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Die gut getarnten Nazis…

Es ist eine erschütternde Nachricht: Bei einer Razzia gegen mutmaßliche Rechtsterroristen durchsuchen Spezialkräfte auf Anordnung der Bundesanwaltschaft an 13 Orten in Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt Wohnungen und weitere Räumlichkeiten. Dabei werden zwölf Deutsche im Alter von 31 bis 60 Jahre festgenommen, darunter auch ein Verwaltungsbeamter im Verkehrskommissariat.

Einen Tag danach erlassen Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs Haftbefehl gegen vier mutmaßliche Mitglieder der Gruppe und acht mutmaßliche Unterstützer. Medien und Öffentlichkeit reagieren überrascht bis erschrocken über das wachsende Ausmaß solcher rechtsradikalen Umtriebe. Selbst nach der Mordserie des NSU ist die Gefährdung nicht tief genug in das öffentliche Bewusstsein gedrungen.

Die Karikatur aus dem Jahr 1970 zeigt, dass das Gewaltpotential alter und neuer Nazis schon immer unterschützt wird. Damals, am 7. November 1970, dem 53. Jahrestag der Oktoberrevolution, schießt der damals 21-jährige Ekkehard Weil mit einem Kleinkalibergewehr auf einen Wachsoldaten am Sowjetischen Ehrenmal in Berlin und verletzt ihn lebensgefährlich. Die Polizei findet in Tatortnähe zwei Flugblätter und die Selbstbezichtigung einer „Europäischen Befreiungsfront“. Ein britisches Militärgericht verurteilt Weil zu sechs Jahren Freiheitsstrafe. Im Prozess lässt der Täter seinen Verteidiger erklären, „er wolle seinen kleinen Beitrag dazu leisten, dass seine heißgeliebte Heimat Berlin nicht die Beute der Sowjetunion“ werde. Weil hatte sich 1965 als Jugendlicher der extrem rechten „Gemeinschaft Deutscher Jugend“ angeschlossen und bewegte sich im Dunstkreis des Bundes Heimattreuer Jugend. Als 17-Jähriger geht er als Freiwilliger zur Bundeswehr, wo er bald auffällig wird. Nach einem psychologischen Gutachten wird sein Vierjahresvertrag vorzeitig gekündigt. Im Sommer 1968 beginnt er in Berlin eine Ausbildung zum Krankenpfleger. Trotz dieser Vorgeschichte bleiben seine Aktivitäten unter dem Radar der Behörden, bis es zu spät ist. Nach seiner Haftentlassung werden ihm mehrere Sprengstoffanschläge zugerechnet. – Der Karikaturist Josef Nyary (1910-1973) arbeitete seit den 1930er Jahren in Berlin und nach 1945 in Bayern. © Frankenpost www.Frankenpost.de

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