für das Kohlekraftwerk Datteln IV ein „Skandal“. Dafür gabt‘s gleich mal den Beifall eines Publikums, das in einer selbst für ARD-Talkshows seltenen Einmütigkeit ausschließlich grüne Standpunkte beklatschte.

Interessanteste Beschreibung

„Wir sind keine Kungelrunde!“ empörte sich der Ministerpräsident nach der Anklage der Aktivistin. „Und wir stehen auch nicht auf der Bremse! Meine Grünen akzeptieren genau den Pfad, den wir jetzt eingeschlafen haben!“

Da staunte Hofreiter: Hatte der CDU-Politiker eben wirklich „meine Grünen“ gesagt?

Kniffligste Frage

Die Talkmasterin stieg auch gleich darauf ein: „Die Grünen sitzen auch in Sachsen und Brandenburg mit in der Regierung und tragen das mit“, sagte sie zu Hofreiter. „Ist das falsch?“

„Sie tragen natürlich nicht das Gesamtergebnis mit“, behauptete der Fraktionschef und lenkte erstmal ab: Es sei schon eine „irre Leistung“ seiner Parteifreunde, bei dem Kompromiss überhaupt mitzumachen. Die im Kanzleramt nachverhandelte Lösung sei ein „gesetzgeberischer Fußtritt“ und mehr als „fahrlässig“

Schönster Schwurbelanfall

Damit ließ sich Will aber nicht abspeisen: „Aber warum machen die Grünen das denn mit?“ bohrte sie weiter.

„Die Grünen machen das nicht mit“, behauptete Hofreiter, „sondern sie machen ihren Bereich sozusagen, akzeptieren sie sozusagen, wo es um die Details Verschiebungen gibt, aber sie akzeptieren natürlich nicht, dass insgesamt die Verteilung so ist, wie sie sich gestaltet, nämlich das wird auch nicht funktionieren.“ Uff!

Deutlichste Warnung

„Wir reden immer nur vom Ausstieg“, kritisierte Expertin Wolff. „Aber das wichtigste ist, dass wir gleichzeitig einsteigen können. Wir bauen nicht ab, wir bauen auf. Denn was wir abschalten, müssen wir durch erneuerbare Energien ersetzen!“

„Wir sollten den Kompromiss um Gottes willen nicht in Frage stellen. Wer denkt, dass eine Klimawende kostenneutral durchläuft, irrt sich!“ warnte Haselhoff und erinnert an den Aufstand er Gelbwesten. „Gucken Sie mal nach Frankreich, was dort passiert!“ Viele Orte im Kohlerevier seien schon jetzt AfD-blau.

Schimpfkanonade des Abends

„Sie bieten keine Perspektive!“ warf ihm die Aktivistin vor. „Sie schüren einfach Ängste!“ Das weitere Abtragen ganzer Dörfer sei „ein Akt der Unmenschlichkeit“.

„Auch ich selbst, und meine Familie, waren davon betroffen“, versetzte Gewerkschafter Lachmann. „In der Lausitz hängt die ganze Region von der Braunkohle ab. Wenn das wegbricht, wird es hier zappenduster!“

Irrster Vorwurf

„Die Braunkohlekumpel werden auf Rosen gebettet!“ höhnte die Aktivistin ungerührt.

Hofreiter assistierte ihr mit einem bewährten Totschlagsargument: „Ich glaube nicht, dass es einen Sinn macht, die Naturgesetze anzuzweifeln“ spottete er. Und wieder bekam er Beifall. Dabei geht es bei der Klimawende doch gar nicht um das Ob, sondern um das Wie!

Höflichste Zwischenfrage

Will gab Haselhoff das Wort. „Müssen wir das Klatschen abwarten?“ fragte der Ministerpräsident leicht irritiert.

„Nein, das müssen wir nicht abwarten“, beruhigte ihn die Talkmasterin.

Wichtigstes Argument

„Wir haben in Sachsen-Anhalt mehr Windräder als Bayern und Baden-Württemberg zusammen“, verteidigte sich Haselhoff. „In der Lausitz können die Leute gar nicht mehr zu Bett gehen, weil sie überall die roten Lichter von den Windrädern sehen, die dort eins neben dem anderen stehen!“

„Wir brauchen ein Konzept, wie die energieintensiven Unternehmen in Deutschland bleiben können!“ forderte Haseloff noch, doch auch dafür rührt sich keine Hand.

Klarste Ansage

„Die Hälfte des Strompreises sind Abgaben“, stellte Expertin Wolff fest. Die erneuerbaren Energien seien inzwischen zwar billiger, aber: „Wir müssen die teuren alten Anlagen erstmal rausschwitzen.“ Da gehe es um langfristige Planungen, Verträge, Beschäftigte…

Hofreiter gönnte sich schnell noch ein fettes Eigenlob: „Wir haben mit der Entwicklung der erneuerbaren Energien eine gigantische Leistung für die Welt geschaffen!“ rühmte er seine Politik.

Doch der Gewerksachafter kontert ihn mit einer einfachen Frage aus: „Welches Nachbarland war so irrsinnig und hat die Atomenergie und die Kohleenergie gleichzeitig abgeschafft? Frankreich, Schweden, Polen, Finnland – auf welche Energie setzen die? Atomenergie!“ Da wurde es für einen Moment ganz still.

Emotionen unter Ökodampf, grüne Publikumsmajorität bis kurz vor der Generalhuldigung ihres Stars, der kritische Verstand in der Zustimmungswüste: Das war ein Talk der Kategorie „emissionarisch“.

 

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