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Impfdosen-Zoff bei Maischberger: Laschet startet knallharte Attacke gegen Scholz

„maischberger. die woche“. ARD, Mittwoch, 17.März 2021, 22.50 Uhr.

Der CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz in der ARD-Talkshow „maischberger. die woche“ am Mittwoch heftig attackiert.

Wörtlich sagte der Ministerpräsident, der sich auf einen Wahlkampf als Kanzlerkandidat der Union vorbereitet: „Jeder Minister soll bei seinem Ressort bleiben. Der Finanzminister hat genug mit der Finanzaufsicht zu tun, mit Wirecard. Warum muss er Impfdosenmengen ankündigen? Und wenn sie dann nicht kommen, sagt er: Jens Spahn ist schuld.“ Rumms!

CDU/CSU, AstraZeneca und Jens Spahn in schwerer See, nur Mallorca schenkt ein bisschen (Vor-)Freude. Wer setzt bei „maischberger. die woche“ den Ton: Die Schwarzseher oder die Mutmacher? Die Gäste:

Laschet musste als neuer Kapitän jetzt dringend auf die Talk-Brücke: Gefährliche Klippen voraus!

Prof. Karl Lauterbach (SPD), der Warner vom Dienst, hat wenig Fans, aber oft Recht.

Der Fußballprofi Ilkay Gündoğan (Manchester City) hat Corona überstanden und warnt: „Mit diesem Virus ist nicht zu scherzen!“

Die Journalistin Kristina Dunz (RND), ebenfalls ein Covid-Opfer, ätzte auf Twitter: „Ich kann die 1.-Liga-Corona-Extrawürste der sogenannten Sportler nicht mehr sehen!“

Die Journalistin Alexandra Föderl-Schmid (SZ) rät Lockdown-Opfern: „Raus aus dem Pyjama, sich jeden Tag ein Projekt vornehmen und Schritte zählen!“

Der ARD-Oldie Ulrich Wickert (Ex-„Tagesthemen“) wird Prinz Philip immer ähnlicher und ist auch schon Ur-Opa.

 

Sechs Köpfe aus drei Generationen mit Laschet als Quoten-Lokomotive. Gündoğan verdient mehr als alle anderen zusammen, gab’s dafür verbal auf die Socken? Das Zoff-o-Meter zählt auch die Fouls!

Steilste Vorlage

Laschet muss nicht wie andere Politiker auf seine Einwechselung warten, sondern steht in der Startformation. Maischbergers erste Frage: „Wem geht es im Moment schlechter: der CDU oder der katholischen Kirche in Köln?“

Uff! Am Rhein steht ein Kardinal im Feuer, weil er einen Untersuchungsbericht über Missbrauchsfälle sehr lange zurückhielt.

Ich glaube, die katholische Kirche in Köln hat schwerere Zeiten im Moment“, urteilte der Ministerpräsident denn auch. „Ich denke, das Wichtigste ist, dass da auch schnell wieder Vertrauen zurückgewonnen wird. Und da ist Transparenz besonders wichtig.

Nüchternste Analyse

Beim Thema CDU-Absturz hielt Laschet den Ball extrem flach: „Die Wähler haben zwei sehr populäre Ministerpräsidenten wiedergewählt“, wiegelte er ab.

Sein Ärger über die SB-Politiker aus der unionschristlichen Greif-ab-Gruppe ist riesig, doch: „Es ist kein Wahlsieg für die SPD, denn die haben in Baden-Württemberg 11 Prozent. Es ist kein Wahlsieg für die Grünen, denn die haben in Rheinland-Pfalz 8 Prozent.“

Laschets milde Manöverkritik: „Wir haben verloren, nämlich in beiden Ländern zwei bis drei Prozent…“ Klingt ein bisschen nach „Wenn’s weiter nichts ist…“

Unzufriedenster Kommentar

Zu Corona sagte Laschet mit der nötigen Klarheit: „Es gibt viele Leute, die sagen, die Maßnahmen waren alle zu streng, das Management funktioniert nicht, und dann kommt noch Korruption dazu.

Aber: „Die, die letzte Woche gesagt haben, die Maßnahmen waren zu streng, merken jetzt: Die Zahlen steigen wieder an.“ Puh!

Kameradschaftlichstes Urteil

„Der Gesundheitsminister hat den schwersten Job überhaupt“, sagte Laschet schonend über seinen getreuen Gefährten im Kampf um den CDU-Vorsitz. „Jeden Tag neue Dinge, wo er reagieren muss! Aber das erhöht nicht die Stimmung, dass ein Wohlgefühl durch die Bevölkerung geht!“

Wirksamste Schützenhilfe

Zu AstraZeneca meinte der Ministerpräsident: „Was sagt ein Minister Jens Spahn, wenn ihm der Chef des renommierten Paul-Ehrlich-Instituts sagt: Du musst das stoppen, es kann Tote geben? Da kann Politik gar nicht anders, als der Wissenschaft zu folgen!“ Denn hätte Spahn „es weiter verimpft, und ein einziger wäre dann noch gestorben, wäre es seine Verantwortung.“

Wichtigste Ratschläge

Über die Impfrisiken sagte Laschet dann: „Ein Arzt kann das im Zweifel besser beurteilen als ein Politiker.“

Gegen das Durcheinander der Länder und Staaten forderte der Ministerpräsident eine „einheitliche europäische Sprache“ und „keine nationalen Alleingänge“.

„Man sollte weniger versprechen“, empfahl er. „Man sollte nicht allzu oft Daten nennen, weil wir alle jetzt gelernt haben: Manches lässt sich zum Datum nicht erfüllen.“

Sanftester Nasenstüber

Dann feuerte Laschet doch noch eine kleine Spitze gegen Spahn ab. Zum Versprechen des Gesundheitsminister, ab März werde es Schnelltestes für alle geben, merkte der Parteichef an: „Wenn man 1.März sagt, muss es dann auch der 1.März sein.“ Patsch!

Staatsmännischstes Statement

„Die Regierung muss jenseits von Parteipolitik gut regieren“, forderte Laschet gleich danach. „Diese Pandemie sollte man, auch wenn Wahljahr ist, aus dem parteipolitischen Streit heraushalten.“ Amen!

Über CSU-Generalsekretär Markus Blume, der Fehler im Bundesgesundheitsministerium vermutet, murrte Laschet leicht vergrätzt: „Nicht hilfreich! Wer zu spät bestellt hat, war nicht Jens Spahn!“

Temperamentvollste Kritik

Maischberger zeigte sich vor allem von Schulschließungen schwer genervt: „Das muss ich jetzt mal als Mutter sagen“, wetterte sie los und zählte auf: „Kein richtiger Wechselunterricht, weil Lehrer nicht zahlreich genug! Keine Teststrategien! Keine richtigen Online-Formate!“

Dann unterbrach sich die Talkmasterin und sagte: „Entschuldigung! Ich rege mich gleich wieder ab…“ Wirklich? Schade!

Gretchenfrage des Abends

Zum Schluss wollte die Talkmasterin den CDU-Chef tunneln: „73 Prozent der Deutschen sagen: Als Kanzlerkandidaten sehen sie Sie nicht. Werden Sie zurückziehen?“

„Nein!“ antwortete Laschet energisch und gönnte sich einen kleinen Triumph über Friedrich Merz: „Es gab auch viele Umfragen, wie der Parteivorsitz bei der CDU ausgeht, und wer der Hauptfavorit ist, und eigentlich schon unschlagbar ist…“

Ich habe meine Vorstellungen, wie das nach Angela Merkel weitergehen soll in Deutschland und Europa“ fügte er hinzu, „und dann sehen wir am Ende, wer sich da durchsetzt.“ Punkt!

Gelassenste Erklärung

Dann war Corona wieder da. „Ich würde es sofort nehmen“, sagte Wickert über AstraZeneca. „Mein Bruder ist 79, lebt in Berlin, hat schon im Januar einen Brief bekommen und ist geimpft worden. Ich bin in Hamburg, und bei mir wird’s vielleicht Mai.“

„Aber  ich beklage mich nicht“, fügte der Journalist hinzu. „Ich brauche das nicht. Mir geht’s gut. Ich versuche, so wenig Leute zu treffen, damit mir nichts passiert.“

Kritischste Antworten

Journalistin Föderl-Schmid lästerte über den Vorschlag Markus Söders, Politiker sollten sich vorbildhaft mit AstraZeneca impfen lassen: „Das war ein populistischer Vorstoß. Er wäre jetzt vermutlich vorsichtiger.“

Journalistin Dunz nahm noch mal den Gesundheitsminister auf die Hörner: Nach Spahns Entscheidung, mit AstraZeneca auszusetzen, werde dieser Impfstoff „noch einmal schlechter bewertet“, klagte sie.

Misslungenster Vorschlag

Wickert haute den klassischen Hanseaten-Trumpf auf die Platte: „Was uns fehlt, ist ein Helmut Schmidt!“ tönte er mit ausgebreiten Armen.

Doch das war dann selbst der notorischen Schmidt-Verehrerin Maischberger zu viel. „Ach nein!“ rief sie entgeistert und lachte sich schlapp. Der nun wieder!

Interessanteste Erklärung

Es folgte der übliche Auftritt der grauen Eminenz unter Deutschlands Gesundheitsexperten, Prof. Lauterbach. „Das ist ein sicherer Impfstoff“, sagte der SPD-Politiker über AstraZeneca. „Ich glaube, dass der Nutzen deutlich überwiegt!“

Außerdem denke er nicht, dass Komplikationen häufiger bei Frauen auftreten würden, wie es oft heiße. „Zwar waren von den ersten sieben Fällen sechs Frauen“, erläuterte Lauterbach, „aber wir haben den Impfstoff auch sehr viel stärker bei Frauen verwendet: Lehrerinnen, Erzieherinnen, Pflegekräfte…

Misstrauischste Bewertung

Am russischen Impfstoff „Sputnik V“ habe er Zweifel, denn, so der Experte: „Das ist ein guter Impfstoff, aber die Daten haben einen Schönheitsfehler. Es sind zwar gute Daten, was die Wirksamkeit angeht. Aber die Nebenwirkungen, die beschrieben werden, sind unrealistisch gering!“ Nachtigall..

Rührendstes Finale

Zum Schluss wurde aus Manchester Nationalkicker Gündoğan zugeschaltet, der im September am Corona erkrankte. „Mein Opa, der auf die 80 zusteuert, hat am Telefon mit weinender Stimme auf mich eingeredet, dass ich auf mich aufpassen soll, dass er Angst um mich hat“, berichtete er.

„Das werde ich nie vergessen“, fügte der Fußballer sichtlich bewegt hinzu, „dass ausgerechnet mein Opa, der zur Risikogruppe gehört und auch Vorerkrankungen hat, mich anruft und Sorge um sein Enkelkind hat!“

Sportlichstes Gelöbnis

Auch beim Rücktritt des Bundestrainers kamen große Gefühle ins Spiel: „Ich habe Jogi Löw so viel zu verdanken!“ sagt der Fußballprofi. „Er hat mich mit 20 zur A-Nationalelf geholt!“

Gündoğans Versprechen: „Ich werde versuchen, in den letzten Monaten in der Nationalmannschaft Jogi den Abschluss zu geben, den er verdient. Und das kann man am besten mit guter Leistung vor allem bei der Europameisterschaft.“ Viel Glück!

Fazit: Interessante Infos und klare Kanten, aber ohne Kraftsprüche von der Seitenlinie oder

halbkluge Scharfmachereien: Das war eine Talkshow der Kategorie „Verkehrsberuhigter Bereich“.

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