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Impf-Zoff bei „hart aber fair“. Spahn will Tests bald nur noch für Leute mit Symptomen!

„Hart aber Fair: Coronapolitik im Bürgercheck: Was muss jetzt passieren?“ ARD, Montag, 30.August 2021, 21.15 Uhr.

Lockdown, Schockdown, Bockdown: Niemand hat noch Lust auf Stoppschilder! Auch Frank Plasbergs Gäste nicht.

Jens Spahn (CDU). Der Bundesgesundheitsminister kämpft an allen Fronten „für einen sicheren Herbst und Winter“. Seine Sorge: „Wir müssen aufpassen, dass aus Spannungen nicht Spaltungen werden. Freiheit heißt nicht, dass jeder macht, was er will!“

Volker Wissing (FDP). Der Generalsekretär twitterte: „Unser Land muss moderner, digitaler, zukunftsfähiger werden“ – auch beim Impfen.

Janine Wissler (Linke). Die Co-Parteichefin twitterte: „Schluss mit der Zwei-Klassen-Medizin!“

Cihan Çelik (35). Der Facharzt war selbst coronakrank und schlug Alarm: „Das Risiko eines Ungeimpften ist mit Delta so hoch wie nie!“

Melanie Amann. Die Journalistin („Spiegel“) weiß: „Fast alle Politiker sind gegen eine Impfpflicht!“

Die Fragen kamen diesmal aus drei Städten, in denen ARD-Interviewer Stimmen für Einspieler sammelten. Das Thema taugt nicht zum Parteienstreit, aber es ist Wahlkampf. Und der Zoff ging auch gleich los

Spahn will die Bürgertests ab Mitte Oktober bezahlt kriegen: „Wir haben schon über 3 Milliarden Euro ausgegeben!

In Schulen, Gesundheitswesen oder bei Besuchen im Heim sollen Tests auch künftig kostenlos sein, nicht aber bei Privatvergnügen wie Restaurant- oder Kinobesuch. Spahn: „Warum sollen die anderen für jemanden zahlen, der sich auch hätte impfen lassen können?“

Für Wissing ist das aber eine „Impfpflicht durch die Hintertür“. Tests seien Teil der Sicherheit, erklärt der FDP-General. Und gerade jetzt vor dem Winter sei es der „denkbar schlechteste Zeitpunkt“, eine Hürde für das Testen aufzubauen, denn „man nimmt damit ein Stück Sicherheit weg.“

Interessanteste Sitzordnung

Auch Geimpfte können die Delta-Variante übertragen“, assistierte Linke-Wissler, von der Regie direkt neben ihrem liberalen Fast-Namensvetter platziert.

„Spiegel“-Amann fand die ungewöhnliche Nachbarschaft durchaus passend: Bei den Liberalen wie bei den Linken sei die Angst davor zu spüren, in den Verdacht zu geraten, dass man Druck auf Ungeimpfte ausüben wolle.

Drastischste Kommentare

Die Journalistin warnte davor, „dass die Freiheit, sich gegen einen Impfung zu entscheiden, negative Folgen für uns alle hat.“ Das habe ja auch eine Frau in dem Einspieler gesagt, dass es eine „dreckige Nummer“ sei, zu sagen, „ich entziehe mich da und möchte gern mein eigenes Ding machen.“

Beim Talkmaster war eine andere Formulierung aus den Interviews hängen geblieben, und er zitiert mit sichtlichem Behagen, „dass nur wenige Politiker einen Arsch in der Hose haben, mit so‘ner Impfpflicht durch die Hintertür um die Ecke zu kommen.“ Rumms!

Höflichstes Kompliment

Plasberg-Assi Brigitte Büscher suchet die Stelle auf dem Tablet flugs noch mal raus: „Arsch in der Hose, das kann man sich gut merken!“ murmelt sie. Ergebnis: Das Zitat stimmt.

„Das, was Sie mit vornehmeren Worten gesagt haben, Frau Amann, trifft hier auf eine Zuschauermeinung“, lobte der Talkmaster die „Spiegel“-Kollegin. Recht munter ging es zu in diesem Corona-Talk. Gelungener Arschaungsunterricht!

Herzigster Dialog

„Es gehört Mut dazu, diese Instrument zu nutzen, um die Leute zum Impfen zu fahren“, fand die Journalistin.

„Also Spahn hat den Mut?“, hakte Plasberg nach.

 

„Er hat in dem Fall mehr Mut als die beiden“, lobte Amann mit Blick auf den Liberale-Linke-Flügel.

Herr Spahn muss erst mal den Schock verdauen, von Ihnen gelobt zu werden“, blödelte der Talkmaster.

„Komm ich mit klar“, griente der Minister.

„Warten Sie mal ab, wie’s noch weitergeht“, gluckste die Journalistin. Herzilein…

Fachlichste Analyse

Doktor Çelik drehte den Talk wieder auf Seriös: „Wenn man Symptome hat, kann man immer noch zum Arzt gehen und sich testen lassen“, stellt er fest. „Und auch die Selbsttests zu einem sehr günstigen Preis stehen ja zur Verfügung.“

Aber, so der Facharzt weiter: Bei der Auswertung der Schnelltests für Restaurant und Kinobesucher, die „sehr viel Geld kosten“, sei aufgefallen, dass nur sehr wenige positiv waren. Çelik klares Urteil: „Kostet viel, bringt uns aber wenig.

Massivste Blutgrätsche

Dann beharkten sich Spahn und Wissing. „Ende April hat  die FDP gesagt: Geimpfte und Genesene dürfen Beschränkungen nicht mehr unterliegen“, beschwerte sich der Minister. „Drei Monate später: Argumentation genau das Gegenteil!“

Spahns Vorwurf an den Liberalen: „Sie passen die Kritik der Lage an, damit es am Ende was zu kritisieren gibt!“

Härtester Konter

Der FDP-General trat ebenfalls kräftig zu: „Ich frage mich, ob das der richtig Zeitpunkt ist, wenn die Bundeskanzlerin rumläuft und sagt: Achtung, Achtung, im Herbst wird’s ganz schlimm – und Sie gleichzeitig sagen als Gesundheitsminister: Tests machen wir jetzt kostenpflichtig. Das passt doch nicht zusammen!“

„Nenene!“ machte Spahn im Sound einer populären Matratzenreklame. Hier fällt keiner weich!

Klarste Ansage

„Wir verkünden ja keine Wahrheiten“, gestand Spahn, „sondern wir wägen ab. Und wenn wir geschützte Menschen genauso testen wie ungeschützte, dann hört diese Pandemie nie auf!“

Interessanteste Ankündigung des Ministers: „Es wird irgendwann in einem weiteren Schritt in den Frühling hinein die Situation kommen, wo man sagt, man wird nur noch Menschen mit Symptomen testen.

Gelungenste Selbstverteidigung

„Ich bin ja viel kritisiert worden, für das Beschaffen von Impfstoffen, Teste, Masken“, stellte Spahn fest. „Ich mag unkonventionell und pragmatisch gehandelt haben, in der Not war manches auch teurer – aber es war da!“

Schlimmster Vorwurf

Ich habe Eltern, die nennen mich Mörder, weil ihre Kinder in der Schule Maske tragen sollen“, fügte der Minister sichtlich betroffen hinzu. „Und ich erlebe Eltern in den Veranstaltungen, die sagen: Wenn ihre Kinder nicht Maske tragen in der Schule, werden sie sie nicht in die Schule schicken, weil sie möchten, dass sie sich schützen können.“

Niemand geht freiwillig auf einen Elternabend“, ulkte Plasberg. „Bei mir ist heute Elternabend. Ich freu mich sehr, dass ich nicht kann!“

Gehässigste Kritik

Dann nahm der Talkmaster den Minister in Schutz: Schulen seien Sache der Länder, in jeder Kommune sei es anders, es handele sich um ein „multiples Organversagen“, und deshalb sei es „müßig, das bei Spahn abzukicken“.

Doch die Linke versuchte es trotzdem: „Sie haben eine Milliarde Euro für minderwertige Masken in den Sand gesetzt!“ warf Wissler dem Minister vor. „Ihre Parteifreunde haben sich zum Teil bereichert mit diesen Maskendeals. Das finde ich schäbig!

„Genau da ermittelt die Staatsanwaltschaft“, erwiderte Spahn und nimmt das leidige Thema vom Tisch.

Konstruktivster Vorschlag

„Es gibt einen Bereich bei den Menschen, da kommt man als Politiker und auch von den Medien nicht so gut ran“, weiß Çelik. „Da hilft nur das 1:1-Gespräch im Vertrauen. Und das ist die Aufgabe der Ärzte und der Hausärzte.“

„Deshalb erhoffe ich mir noch mehr Engagement der Hausärzte und im ambulanten Bereich, um da näher heranzukommen“, fügt der Experte hinzu.

Denn: „Das ist meine Erfahrung: Den Menschen, die jetzt noch nicht geimpft sind, denen können wir nicht einfach eine Website nennen, sondern da müssen wir wirklich aktiv drauf zugehen. Das braucht Engagement!“

Schlechtester Scherz

„Was da in den sozialem Medien alles behauptet wird, bis hin zu Chips, die der Gates oder der Spahn am Einpflanzen sind!“, stöhnt der Minister

Plasberg wollte sich einen Jux machen: „Das machen Sie nicht?“ fragt er in gespieltem Erstaunen. „Machen Sie das nicht, mit den Chips?“

Doch als niemand lachte, zog der Talkmaster schnell den Schwanz ein: „Ironie kommt nie rüber im Fernsehen“, ärgerte er sich.

Optimistischster Ausblick

Wir brauchen noch gut zehn Prozent mehr (Geimpfte), um mit der nötigen Trittsicherheit in noch mehr Freiheit gehen zu können“, erklärt Spahn zum Schluss. Aber: „Wir haben Deutschland schon ein ganzes Stück in die Freiheit zurückgeimpft. Ich wüsste kein anderes Land, in dem ich über die letzten 18 Monate lieber gewesen wäre als in Deutschland.“ Amen!

Fazit: Bittere Wahrheiten, harte Kontroversen, faule Witze des Impresarios und die üblichen Stänkereien von Linksaußen: Das war eine Talk-Show der Kategorie „Geduldsprobe“.

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