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Irres Gift-Duell bei „Maischberger“. „Deutschland wird vor die Kanone gebunden!“

„Maischberger“. ARD, Dienstag, 20.Septembner 2022,. 22.50 Uhr.

Die Fratze der Niederlage vor Augen, zündet Putin die nächste Eskalationsstufe: Zwangsanschluss der geraubten Gebiete per „Referendum“, 130.000 neue Soldaten als Kanonenfutter. Talkmasterin Sandra Maischberger lässt es dazu heute mit einem besonders hitzigen Meinungskampf krachen. Die Gäste:

Alice Weidel (43, AfD). Die Partei- und Fraktionschefin hält eisern Putin-Kurs: „Deutschland darf keine Panzer in die Ukraine liefern und sich nicht zur Kriegspartei machen!

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (64, FDP). Die Verteidigungspolitikerin fordert energisch: „Deutschland muss sofort den Transportpanzer Fuchs und den Schützenpanzer Marder liefern!“

Wolfgang Ischinger (76). Der Ex-Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz sagt voraus, die „erhebliche Schlappe“ der Russen werde „nicht ohne Folgen bleiben, auch politisch“.

Oliver Kalkofe (57). Der Comedian rief auf einer Friedensdemo am Brandenburger Tor: „Putin! Beende deinen Krieg! Du bist ein Lügner, und du hast verloren!

Gabor Steingart (60). Der Autor („Pioneer Briefing“) kritisiert: „Scholz hat sich ins Bockshorn jagen lassen  von Putin mit der Drohung vom Atomschlag.

Kerstin Palzer (40). Die ARD-Journalistin verteidigt den Kanzler: „Ich erlebe Olaf Scholz nicht als ängstlich. Ich denke, dass er verantwortungsvoll agiert, und viele Menschen sich das auch wünschen.“

Schwergewichte brauchen keine Frauenquote. Das Zoff-o-Meter zählt die Treffer. Ring frei!

Unterhaltsamster Vorkampf

Comedian Kalkofe guckt erst mal durch die Berufsbrille: „Auf dem Weg zu einer guten Pointe kommt einem doch manchmal das eigene Moralempfinden in die Quere“, bekennt er.

Sein aktuelles Problem: „Ich kann keine Witze mehr über Robert Habecks Dusch-Tipps hören. Ich weiß, dass er einfach nur ein bisschen naiv geantwortet hat. Es wird Jahre dauern, bis er das loswird. Oder Kretschmann den Waschlappen. Ich lebe von schlechten Scherzen, aber das ist selbst mir zu billig.

Klarste Analyse

Der erste ARD-Einspieler zitiert die Außenministerin mit dem Stoßseufzer „Es geht hier um hochmodernes Zeugs“, das sie „überhaupt nicht im Detail verstehe“. Frage der Talkmasterin: „Annalena Baerbock klang in Bezug auf die Panzerlieferungen in der letzten Woche noch ein bisschen forscher. Was ist da passiert?“

ARD-Korrespondentin Palzer vermutet einen Richtungswechsel par ordre du mufti: „Ich habe das Gefühl, dass Baerbock eher auf den Kanzler-Kurs einschwenkt als umgekehrt.“

Enttäuschteste Bewertungen

Der „Pioneer“-Chef kennt schon jetzt die vorab verbreitete Kanzler-Rede nach Mitternacht vor den UN in New York. „Eine typische Scholz-Rede“, urteilt er. „Keine Highlights. Eine sehr abgewogene, man kann auch sagen: abgehangene Position.“ Und vor allem nichts über Panzer.

Das Gefühl von zunehmender Verwirrung wird immer größer“, klagt Kalkofe. „Die Ansage ‚keine schweren Waffen‘ gibt es ja schon oft, aber der Grund dafür wird immer wieder verändert. Einmal war es ‚keine Alleingänge‘, dann Ringtausch, jetzt Reparatur. Das macht irgendwann das Gefühl: Welche Ausrede wird jetzt wieder gesucht?“

Steingart wirft dem Kanzler eine „Schaukelpolitik wie unter Bismarck“ vor: Scholz wolle im Westen „bella figura“ machen und es sich gleichzeitig nicht mit Putin verderben.“

Beruhigste Warnung

„Dieser Krieg ist noch lange nicht zu Ende“, analysiert Sicherheitsexperte Ischinger, aber: „Russland pfeift auf dem letzten Loch.

Zu den Atom-Drohungen aus Moskau sagt der Ex-Botschafter: „Es wäre ein großer Fehler, wenn wir jetzt in Schockstarre verfallen würden angesichts dieser Sprüche!“

Optimistischste Spekulation

Denn, so der alte Diplomat weiter: „Putin muss sich überlegen, ob er nicht jetzt bald, bevor es vielleicht noch schlimmer wird für seine Soldaten im Osten der Ukraine, nach dem Strohhalm greift und sagt: Wir haben unsere Kriegsziele jetzt erreicht.“

Mögliche Begründung des Kremlchefs in Ischingers Vorstellung: „Wir haben einen gewissen Streifen, wir haben die Krim, die geben wir auch nie wieder her, und ich erkläre den Sieg.“

Blutigste Vision

„Und dann zieht er sich zurück, aus der Ukraine?“ fragt Maischberger ungläubig.

„Nein“, antwortet Ischinger ungerührt. „Dann wird verhandelt.“

Maischberger hält ihren Spickzettel wie mit Katzenkrallen vor die Brust: „Das könnte Putin am Ende das Leben kosten“, ahnt sie, „und vielleicht weiß er das. In Russland fliegen ja permanent Menschen aus dem Fenster, die Falsches tun. Das könnte sich gegen ihn wenden.

„Richtig“, bestätigt Ischinger trocken. Uff!

Hoffnungsvollstes Lagebild

„Russland ist politisch-diplomatisch auf dem absteigenden Ast“, doziert der Ex-Botschafter danach, „und militärisch ebenfalls.“

„Diese Chance versuchen die Ukraine zu nutzen, und da sollten wir sie unterstützen“, fordert er mit energischen Fausthieben durch die Luft. „Dann haben wir eine Chance, dass der Krieg früher zu Ende geht.“

Flauester Lösungsvorschlag

In der Panzerfrage, so Ischinger zum Schluss mit erhobenem Zeigefinger, solle der Kanzler sagen: „Kinder, wir machen keinen Alleingang, aber wenn andere mitmachen würden, machen wir’s auch.“ Hannemann, geht du voran…

Über die Sanktionen witzelt der alte Diplomat: „Sie haben immer Nebenwirkungen. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!“

Mutigster Vorschlag

„Ich bin der Meinung, dass man auch in Sachen Atomkraft das kleine Rad noch dreht“, fordert ARD-Palzer mit Überzeugung. „Viele Menschen stehen so mit dem Rücken zur Wand – jede Hilfe, die es möglich macht, dass Strom da ist, das erwarte ich jetzt von der Regierung.“ Dafür gibt’s anhaltenden Applaus.

Steinhart-Steingart will noch mal nachtreten: „Der Herr Botschafter – das ist das, was Botschafter ‚Happy Talk‘ nennen!“, ätzt der „Pioneer“-Mann. Doch die Talkmasterin hält ihm gleich die rote Kelle vor die Nase: Wer sich nicht mehr wehren kann, weil er das Studio bereits verlassen hat, wird auch nicht mehr kommentiert!

Deutlichster Meinungsunterschied

Zum Hauptkampf tritt Strack-Zimmermann im dunkelgrauen Anwaltslook an. Weidel dagegen betont die langen Haxen mit einer elastischen Casual-Damenschlupfhose im Karodessin mit Galonstreifen. Auf geht’s!

„Gehört Putin vor das Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag?“, fragt Maischberger als erstes. „Unbedingt!“, antwortet die FDP-Politikerin. „Sobald er den Fuß aus seinem Land setzt, sollte er abgeführt werden.“

Ihre AfD-Kollegin weicht lieber aus: „Da gibt’s noch andere davor!“ Dass Putin ein „Diktator und Massenmörder“ sei, würde sie nicht unterschreiben:

Heftigste Attacke

„Eine interessante Einschätzung!“, spottet Strack-Zimmermann und wettert los: „Putin ist verantwortlich für Tausende Tote, Vergewaltigung, Verschleppung von Kindern, Folterung von Gefangenen!“

Ihre empörte Anklage: „Ich hoffe sehr, dass ihm das blüht, was anderen Kriegsverbrechern passiert ist. Dafür gibt es Den Haag, dafür werden gerade die Leichen aus den Massengräbern geholt. Ein ganz wichtiges Zeichen, und ein Stück Gerechtigkeit den Opfern gegenüber!“ Dafür ganz langer Beifall.

Härtester Konter

„Das wird man aufarbeiten müssen“, räumt Weidel ein, wechselt dann aber flugs das Thema: „Die deutschen Interessen können auf keinen Fall sein, uns dort einzumischen, einen Gegenschlag zu provozieren, Kriegspartei zu werden und einen Dritten Weltkrieg zu provozieren.“ Puh…

Als sich beide Politikerinnen gleichzeitig Satzfetzen um die Ohren hauen, wirft sich die Talkmasterin mit der Geschäftsordnungspunkt „Ausreden lassen“ ins Wortgefecht. Trotzdem kommt beim Zuhörer vor lauter Unterbrechungen, Interventionen, Einsprüchen, Protesten, Widerworten und gnadenlosem Dazwischenfunken bald kaum noch was an. Ächz!

Irrster Vorwurf

Die Rechtsaußenstürmerin will keine Panzer für die Ukraine: „Frau Strack-Zimmermann möchte Deutschland mit dieser Linie zum Kanonenfutter machen“, poltert sie. „Deutschland wird hier wirklich vor die Kanone gebunden!

Noch boshafter: „Dass Sie daran ein Interesse haben, ist mir völlig klar“, patzt die AfD-Chefin die Liberale an, „weil Sie eine Lobbyistin der Rüstungsindustrie sind!“

Explosivster Gegenangriff

Ich weiß nicht, wann Sie in Ihrem Leben falsch abgebogen sind“, rüffelt Strack-Zimmermann die Kontrahentin und fährt schwerstes Geschütz auf: „Ihre Politik basiert auf dem üblen braunen Humus, den Sie brauchen, damit Sie überhaupt ankommen!““

Danach hält die FDP-Expertin ihrer Gegnerin erst die umstrittene Russland-Reise einiger AfD-Abgeordneter und dann auch noch einen verräterischen Dialog vor: „Was ist denn, wenn der Herbst gar nicht so schlecht wird?“, fragte ein AfD-Mann den anderen. Die entlarvende Antwort: „Ja, das wäre blöd, dann braucht man die AfD nicht mehr.“ Is klar!

Bissigster Dialog

Weidel verlangt sofortige Friedensverhandlungen, denn: „Wir werden unser Land in eine hochgefährliche Situation bringen, wenn wir weiter an der Eskalationsspirale drehen. Der Kanzler und die Au0ßenministerin sind jetzt gefragt…“

„Also die rufen jetzt an und sagen: Wladi, wir reden jetzt miteinander“, spottet Strack-Zimmermann.

Wie ihre Idee konkret funktionieren soll, kann Weidel allerdings auch nicht sagen, und deshalb flüchtet sie sich in neue Vorwürfe: „Dieser Weg ist ja leider verbaut worden, weil Deutschland nicht mehr als neutraler Makler wahrgenommen wird“, schimpft sie. „Dieser Pfad der Tugend, keine Waffen in Kriegsgebiete zu liefern, wurde verlassen…“

„Dass Sie von Tugend sprechen, Frau Weidel, ist schon bemerkenswert!“, grollt die FDP-Abgeordnete. Rumms!

Überfälligster Rückzieher

Zu der geplanten, aber im letzten Moment gestoppten Reise der AfD-Abgeordneten in die besetzte Ostukraine erklärt Weidel: „Sie hatten natürlich überhaupt gar keinen Parteiauftrag, vertreten die Partei auch nicht. Glücklicherweise hat diese Delegation eingelenkt und kehrt jetzt zurück.“

Maischberger erinnert daran, dass einer der AfD-Leute zum Kriegsbeginn twitterte: „Russland verteidigt sich!“ Später wurde der Tweet gelöscht. „Diese ganze Aktion ist nicht zielführend gewesen“, verurteilt Weidel jetzt den missglückten Propagandabesuch. „Das werden wir intern noch aufarbeiten.“ Hosianna!

Zitat des Abends

Wir werden es nicht schaffen, ohne dass wir am Ende in einen Haufen treten. Die Frage ist nur: Was bleibt am Schuh kleben?“ Oliver Kalkofe zur Atomdebatte

Fazit

Putins Krieg verlängert die Restlaufzeit der AfD auch in den Talkshows. Viel ausgeprägtes Dominanzgehabe und schrille Streitereien, aber kluge Kommentare der Berufsbeobachter und eine Schiedsrichterin mit Durchblick im dicksten Getümmel: Das war eine randpolitische Redeschlacht der zweifelhaften Kategorie „Damencatchen“.

 

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