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Harte Attacken gegen Jens Spahn bei „Anne Will“

„Anne Will: Das große Impfversprechen – wo steht Deutschland im zweiten Pandemie-Sommer?“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich in der ARD-Talkshow „Anne Will“ gegen harte Attacken der politischen Konkurrenz, vor allem aber der Moderatorin verteidigt.

Wörtlich sagte der CDU-Politiker dabei: „Egal, was ich entscheide oder nicht entscheide, es wird immer von einigen als einfach falsch genommen! Es wird immer auch Versäumnisse geben. Am Ende können wir nur nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden.

Der Lockdown löst sich langsam auf, doch der Impf-„Gipfel der Zuversicht“ vom vergangenen Donnerstag lässt jede Menge Fragen offen. Anne Wills Gäste:

Der Bundesgesundheitsminister hat jetzt auch noch Ärger mit Corona-Abzockern an der Backe.

FDP-Chef Christian Lindner sieht Freiheitseinschränkungen und Bürokratismus auch als Gefahr für die Demokratie.

Janosch Dahmen (Grüne), Arzt aus dem Gesundheitsausschuss des Bundestages, schimpfte: „Es hilft niemandem, wenn wir die Impfdebatte nicht ehrlich & transparent führen!

Die Redakteurin Christina Berndt („SZ“) warnte: „Die psychische Not von Kindern und Jugendlichen im Lockdown wächst!

3 x Politik, 1 x Medien, 0 x Wissenschaft. Gab es einen Krieg der Worte statt der nötigen Impfung mit neuen Infos?

Empörendste Ouvertüre

Ein ARD-Einspieler wetterte über die Datenschutztreue des Bundesgesundheitsministeriums: Es habe verordnet, dass „die beim Test zu übermittelnden Angaben keinen Bezug zu der getesteten Person aufweisen dürfen. Das macht Abrechnungsbetrug leicht!“

Stimmt! Verdeckte Recherchen an einem Testzentrum in Essen zeigen: 550 Menschen nutzten den Service, doch der Betreiber meldete dem Gesundheitsministerium 1743 Tests. O-Ton: „Inzwischen wird strafrechtlich ermittelt!“

Start in der höchsten Garstufe

Die Talkmasterin drehte den Grill sofort bis zum Anschlag auf: „Sie müssen sich dem nächsten Vorwurf des Managementversagens aussetzen“, attackierte sie den Minister. Die Formulierung hatte ihr ein SPD-Mann geliefert.

Spahn pustet erst mal Beruhigendes auf die heiße Kartoffel: „Wir haben jetzt 15.000 Teststellen in Deutschland, und das ist etwas, was pragmatisch gut erreicht worden ist“, lobte er.

Dünnhäutigste Beschwerde

Dann aber versprach der Minister, jetzt wolle er „mit den Landeskollegen direkt morgen früh besprechen, dass wir die Gesundheitsämter mit einer Kontrolle auch der Räumlichkeiten, der Qualität vor Ort beauftragen. Gerade bei den privaten Dienstleistern braucht es offenbar noch zusätzliche Kontrollen!“

Klarste Ansage

„Das Gute ist: Die Staatsanwaltschaft ermittelt“, erklärte Spahn zu dem Skandal in Essen. „Denn das ist Betrug. Das ist kriminell.“

Sein Zorn: „Wo kriminelle Energie ist, wo jemand betrügen will, wird jemand betrügen. Aber wir haben eine klare Regelung, dass die Einkäufe, die Testkosten nachgewiesen werden müssen.“

Tröstlichster Aspekt

Und wo bleibt hier das Positive? „Es ist uns gelungen, innerhalb von kürzester Zeit eine Testinfrastruktur aufzubauen“, freute sich der Minister, „die von meinem münsterländischen Heimatdorf, wo es jetzt ein Testangebot für meine Eltern gibt, bis nach Berlin für jeden ein kostenloses Testangebot hat, wie es das wenige andere Länder auf der Welt haben!“

Kameradschaftlichste Entlastungsoffensive

„Es ist alles missbrauchsanfällig“, griff Lindner ein. „Deshalb bin ich bei der Verurteilung der Regierung in dieser Frage zurückhaltender, als es die SPD ist, die gegenwärtig den Eindruck erweckt, dieser Koalition überhaupt gar nicht mehr anzugehören.“ Rumms!

Statt des wahlkampfmotivierten Spahn-Bashings forderte der FDP-Mann einen „Neustart der Teststrategie“: Gesundheitsämter und Finanzämter einbinden. Fachaufsicht durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Auch negative Tests melden, für ein besseres Lagebild.

Dann ging der Zoff los

„Testdebakel!“ wetterte SZ-Berndt. „Ich weiß nicht, was ich schlimmer finde: Dass hier ein Koffer Geld genommen wurde, oder dass der so offen hingestellt wurde, ohne dass irgendwelche Kontrollen stattgefunden haben!“

Besonders empörte sie, dass es auch keine medizinischen Qualitätskontrollen gebe: Unter den verantwortlichen Ärzten seien auch „irgendwelche Schönheitschirurgen vom Ende der Republik.“ Uff!

Penetrantestes Eigenlob

Ja, es werden jetzt Razzien durchgeführt, und das ist großartig“, fand die Journalistin. „Aber ohne die Arbeit meiner Kolleginnen wäre das natürlich nicht aufgefallen!“

Und gleich noch mal, zum Mitschreiben für Spahn: „Sie haben gesagt, das ist nach wenigen Wochen aufgefallen“, hielt Berndt dem Minister vor. „Ja – nach journalistischer Recherche!“

Interessantester Standpunkt

Lindner prangerte eine Ungerechtigkeit an: „Die Öffentlichkeit, die Medien, die Opposition können die Regierung nicht immer zu schnellerem Handeln veranlassen, und wenn die Regierung dann schnell, unbürokratisch, ich sage mal: unternehmerisch handelt, legt man hinterher die Maßstäbe an, als müsste alles schon perfekt durchdacht gewesen sein!“

Schlagfertigste Antwort

„Eine gewisse Zurückhaltung empfiehlt sich bei so einem Managementproblem auch den Medien und der Opposition“, riet Lindner.

Die Talkmasterin fühlt sich auf den Schlips getreten: „Zeigt sich hier eine besondere Freundschaft zwischen Ihnen und Jens Spahn?“ ätzte sie.

„Nein“, konterte Lindner, „eine besondere Seriosität der FDP.“ Ui!

Berechtigtste Anklage

Dahmen trägt die alten Hornbrillen von Herbert Wehner auf und klingt auch schon fast so grollig wie der legendäre SPD-Einpeitscher: „Es ist hier offensichtlich ein Geschäftssinn entstanden, dass man hier sehr schnell sehr viel Geld verdienen kann!“ schimpfte er über die miesen Test-Abzocker.

Bei einem Neustart müsse es aber auch um weitere Probleme gehen, forderte der Grüne dann, etwa darum, „die digitale Darstellung der Testergebnisse in der Corona-Warnapp auch endlich umzusetzen.“

Wichtigste Ankündigungen

Das stehe bereits in seinem neuen Entwurf, meldete Spahn. Seine Drohung: „Wir werden Testanbieter verpflichten, sich an das Netz der Corona-Warnapp anzuschließen. Wer sich nicht anschließt, kann nicht mehr abrechnen!““

Außerdem, so der Minister: „Wir werden die Vergütungen absenken, auf irgendwo zwischen drei, vier Euro. Mit Rückkopplung an das Finanzamt.“ Und für die Dienstleistung selbst? „Das wird unter zehn Euro sein.“

Boshaftestes Revanchefoul

Will ärgerte sich immer noch über den Seitenhieb des FDP-Chefs gegen ihre Zunft: „Ich würde gern weitergehen. Vielleicht kommt dann auch noch eine Stelle, wo Herr Lindner kritisch wird!“ höhnte sie.

„Ich war heute schon kritisch“, konterte der FDP-Chef cool. „Aber auch fair!“

Beruhigendste Zahlen

„Wir haben jetzt zwei Drittel der impfwilligen Erwachsenen geimpft“, stellte der Minister fest. „Bis Ende Juli werden es an die 90 Prozent sein. Und natürlich werden die über 12-jährigen, wenn die Eltern es wollen, bis Ende August geimpft werden können!“

Denn, so Spahn: „Wir erwarten ab heute noch bis Ende August über 50 Millionen Dosen allein von Biontech. Und wenn einer zuverlässig liefert, dann ist es wirklich dieser Hersteller!“

Parteiischste Attacke

Lindner schaltete voll in den Wahlkampf-Modus: „Kinder und Jugendliche sind die Hauptleidtragenden der Pandemie“, betont er. „Ich habe es sehr bedauert, dass die Grünen sehr restriktiv immer sofort Schulen schließen wollten!

Seine Forderung: „Wir müssen jetzt für Präsenzunterricht sorgen. Wir müssen Sozialpädagogen und Sprachpädagogen in die Schule bringen, um aufzuarbeiten!“

Interessanteste Ideen

Weil endlich reichlich Impfstoff winke, will Lindner jetzt „alle Reserven verimpfen, den Zeitpunkt zwischen Erstimpfung und Zweitimpfung strecken, gemischt mit unterschiedlichen Vakzinen impfen und Impfstoff im Ausland besorgen, etwa in Dänemark“, wo noch AstraZeneca übrig sei.

„Darum habe ich mich schon bemüht, bei meinem dänischen Kollegen“, funkte Spahn dazwischen.

Persönlichste Argumentation

Wie Spahn wollte auch Dahmen mit Privatem punkten: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ich als 39-jähriger an Covid sterbe, ist in etwa 50 Mal höher als die meines Sohnes“, rechnete er vor. „Die des Großvaters, also meines Vaters, ist in etwa 1300 Mal so hoch wie die des Enkels. Und der Urgroßvater hat ein 8700-fach höheres Risiko!“

Deshalb, so warnte der Grüne, vermittle die jetzt diskutierte Impfung der 12-jährigen „einen falschen Eindruck von Sicherheit, wenn wir die Eltern nicht impfen, wenn wir die Verwandten nicht impfen, wenn wir nicht das gesamte Personal an Schulen und Kindergärten impfen!“

Dramatischstes Schlusswort

„Es geht nicht darum, dass nächste Woche alle Kinder und Jugendlichen geimpft werden“, stellte Spahn klar. „Es geht darum, Konzepte zu haben, in Schulen, Impfzentren oder mit Kinder- und Jugendärzten bis Ende August ein entsprechendes Angebot zu machen. Die rechtliche Zulassung ist an diesem Freitag erfolgt!“

Seine düstere Alternative: „Eins ist klar: Die Kinder werden in den nächste Monaten und Jahren entweder die Infektion kriegen oder die Impfung!“

Fazit

Zähe Meinungskämpfe, voreingenommene Schmalspurfragen, läppische Frozzeleien und viel kleinliche Kritik, aber auch klare Tacklings gegen direkte und versteckte Attacken: Das war eine Talk-Show der Kategorie „Abwehrschlacht“.

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