Die Räumung des Hauses Liebigstraße 34 im Norden von Berlin-Friedrichshain blieb zum Glück friedlich, wohl wegen eines Polizeiaufgebots, das kaum Raum für gewaltsame Proteste ließ. Das international wohl bekannteste Gebäude der Besetzer-Szene, genannt „anarcha-queer-feministisches Wohnprojekt“, hatten zuletzt etwa 40 Frauen als „Safespace“ genutzt. „Dementsprechend laut rief die Szene zum großen Widerstand auf, zum Aufbäumen gegen Kapitalismus, Staat und Investoren, notfalls auch gewaltsam“, berichtete die „Zeit“.
Die großen Worte haben Tradition in der Hauptstadt: Vor 50 Jahren waren es die „Tupamaros West-Berlin“ (TW) um den Kommunarden Dieter Kunzelmann, die immer wieder den Staat herausforderten. Ihre politischen Forderungen fanden kaum Gehör, doch einige Monate später wurde das Konzept einer „Stadtguerilla“ nach lateinamerikanischem Vorbild von Ulrike Meinhof übernommen und damit zu einem Gründungsmythos der RAF. Auch die Reaktion der aus der Liebigstraße Zwangsgeräumten lässt eine Eskalation befürchten: „Diese Räumung ist ein Moment der Radikalisierung“, heißt es in einem entsprechenden Schreiben. „Wir können ihn nutzen und gemeinsam unseren Hass auf diese Scheiße Ausdruck verleihen.
Auch wenn sich jetzt Presse, Politiker*innen, Bullen und Nazis an unserem Verlust ergötzen, lassen wir die Ohnmacht zu Wut werden. Wir schreien euch NEIN in eure gehässigen Fressen. Wir sind so viel mehr als dieses Haus – wir sind Anarchist*innen, Feminist*innen, Queers und Antifaschist*innen, die jetzt ihren Wut bündeln und das kapitalistische Patriarchat bis zuletzt angreifen werden“- natürlich im Dienst einer gerechteren Gesellschaft im Dienst einer besseren Welt. – Der Karikaturist Josef Nyary (1910-1973) arbeitete seit den 1930er Jahren in Berlin und nach 1945 in Bayern. © Frankenpost www.Frankenpost.de