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Finale bei „Hart aber fair“: Frank Plasberg sagt Tschüs

„Hart aber fair. „Ab in die Wüste: Wer freut sich auf die WM in Katar? ARD, Montag, 16.November 2022, 21 Uhr.

Der Fußball zwischen Sand und Sumpf! Für unsere Kicker zählt jetzt nicht nur die taktische, sondern ebenso die politische Position. In seinem letzten „Hart aber fair“ will es Talkmaster Frank Plasberg noch mal wissen. Die Gäste:

Nancy Faeser (52, SPD). Die Bundesinnenministerin holte persönlich Sicherheitsgarantien ein: „Mir war es wichtig, dafür zu sorgen, dass deutsche Fans nicht Opfer von Rassismus werden.“ Uff!

Thomas Hitzlsperger (40). Der Ex-Nationalspieler, Presenter der ARD-Doku „Katar – warum nur?“, beklagt eine „verrückte Entwicklung im Spitzensport“, denn: „200 Milliarden Dollar soll dieses Turnier gekostet haben!“

Tuğba Tekkal (37). Die Ex-Bundesligaspielerin, Autorin des Spiegel/Spotify-Podcasts „Ausverkauft – Katar, der Fußball und das große Geld„,  fordert die Ministerin auf, die „Zustände in Katar klar anzusprechen“.

Willi Lemke (76). Der Ex-Manager vom SV Werder Bremen war mal UN-Sonderbotschafter Sport und wettert, mit Katar werde „nicht fair umgegangen“. Ui!

Steffen Simon (57). Der Ex-ARD-Kommentator ist Mediendirektor des DFB. „Es ist auf jeden Fall die umstrittenste WM aller Zeiten“, gesteht er und fordert einen Wiedergutmachungsfonds für Opfer und Angehörige.

GeBALLter Sachverstand! Auch in Plasbergs Abschiedsspiel gibt es auf die Socken.

Ehrlichstes Geständnis

Der Talkmaster hat eine Erkältung, abr den Hemdkragen offen. Außerdem Sneaker an den Füßen, ein blaues Einstecktuch und Manschetten, denn: „Meine Redaktion weiß, dass ich Fußball nicht kann!“ Trotzdem freut sich der Talkmaster: „Für mich ist es ein schöner Tag!“

Beste Vorsätze

„Heute Abschluss des große Bashings!“, ächzt Lemke. „Es war zum Teil nicht fair gegenüber den Menschen in Katar!“ Doch DFB-Simon tröstet: „Wir werden die Missstände in Katar auch während der WM anprangern!“

„Wir werden auch nach der WM noch lange laut sein!“, assistiert Fußballerin Tekkal. Für Faeser ist die Entscheidung, ob sie nach Katar fliegt, ist „noch nicht gefallen“, aber „ganz wichtig, dass wir uns auch danach noch kümmern.“ Ihr Versprechen: „Wir hören mit der Debatte nicht auf!“ Dafür gibt’s den ersten Beifall.

Kameradschaftlichster Kommentar

Hitzlsperger ist deprimiert: „Die Freude am Fußball, die ich als Kind empfunden habe, ist jetzt nicht mehr vorhanden“, seufzt er. „Ich schalte den Fernseher aus.“

Sein kollegiales Mitgefühl gilt den Kickern: „Die Spieler wissen nicht, was sie sagen sollen“, klagt er. „Da gibt es eine Überforderung. Sie werden nach Dingen gefragt, auf die sie keine Antwort haben. Sie sind genervt. Sie wollen Weltmeister werden. Sie sagen, die Debatte sei eine Ablenkung, und das steht ihnen auch zu!“

Rühmlichstes Versprechen

Lemke denkt auch die Fans: „Wir haben zwei sehr schwere Jahre hinter uns, mit Corona, und dem, was in der Ukraine passierte“, erinnert er. „In so einer Zeit brauche ich, und brauchen viele Menschen, etwas Positives. Der Sport soll nicht neue Gräben aufreißen, sondern Brücken bauen!“

Den Hinterbliebenen eines in Katar verstorbenen Arbeiters kündigt er an: „Ich werde persönlich dafür sorgen, dass diese Familie in Nepal Geld bekommt!“

Der Talkmaster fühlt sich an einen anderen für seine Mitmenschlichkeit bekannten Fußballmanager erinnert: „Was Uli Hoeneß im Süden, sind Sie im Norden!“

Berechtigtste Empörung

Der heftigste ARD-Einspieler zeigt Katars WM-Botschafter, wie er im ZDF-Interview Homosexualität als „Geisteskrankheit“ diffamiert. Die Runde ist darüber immer noch hell empört.

„Ich bin entsetzt, dass jemand vor laufender Kamera so etwas behauptet“, kommentiert Hitzlsperger die schlimme Entgleisung. „Dieses alte Denken ist noch vorhanden. Ich versuche seit vielen Jahren, dagegen anzukämpfen. Die Menschenrechte stehen über jeder Kultur. Er aber stellt seine Kultur über die Menschenrechte!“

Enttäuschendster Ballwechsel

Plasberg will herauskriegen, wie sich Faeser in Katar bei dem hochsensiblen Thema schlug: „War Ihnen bewusst, wie grotesk das ist?“, fragt er sie auf den Solarplexus. „War Ihnen das Gespräch nicht peinlich?

Doch das kann die Ministerin nicht erschüttern: „Ich habe es als sehr offen empfunden“, antwortet sie.

Das ist eine Politikerformel“, murrt der Talkmaster unzufrieden. Doch mehr lässt sich Faeser nicht entlocken: „Ich sage das nur, wenn es wirklich so ist“, beharrt sie. „Ich habe es 1:1 in aller Offenheit erlebt.“ Uff!

Klarste Kante

„Die Frage ist, wie wir mit einem Land umgehen, das Veränderungen auf den Weg gebracht hat“, stellt Faeser dazu fest. „Wenn wir positive Entwicklungen sehen, sollten wir sie unterstützen.“

Ihre deutliche Ansage: Bedingung für eine Reise nach Katar sei, dass auch über die negativen Zustände offen gesprochen werde. Faeser: „Nur wenn ich meine Gespräche dort voll fortführen kann, fahre ich hin. Und ich werde das auf jeden Fall auch nach der WM tun.“ Alles klar!

Lustvollstes Bashing

Der peinlichste Einspieler zeigt Wirtschaftsminister Habeck bei der Reise im März zum Emir von Katar. Lembke lästert gleich voll ab: „Da hat er sich ja bis zum Boden verneigt!“

Doch Plasberg ist an seinem letzten Arbeitstag milde gestimmt: „Das war nur eine Verbeugung um 30 Grad“, deeskaliert er. Halleluja!

Gretchenfrage des Abends

Nach einer halben Stunde ist Plasberg am kritischen Punkt: „Wird im Sport eine Moral gezeigt, die wir uns beim Gas nicht leisten können?“, fragt er in die Runde.

„NGOs sagen, dass es kein Land gibt, das sich dem Wandel so sehr verschrieben hat wie Katar – auf dem Papier“, meldet der DFB-Direktor. „Jetzt fehlt es nur noch an der Umsetzung…“

Bitterste Resignation

Bitte, Frau Faeser, fahren Sie nach Katar. Die Mannschaft freut sich“, schiebt Lemke die Ministerin an. Sein Wunsch: „Kommunizieren, nicht isolieren, nicht boykottieren!“

Hitzlsperger ist weit weniger euphorisch: „In eineinhalb Jahren ist in Deutschland Europameisterschaft“, stellt er fest. „Da wird sich niemand mehr für Katar interessieren. Nach der WM in Russland ist es auch so gewesen.“ Rumms!

Vergeblichste Blutgrätsche

Über die Vergabe der WM auf die Wüsteninsel wettert Lemke: „Ein Trauerspiel! Ein Riesenskandal! Vom DFB muss mehr Power kommen, damit die Korruption aufhört. Das verdirbt den gesamten Fußball. Irgendwann wenden sich die Leute total ab!“

Wirklich? „Schauen Sie doch mal, wie die Werbemenschen von der ARD die WM in den Werbeblöcken anpreisen“,  ärgert sich Plasberg beim nächsten Einspieler. Inhalt: jeder Menge Jubel über jede Menge Sendestunden mit jeder Menge Reklameslots. Die listige Teflon-Taktik: Wir berichten ja auch immer sooo kritisch über Katar!

Faeser fordert immerhin, dass an die Vergabe von Sportgroßereignissen klare Bedingungen geknüpft werden sollten. Also, auf geht’s!

Kompromissloseste Ansage

Zum Schluss wird es bunt. Ein Schalke-Fan kündigt per Video textilfreien Widerstand an: „Wir spielen nackt gegen Katar. Das System ist krank, wir ziehen blank!“

Plasberg macht seiner Assistentin Brigitte Büscher ein fußballaffines Kompliment: „Eine neue Frisur zur Feier des Tages!“, schwärmt er. „Wie Kim Wilde in Jung!“ In der Stadionkurve heißt sowas allerdings noch etwas deutlicher „Du hast die Haare schön!“

„Die Zuschauer interessieren sich nicht für meine Locken, sondern für deinen Abgang“, kontert die Assistentin. Dann liest sie ihm „ganz viel Lob und gute Wünsche und Tipps“ vor, z.B. „Immer helle Kleidung tragen und gut riechen!“

Distanzierter klingt ein anderer Zuruf aus dem Netz: „Vielleicht bringt ja der Nachfolger etwas Schwung in die Bude.“

Längste Auswechselung

Nachfolger Louis Klamroth (33), ab 9.Januar zu Diensten, kommt zum Schlusspfiff aus der Kulisse, mit Plasbergs Team. Eine Viertelstunde lang lässt sich der Talkmaster feiern: Grüße, Luftküsse, Einspieler z.B. aus der ersten Sendung vor knapp 22 Jahren, Thema „Sterbehilfe“. Hier nicht nötig: Applaus, Blumenstrauß, Aus.

Zitat des Abends

Was ist das Schönste an der WM? Dass Plasberg aufhört!“ Zuschauer im Gästebuch

Fazit

Sportliches Goodbye ohne intellektuelle Selbstbespiegelung und gesteigertem Erhabenheitsdrang.

Das war eine Talkshow der Kategorie „Das Beste kommt zum Schluss“.

 

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