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Gysis wirre Thesen zum drohenden Krieg in Nahost

„Markus Lanz“. ZDF, Mittwoch, 8.Januar 2020, 23.25 Uhr.

Ex-Linke-Chef Gregor Gysi hat in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ am Mittwoch erneut versucht, die USA für die angespannte Lage im Nahen Osten verantwortlich zu machen und dabei gleich auch noch einen Keil zwischen Europa und seine wichtigste Schutzmacht zu treiben.

Wörtlich sagte der Politiker, der nach der Wende 1989 für kurze Zeit der letzte Chef der vom Volk verjagten SED war, es wäre doch schön, wenn  „Frau Merkel zu Herrn Trump einfach mal Nein“ sagte.

Dahinter ließ sich leicht das alte Bestreben schon aus Sowjetzeiten erkennen, die große Schutzmacht des Westens aus Europa wie aus Nahost zu verdrängen, damit die demokratie- und menschenrechtsfeindlichen Kräfte in Moskau wie in Teheran ungestört Beute machen können.

Einseitiges Publikum

Dafür gab es mehr als nur solidarischen Beifall eines Publikums, das sich in erstaunlicher Einseitigkeit mit Zustimmung und Ablehnung ebenfalls klar gegen Amerika positionierte.

Ganz anders die Reaktion auf dem Gast aus den USA. Als Andrew Denison, Politologe der „Transatlantic Networks“, darauf hinweist, dass es in Nahost schon vor dem Eingreifen der Amerikaner Kriege gegeben habe, erntet er nur ein ärgerliches Gestöhne.

Nach Trumps Anti-Terror-Drohne hatte ZDF-Talkmaster Markus Lanz, der King of Smartsprech, gleich zwei Nahost-Experten in seinen Debattierclub. Der eine goss Öl auf die Wogen, der andere lieber ins Feuer. Denn von Beginn an machte der Journalist Michael Lüders Stimmung gegen die USA. Der Nahost-Experte schrieb für die „Zeit“, filmt für die ARD und verurteilt Trumps Sanktionen gegen den Iran als „völkerrechtswidrig“.

Miesester Verdacht

Der tödliche Anschlag auf Irans Terrorchef Solimani sei ein „ganz klarer Mord“ und ein „beispielloser Affront“, erklärte Lüders. Als Gründe für die Ausschaltung des Terroristen vermutet der Journalist: „Zehn Prozent der US-Waffenlieferungen gehen nach Saudi-Arabien. Deshalb wäre es aus Sicht der Regierung Trump nicht erfreulich, wenn es jetzt eine Deeskalation gebe. Frieden ist nicht gut für das Geschäft…“

Groteskeste Verdrehung

Danach ließ Lüders, ungestört von Lanz, einen heftigen Propaganda-Monolog ab: Der Terror iranischer Milizen wie der Hisbollah in Syrien oder im Libanon sei eine „Vorwärtsverteidigung“. Die bösen Amerikaner hätten in Nahost schon fünf Länder zerstört und allein im Irak zwei Millionen Tote verschuldet.

Die Iraner wussten immer, dass sie mit einem Angriff aus den USA und aus Israel zu rechnen haben“, sagte der Journalist allen Ernstes. Über die ohne Rücksicht auf Menschenleben abgefeuerten Raketen auf Israel spottete er: „In Sachen Rücksichtslosigkeit sind unsere amerikanischen Freunde gut aufgestellt!“ Dafür gab es wieder stürmischen Beifall und sogar einen begeisterten „Bravo“-Ruf!

Friedlichster Rat

Die Ex-Bischöfin Margot Käßmann schaltet sich mit einem eher hilflosen Appell ein: Man solle doch bitte „andere Wege nach vorne“ suchen und „politisch die Frage nach Deeskalation“ stellen.

Gysi zeigte daran jedoch kein Interesse: „Sie reden immer von Unrechtstaaten“, warf er dem Amerikaner vor, „aber Sie begehen selbst Unrecht! Dieser Mord ist eine Verletzung des Völkerrechts!

„Lieber ein General als hundert unschuldige Rekruten“, antwortete Denison ungerührt.

Warum Trump denn dann einen General und nicht einen Gefreiten habe umbringen lassen? fragte Gysi daraufhin listig.

Doch der Amerikaner konterte ihn mit einer Gegenfrage aus: „Wäre es Ihnen lieber gewesen, es hätte einen Gefreiten getroffen?“ Da blieb der Ex-Linke-Chef die Antwort lieber schuldig.

Verblüffendstes Argument

Lüders kam wieder mit seiner These um die Ecke, die USA wollten den gesamten Nahen Osten einkassieren: „Der Iran ist das letzte Land, das nicht auf der westlichen Linie liegt“, sagte er. „Der Iran ist der ‚Last Man Standing‘. Deshalb will Trump dort einen Regimewechsel!“

Doch, so der Journalist: „Leider hat die Bundesregierung keine Neigung, in Richtung USA mal Tacheles zu reden!“

Hilflosester Vorschlag

Der Talkmaster hatte viel durchgehen lassen, jetzt aber drängte es ihn doch einmal zum Widerspruch: Immerhin hätten die Iraner und ihre Milizen jede Menge Raketen auf Israel abgefeuert, Öl-Tanker angegriffen, zuletzt sogar die US-Botschaft in Bagdad gestürmt – wie hätte man den Terror denn sonst stoppen können?

 

Doch Lüders ist mit sowas nicht zu beeindrucken, er hatte die Lösung im Handumdrehen parat: „Indem man zurückkehrt an den Verhandlungstisch!“

Gretchenfrage des Abends

Ist der Iran für Sie ein Schurkenstaat?“ fragte Lanz den Politologen daraufhin ganz direkt. Doch das wollte Lüders weder leugnen noch zugeben. „Das sind Begriffe, die nichts erklären“, antwortete er ziemlich lau.

Interessanteste Kritik

Für Ex-Bischöfin Käßmann ist Trump auch an der zunehmenden Entfremdung zwischen Deutschland und den USA schuld, wegen seiner „Rhetorik“ des „America First“.

Denison wiederum warf dem Iran vor, sich in Syrien auf die Seite des Schlächters Assad gestellt zu haben. Erst daraus sei dann die neuerliche Feindschaft zwischen Iran und den USA entstanden.

Gröbste Beleidigung

Käßmann wollte wissen, ob es nach dem Tod des Terror-Generals überhaupt noch Frieden geben könne.

„Ja“, sagte Denison überzeugt.

Einen größeren Unsinn habe ich noch nie gehört“, höhnte Gysi daraufhin.

Schrillste Behauptung

Danach stellte der launige Linkstroll eine seiner Lieblingsthesen vor: Trump habe das Atomabkommen mit dem Iran nur deshalb gekündigt, weil der Vertrag von seinem verhassten Vorgänger Barack Obama ausgehandelt worden sei. Ach so..

Die Amerikaner immer für schuldig zu erklären bringt nichts – die hauen dann irgendwann ab“, warnte Denison.

Lanz fand die Ängste der Israelis durchaus berechtigt: „Die Araber stehen bis an die Zähne bewaffnet vor Haustür! Was sollen die denn machen?

Doch Lüders schnappte sich das Argument prompt für eigene Zwecke: „Gerade deshalb ist Deeskalation wichtig“, meinte er. Hm – Appeasement gegenüber einem Iran, der die Atombombe will, überall Terroristen losschickt und Israel ganz offiziell das Existenzrecht verweigert?

Nach dem Iran-Teil wandelte sich Lanz vom Polittalker zum Talksalber mit Softi-Themen. Käßmann darf über ihr Freundschafts-Buch parlieren. Gysi sonnt sich mit hibbeligem Humtata-Humor in seiner Popularität: „Ich wollte beliebt werden, und das habe ich geschafft!

Und die geraubten SED-Milliarden? Als Lanz doch noch mal politisch wurde, flüchtete sich der einstige SED-Chef flink in sein übliches Geschwurbel: Alles ganz legal, teils an den Ministerrat überwiesen, teils zur Finanzierung der Jugendweihe verwendet und überhaupt alles paletti: „Da habe ich ein ganz ehrliches Gewissen.“ Dann, Brüder, eine gute Nacht!

Brutalstmögliche Fehldeutungen, wilde Schwünge auf der Eskalationsschaukel und jede Menge Gesinnungsapplaus für ein politisches Spruchkaspertheater: Das war am Anfang ein Talk der Kategorie „Juckpulver“ und zum Schluss nur noch Plattsalat.

Josef Nyary

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