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EU-Expertin Florence Gaub bei „Maischberger“. Putins Krieg dauert noch bis Ostern

„Maischberger“. ARD, 28. September 2022, 22.50 Uhr.

Warten auf den Wutherbst, Deutschland im Krisenstrudel, Wahl-Theater wie in Sowjetzeiten, Putins Pipelines plötzlich perforiert – viel Pfeffer für Sandra Maischberger Talk-Smoothie! Die Gäste:

Katrin Göring-Eckardt (56, Grüne). Die Bundestagsvizepräsidentin ätzt auf Twitter: „Man fragt sich, von welchen Werten Menschen geprägt sind, die wie Margot Käßmann finden, dass uns die Ukraine nix angeht.“ EKD, o weh: Ex-Kirchenrätin macht Ex-Bischöfin nieder!

Julia Klöckner (49, CDU).  Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion schlägt Alarm: „Made in Germany steht auf dem Spiel. Für Unternehmen ist immer noch keine richtige Hilfe in Sicht!“

Florence Gaub (45). Die Militärexpertin macht klar: „Ohne die USA würde die Ukraine heute nicht mehr existieren!“

Markus Feldenkirchen (47). Der Autor („Spiegel“) ist „absolut für den Ausstieg“ aus der Kernkraft, findet aber die „Verlängerung um ein paar Monate in der aktuellen Lage richtig“.

Cherno Jobatey (57). Der Journalist („Focus Online“) erzählt: „Ich war schon immer Atomkraftgegner, habe beim Abitur sogar Punktabzug bekommen, weil damals im alten Berlin waren alle für Atom.“ Uff – Abi war 1985!

Kristin Schwietzer (39). Die Berliner ARD-Korrespondentin, aufgewachsen „hinter der Mauer“, glaubt, dass man die Akw-Verlängerung jetzt braucht.

Politik, Wissenschaft, Medien: Mehr Fakt als Fake?

Start mit Habeck-Bashing

„Spiegel“-Feldenkirchen findet es bei der umstrittenen Laufzeitverlängerung vor allem „problematisch, wie die Öffentlichkeit bei diesem Thema latent für dumm verkauft wird.“

Zur Behauptung des Wirtschaftsministers, Ursache seiner Entscheidung seien Schwierigkeiten der französischen Atomindustrie, sagt „Focus“-Jobatay: „Jetzt zieht man das aus der Kiste! Ich verstehe die Nöte des Herrn Habeck, dass er seine Partei rumkriegen muss, aber geglaubt habe ich es nicht.“ Rumms!

Überfälligster Rückwärtssalto

„Er brauchte ein zusätzliches Argument“, bestätigt Feldenkirchen, „denn vor ein paar Wochen hatte er ja erst diese Nicht-Lösung verkündet: Die Akw bleiben im Standby-Betrieb, alle sollen weiter dort arbeiten, alle Kosten anfallen, aber es wird nicht genutzt für die Stromproduktion.“

Sein harsches Urteil: „Die dümmste aller Lösungen, einfach nur aus Angst vor der grünen Basis! Jetzt wird es doch ein Streckbetrieb…“

Plastischste Schilderung

„Er war bei den Politikern ein Rockstar“, erklärt Jobatey den Habeck-Hype. „Ich bin mit ihm unterwegs gewesen, in Flensburg. Die Leute haben geschrien, als er vorbeikam.“

„Wirklich?“, staunt die Talkmasterin. „Was denn?“

Der Focus-Mann hebt die Fäuste und brüllt: „Ey, Robert!“

Doch der Kollege vom „Spiegel“ lässt die Luft aus der Story: „Habeck kommt aber auch aus Flensburg“, erinnert er. Uff!

Weihrauchfreieste Debatte

Zum Hauptkampf trägt die CDU-Politikerin so viel Grün, dass es grüner gar nicht geht, die Grüne-Politikerin dagegen erscheint in tiefstem Schwarz. Farbenlehre mal andersrum!

Göring-Eckardt, protestantische Theologin und fünffache Großmutter, lobt die Idee, die Weihnachtsbeleuchtung zu dimmen: „An meinem Weihnachtsbaum sind sowieso Kerzen und keine Lichterketten“, meldet sie. „Dass wir nicht alle Straßen die ganze Zeit doppelt und fünffach beleuchten müssen, das überlegen sich die Kommunen zu Recht.

Klöckner, katholisch, Theologiestuzdium, zwei Stieftöchter, erzählt: „Wir haben einen noch relativ kleinen Hund, also mit den Kerzen wäre das keine gute Idee. Ich glaube nicht, dass wir mit dem Ausschalten des Weihnachtsbaums die Energiewende gewuppt kriegen.“ Ächz!

Dann springt schon das Zoff-o-Meter an

Göring-Eckardt teilt erst mal gegen den CDU-Chef aus: „Friedrich Merz hat ja sehr schnell gesagt: Gas-Embargo“, erinnert sie vorwurfsvoll, hat inzwischen aber selber keine wesentlich bessere Idee mehr: „Wir werden ohne Putins Gas auskommen müssen. Das ist eine harte Aufgabe!“

Es war viel zu lange Parteipolitik im Spiel!“, kontert Klöckner. „Frau Göring-Eckardt hat noch im Sommer gesagt: Wer jetzt die Atomkraftdebatte führt, will nur uns Grünen eins reinwürgen. Aber es geht nicht um Parteipolitik und grüne Seele! Es geht um Fakten, die nicht erst dann Fakten sind, wenn die Grünen sie anerkennen!“

Flaueste Ausrede

„Wir brauchen all-in“, fordert die CDU-Politikerin. „Wir brauchen die Energie unserer Akws. Sie müssten bis Ende 2024 laufen, um auch ein klares Signal an den Markt zu geben.“

„Sie haben tatsächlich mal gesagt: Das ist eine Scheindebatte“, hält Maischberger der Grünen vor. „Jetzt ist es Ihr Wirtschaftsminister, der sie weiterlaufen lassen muss. Also war es offensichtlich keine Scheindebatte!“

„Es ist eine Scheindebatte“, beharrt Göring-Eckardt und hebt den Zeigefinger. „Es ist der Scheinriese der deutschen Politik: Wir tun so, als ob uns die Atomkraft aus dem Dilemma retten würde!“ Die aber könne nur „ein kleines Stückchen helfen…“

Überraschendstes Zwischenspiel

Mittendrin erscheint plötzlich ein Maischberger-Assi und bastelt am Klöckners Headset herum. „Wir haben offensichtlich ein Tonproblem“, beruhigt die Talkmasterin die CDU-Politikerin. „Nicht erschrecken! Der junge Mann will Sie nicht erdolchen. Er will nur dafür sorgen, dass man Sie gut hört.“

Maischbergers Vermutung: „Es ist der Ohrring, nicht wahr? Diese Technik ist immer frauenfeindlich. Ohrringe passen einfach nicht ins Konzept.“

Erbittertstes Rückzugsgefecht

Danach nimmt die Grüne ihren Lieblingsgegner aufs Körn: „Das ist, weil wir in Süddeutschland so wenig Leitungen haben“, wettert sie, „weil im Winter die Sonne nicht scheint, und Herr Söder Solaranlagen hat, aber keine Windräder, und auch die Leitungen nicht bauen wollte…“

Ich bin gerne bereit, über Atomkraft zu reden“, fügt sie ironisch hinzu, „wenn mir jemand sagt: Ja, das Endlager kommt in meinen Wahlkreis.“ Heidewitzka!

Cleverster Konter

„Die Bayern sind Nummer 1 bei Photovoltaik, sind Nummer 1 bei Biomasse“, feuert Klöckner zurück. „Sie sind übrigens nicht letzter bei der Windenergie – das ist Ihr grüner Parteifreund, der Herr Kretschmann!“

Wichtigste Klarstellung: „Wir wollen keinen Ausstieg aus dem Ausstieg. Aber wenn man eine Zeitenwende hat mit diesem Druck, dann müssen wir alles tun, damit der Energiepreis sinkt.“ Und das heiße, so die CDU-Politikerin, „dass nicht zwei, sondern alle drei Kernkraftwerke ans Netz gehen.“ Horrido!

Mutigstes Versprechen

Die Talkmasterin hat genug vom Parteigeplänkel und setzt die Grüne auf den Pott: „Wir haben die Diskussion über eine Gaspreisbremse, die sich viele wünschen, wo aber überhaupt nicht klar ist: Wann kommt sie? Welcher Preis ist zu zahlen?“

Trotzdem ist klar, dass wir bis Ende dieser Woche eine Lösung haben werden, was die Gasumlage angeht“, beruhigt Göring-Eckardt. „Wir regieren, und deshalb ist es auch alle Anstrengungen wert, dass Ende dieser Woche klart wird: Wie sorgen wir dafür, dass die Gaspreise bezahlbar bleiben?“

Schmählichster Rückzieher

Maischberger hakt sofort ein: „Was genau werden Sie vorschlagen? Das wäre wirklich wichtig jetzt!“

Doch da hält die Grüne ihr Blatt ganz eng an der Brust: „Ich kann Ihnen kein Beispiel sagen“, antwortet sie, „ weil, das würde nur zu mehr Verwirrung führen. Es gibt ja verschiedene Sachen, die diskutiert werden.“ Dann leiert sie noch mal alles herunter, was jemals besprochen wurde. Puh! Wo ist der Buzzer?

Brutalster Abbruch

„Ich muss da jetzt echt mal reingehen“, protestiert Klöckner. „So, wie wir hier reden, also wenn ich Bäckermeister wäre! Diese Regierung ist nicht entscheidungsfähig. Wir haben keine Zeit für sowas! Wir brauchen Entscheidungen!“ Dafür gibt’s viel Beifall.

Am Ende haben sich die beiden Politikerinnen so festgezurrt, dass Maischberger einen gordischen Knoten durchhauen muss: „Für heute haben wir‘s verstanden. Wir sind gespannt, was rauskommt. Vielen Dank!“

Eindringlichste Warnung

„Manche würden denken, jetzt hat Putin sein Ziel erreicht, diese Gebiete, wo die Menschen Russische sprechen“, urteilt Militärexpertin Gaub über die Scheinreferenden in der Ukraine. „Dann lässt man ihm die einfach, und dann ist vielleicht der Krieg vorbei.“

Irrtum! „Faktisch ist das nicht so!“, macht die Expertin klar. „Russland hat seine Ziele immer noch nicht erreicht. Die Referenda sind ein weiteres Kapitel in diesem Krieg, der darauf hinauslaufen soll, dass die Ukraine ein nicht lebensfähiger Staat ist.“

Fundierteste Prognose

Die Mobilisierung ist für Gaub „ein Zeichen der Schwäche, denn: „Russland hat sehr viele Männer verloren.“ Die neuen Soldaten seien nur „Kanonenfutter“. Über Putins Atomdrohungen sagt sie: „Nicht die Waffe, sondern die Angst ist die Waffe.“

„Statistisch gesehen dauert ein Krieg zwischen Staaten 15 Monate“, erklärt die Expertin zum Schluss. Dann gehe er zu Ende, „entweder weil eine Seite klar gewonnen hat, oder weil beide Seiten erkennen, dass sie nicht gewinnen können.“

Ihre Vorhersage: „Krieg hat eine innere Uhr. Diesen Prozess kann man nicht von außen beschleunigen. Es stellt sich dann die Frage: Wann kommt die Ermüdung? Ich würde tippen, grob, aus der Hüfte geschossen: wahrscheinlich im Frühling oder im Frühsommer. Ich fürchte, wir haben es noch spätestens bis Ostern.“

Zitat des Abends

Ich bin nicht gegen Waffenlieferungen. Ich bin eher die Abteilung ‚Schwerter zum Flughafen‘, nicht ‚Schwerter zu Pflugscharen.“ Cherno Jobatey

Fazit

Schnellsprech gegen Klarsprech, Ideologie gegen Logik, kirre werden gegen standhaft bleiben, viel Chili, aber auch viel trocken Brot: Das war eine Talkshow der Kategorie „Alarmrotte“.

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