Teletäglich

Habeck-Berater Südekum fürchtet in „Hart aber fair“: Atomkraft würde die Erneuerbaren bremsen

„Hart aber fair: Warten auf die Preisbremse: Wie lange steigen die Kosten für Strom und Gas noch weiter?“ ARD, Montag, 17.Oktober 2022, 21 Uhr.

Deutschland im Herbst: Bürger verängstigt, Wirtschaft gestresst, Regierung zerstritten, der Kanzler haut den Habeck und in „Hart aber fair“ schlägt Frank Plasberg Alarm. Seine Gäste:

Antonio Link (45). Der Gastronom ist sauer auf die Bundesregierung: „Viel Streit, viele vollmundige Ankündigungen, aber nichts, was jetzt wirklich hilft!“

Katrin Göring-Eckardt (56, Grüne). Die  Bundestagsvizepräsidentin stellte zum Atomstreit eine faustdicke Behauptung auf: „Wir sind an der Stelle nicht ideologisch unterwegs!“

Thorsten Frei (49, CDU). Der Manager der Unionsfraktion kämpft für längere Akw-Laufzeiten. Jetzt erster Teil-Sieg!

Prof.Frank Umbach (59). Der Politologe warnt: „Russland will die politische Schwäche des Westens ausnutzen!“

Prof. Jens Südekum (47). Der Ökonom aus dem Beirat des Wirtschaftsministeriums kritisiert, die Regierung habe „monatelang so getan, als wenn sie die Krise nebenbei lösen könnte.“

Eva Quadbeck (52). Für die Vizechefin des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ war Robert Habecks Gasumlage wie ein „Rohrbruch im Bad einer Männer-WG“. Welchen Vergleich bringt sie heute?

Kurz vor der Talkshow zieht Lokführer Scholz die Notbremse: Akw bis April per Ordre de Mufti! Das Zoff-o-Meter erwartet Protest.

Zackigste Ouvertüre

Talkmaster Frank Plasberg hat eine gagige Anmoderation ausgetüftelt: „Was unterscheidet eine Strompreisbremse ‚Made in Germany‘ von Strompreisbremsen in Österreich, Frankreich, Spanien oder Portugal? Antwort: Die anderen haben sie schon, bei uns heißt es weiter: ‚Wait in Germany‘…“

Zweite Schmunzelette: „Ideologisches Armdrücken zwischen Lindner und Habeck! Heute Abend der Scholz-Wumms! Schriftliche Anweisung an die Streithähne: Laufzeit bis April. Bingo.“ Uff! Da hat einer seinen Auftritt voll vergagt!

Wirklichkeitsfernste Reaktion

Dann nimmt der Talkmaster die Grüne in den Scholzschwitzkasten: „Was ist jetzt das richtige Wort – Affront oder Blamage?“, fragt er Göring-Eckardt voll auf den Solarplexus.

Die Bundestagsvizepräsidentin ringt um Luft und will sich in ein Ausweichmanöver retten. „Weder noch“, erwidert sie. „Das richtige Wort ist: Es wird Schluss sein mit der Atomkraft am 15.April  Das ist jetzt eindeutig. Andere von der CSU wollten neue Akws bauen…“ Hä?

Verzweifeltstes Rückzugsgefecht

„Jetzt werden wir uns darüber beugen“, kündigte sie dann für ihre Partei an. „Fraktionen entscheiden am Ende. Der Bundestag entscheidet am Ende.“

Doch Plasberg landet ungerührt weitere Wirkungstreffer: „Wie dankbar sind Sie denn Herrn Scholz, dass Sie jetzt sagen können, wir sind bei der Atomkraft nicht umgefallen, sondern wir sind angewiesen worden?“, will er wissen.

Doch die Grüne zuckt nicht mit der Wimper. „Die Partei braucht nicht irgendwelche Ansagen“, erwidert sie stolz. Heidewitzka!

Aufschlussreichster Säuretest

Plasberg macht trotzdem weiter. Sein nächster Einspieler will zeigen, „wie angefressen die Grünen bei dieser Frage waren“ und wie „auch ein Wortkünstler und Kommunikationsakrobat wie Robert Habeck schmallippig werden konnte“.

In dem Ausschnitt aus den ARD-„Tagesthemen“ vom vergangenen Mittwoch nervt Moderator Ingo Zamperoni den Wirtschaftsminister mit Erkundigungen zum Krach mit Christian Lindner: „Sie streiten sich seit Wochen um die Akw-Laufzeiten. Das Hickhack geht ja immer noch weiter!“ Ungeduldige Antwort Habecks: „Ja. Was ist die Frage?“

Zamperonis nächster Versuch: „Wollen Sie das nicht beilegen, dieses Hickhack?“ Habeck lakonisch: „Selbstverständlich.“ Zamperoni: „Und was machen Sie, um das zu tun?“ Habeck: „Reden.“ Halleluja!

Bühnenreifste Beschreibung

Journalistin Quadbeck will kurz vor dem Scholz-Basta Anzeichen für die Hoffnung der grünen Parteispitze erkannt haben, „dass der Kanzler den Knoten durchschlagen wird“.

Ihre flotte Rezension des Berliner Polit-Stücks: „Für mich ist da wirklich viel Theaterdonner dabei. Dass sich Lindner und Habeck nicht einigen würden, ist ja eigentlich schon seit Wochen klar. Und dann kommt der Scholz aus der Kulisse, wo er die ganze Zeit war, zieht den Dolch aus dem Gewande und ruft: Richtlinienkompetenz!“

Glaubwürdigster Verriss

„Gehört sowas nicht eigentlich nicht in eine Vorabend-Soap der ARD?“, ulkt Plasberg prompt.

„Ich würde nicht sagen ‚Schmierentheater‘“, schwächt die Kritikerin ab, „aber Theaterdonner war es schon, was dem staunenden Publikum da aufgeführt worden ist.“

Härtester Tadel

CDU-Politiker Frei macht keine Gefangenen: „Die Tatsache, dass der Bundeskanzler sein schärfstes Schwert zieht und dann am Ende nur ein fauler Kompromiss rauskommt, ist bezeichnend“, wettert er los.

Sein Zorn: „Dieser faule Kompromiss bedeutet natürlich auch, dass wir europäische Solidarität mit Füßen treten. Wir schalten Kraftwerkskapazitäten ab und erwarten, dass andere uns Strom und Gas zur Verfügung stellen.“ Für ihn sei die Gefahr eines Blackouts „deutlich gewachsen“. Rumms!

Wütendster Zwischenruf

„Die ganze Diskussion war in den Medien viel größer, als es real hätte sein sollen“, wiegelt der Professor aus dem Habeck-Beirat ab.

Oha! „Ich bin auch immer für Medienschelte““, funkt Plasberg dazwischen, hackt mit dem Zeigefinger auf sein Katheder und bollert: „Aber die Zeit, die diese Regierung für diesen Pipikram verplempert hat, hätte man für Gas-  und Strompreisbremsen verwenden können, die andere schon längst haben!“

Entlarvendster Satz

Prof.Südekum schiebt rasch ein anderes Argument vor und verrät dabei, wo der Hase im Pfeffer liegt: Nach einer Einschätzung der Energiepreiseffekte, „wenn man die Akw bis 2030 hätte laufen lassen können“, gesteht er: „Was aber auch bedeutet hätte, dass wahrscheinlich der Ausbau der Erneuerbaren dadurch verzögert worden wäre.“

„Weil“, fügt Südekum mit energischen Gesten hinzu, „in dem Moment, wo die akute Krise vorbei ist und die Akw sind da, lohnen sich die Investitionen in die Erneuerbaren nicht mehr so stark.“ Puh!

Privatestes Bekenntnis

In der nächsten Frage bringt Plasberg die grüne Bundestagsvizepräsidentin mit dem grünen Ex-Minister Jürgen Trittin unter: „Sie sind in der DDR großgeworden“, sagt er. „Dieser Fetisch in der Atomkraftfrage, ist das ein Fetisch westdeutscher alter grüner Männer?“

„Ich bin Anfang der 90er Jahre ganz in der Nähe des Kraftwerks Tschernobyl gewesen“, antwortet Göring-Eckardt, „und ’86 ist das explodiert, und Erich Honecker hat so getan, als ob die atomare Wolke nicht über die Grenze nach Ostdeutschland käme. Mich hat das sehr politisiert.“ Also: „Mindestens sind ein paar alte Ossis noch dabei…“

Vernichtendste Verbraucherschimpfe

Dann kommt endlich auch der am schlimmsten Betroffene zu Wort. „Der Eiertanz ist zu Ende. Lieblingswort war ‚rote Linie‘. Meine rote Linie ist dann, wenn ich Gasheizungen ausschalte für meinen einjährigen und meinen dreijährigen Sohn“, klagt Gastronom Link. „Das machen wir gerade, deswegen bin ich auch leicht verschnupft.“

Über Habecks Anspruch „Wir tragen dieses Land“ spottet der gestresste Unternehmer: „Da lache ich mich kaputt! Seit der Kindergarten losging, schwindet bei mir das Vertrauen in diese Regierung! Sie handelt nicht, sie streitet nur. Nicht aushaltbar!“

Gelungenster Gegenstoß

Göring-Eckardt macht, was sie immer gerne tut: Sie versucht, Kritik mit Vorwürfen zu entkräften. „Warum sind wir in dieser fossilen Sucht gelandet?“, patzt sie ihren CDU-Nachbarn an. „Das war Ihre Regierungsverantwortung! Wenn wir uns nicht von Putin und anderen Autokraten abhängig gemacht hätten…“

Eigentor! „Wer hat denn Nord Stream 1 beschlossen? Das war Rot-Grün“, kontert Frei. „Und wer hat sich für Nord Stream 2 eingesetzt? Das war vor allem Gerhard Schröder.“ Treffer, versenkt!

Wortreichstes Debatten-Chaos

Dann geht es rund. Göring-Eckart redet über Föderalismus und Tempolimit. Frei schimpft, die Ampel habe für die Gasumlage „den ganzen Sommer verplempert“. Plasberg spottet: „Journalisten wissen immer alles besser, vor allem hinterher.“

Ökonom Südekum theoretisiert ständig im Konjunktiv: „hätte“, „wäre“, „könnte.“ Nach jedem Satz belohnt ihn lebhafter Beifall der jungen Leute im Publikum. Hat der Professor etwa seine Studenten mitgebracht?

Wichtigste Warnung

„Wir haben unter Sicherheitsexperten Anfang des Jahres diskutiert, ob wir nach den Sanktionen nicht mit Cyberangriffen zum Beispiel auf unser Stromsystem rechnen müssen“, berichtet Prof. Umbach zum Schluss. „Etwas, das Russland bereits 2015 in der Ukraine massiv erfolgreich durchgeführt hatte. Dann geht wirklich das Licht aus.“

Seine Sorge: „Wir machen den Fehler wie bei Nord Stream 2 und der Gasabhängigkeit. Wir basieren unsere Versorgungssicherheit ausschließlich auf ökonomischen Analysen und lassen die geopolitischen Risiken außen vor. Da sollten wir eigentlich was gelernt haben.“

Versöhnlichste Aufforderung

Zum Finale fragt Plasberg seine Gäste, was sie Lindner und Habeck fragen würden, wenn sie die beiden Streithähne in einem Fahrstuhl träfen. Hoffnungsvolle Antwort des geplagten Gastronomen: „Habt euch lieb und gebt Vollgas.“ Amen!

Zitat des Abends

Corona war ein Pups mit Lala.“ Antonio Link zum Vergleich Virus-Energiekrise.

Fazit

Meinungsringkampf mit Übergriffen, Kopfdurchdrehern und Runterreißern, die Regierungsvertreter dabei klar in der Defensive: Das war eine Talk-Show der Kategorie „Strampel-Ampel“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert