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Der Krieg bei Maischberger: Links-Grüner Zoff um Putins Atom-Drohung

„Maischberger“. ARD, Dienstag, 3.Mai 2022, 22.50 Uhr.

Nach vier Woche Osterurlaub kehrt Sandra Maischberger mit einem Doppelschlag zurück: Ab sofort gibt es ihren „Woche“-Talk zweimal, am Dienstag und am Mittwoch. In ihrer Redewundertüte geht es heute um das Leiden der Ukraine, Boris Beckers Haftstrafe und Frank Elstners Alpträume. Die Gäste:

Marieluise Beck (69, Grüne). Die Osteuropa-Politikerin reiste selbst in die Ukraine und setzt sich energisch für Waffenlieferungen ein.

Sahra Wagenknecht (52, Linke). Die Ex-Fraktionschefin war in der Parteiuntergruppe „Kommunistische Plattform“ aktiv und wirbt jetzt für ein Kriegsende, bei dem Putin sein „Gesicht wahren“ soll.

Frank Elstner (80). Der Entertainer war Kriegskind. Putins Aggression weckt bei ihm böse Erinnerungen an Flucht und Vertreibung.

Melanie Amann (44). Die Journalistin („Spiegel“) führte mit dem Bundeskanzler ein denkwürdiges Interview.

Mariam Lau (60). Die Publizistin („Zeit“) erinnert an die Friedensdemo-Zeit des Bundeskanzlers.

Waldemar Hartmann (74). Der altgediente ARD-Sportreporter schaffte es mit dem Thema Boris Becker in die Show.

Umstrittenster Start

An den Anfang stellt die Talkmasterin ein Zitat: „Ich tue alles, um eine Eskalation zu verhindern, die zu einem dritten Weltkrieg führt. Es darf keinen Atomkrieg geben“, hatte der Bundeskanzler im „Spiegel“ erklärt.

„Das Pikante war, dass er früher selber zu den Leuten gehört hat, die da unten standen und gegen die Nachrüstung eines anderen sozialdemokratischen Bundeskanzlers, nämlich von Helmut Schmidt, protestiert haben“, urteilt „Zeit“-Publizistin Lau.  

„Eine Woche vorher klang er noch ganz anders“, zweifelt Maischberger. „Ist das eine Kehrtwende, was wir da erleben, oder haben wir da nur was falsch verstanden bei Ihnen?“

Erstaunlichste Erklärung

„Er selbst würde natürlich sagen, Sie haben mich völlig falsch zitiert, so habe ich das gar nicht gesagt, so direkt war ich gar nicht“, räumt die verantwortliche „Spiegel“-Journalistin ein. „Aber ich finde schon, dass das eine totale Kehrtwende war, die er bis vor wenigen Tagen dann auch nicht richtig erklären konnte.“

Hä? Amann weiter: „Er hat dieses Thema ‚Atomkrieg‘ beschworen, um dann ein paar Tage später sich doch zur Lieferung schwerer Waffen durchzuringen.“ Hm – ist das jetzt Fakt oder nur eine journalistische Zuspitzung?

Interessanteste Interpretation

Maischberger will es ganz genau wissen: „Hat er diesen Punkt wirklich beschworen? Weil, wir kennen Olaf Scholz als jemanden, der sehr genau wägt, welches Wort er in den Mund nimmt. Atomkrieg! Hat er das bewusst gemacht?“

„Er hat das ganz sicher bewusst gemacht“, behauptet die Journalistin forsch. „Es ist ja leider Praxis in unserem Gewerbe, dass der Interviewte noch mal das Interview lesen darf vor der Veröffentlichung, und da, wo er sich missverstanden fühlt, Korrekturen anbringen darf. Er hätte den Satz herausstreichen können.“

Wortreichste Kaffeesatzleserei

Alles nur heiße Luft? Amanns etwas flaue Begründung für den Hype: „Es war ein Satz, den er selber gesetzt hat: Es darf keinen Atomkrieg geben. Es hat ja schon eine hohe Symbolik, dass ein Kanzler dieses Wort in den Mund nimmt. Es ist etwas anderes, wenn das ein russischer Außenminister tut, oder ein russischer Präsident.“

Denn, so die Vermutung der „Spiegel“-Frau: „Es ist, glaube ich, eine Botschaft, die er setzen wollte, um ein neues Argument einzuführen für seine Zurückhaltung.“ Uff!

Schlimmste Entgleisungen

Zum umstrittenen Brief der Parade-Feministin Alice Schwarzer und anderer Promis an den Bundeskanzler sagt Amann klipp und klar: „Es ist wirklich zynisch, zu sagen, liebe Ukrainer, ergebt euch am besten gleich, wir halten uns raus!“

„Zeit“-Journalistin Lau stößt sich vor allem an dem Versuch, „die Schuld jetzt langsam auf die Ukrainer zu schieben“. Ihr Vorwurf: „Das ist ein bisschen, wie wenn man sagt, was musste die Ukraine auch im kurzen Rock vor der Kaserne spazieren gehen!“

Besonders empört sie Putins Vergewaltigungsfantasie, als er der Ukraine sagte: „Ob’s dir gefällt oder nicht, du wirst dich fügen müssen, meine Schöne!“

Heftigster Gefühlsausbruch

Die Grüne Beck in Blau und die Linke Wagenknecht in Giftgrün sitzen mit der Talkmasterin in Rot auf weißen Sesseln und beißen sich wie ihre Farben.

„Man darf eine Atommacht nie in eine Lage bringen, aus der es keinen gesichtswahrenden Ausweg mehr gibt!“, mahnt Wagenknecht und fuchtelt wütend mit den Händen: „Ich finde diese Eskalation mit den Waffenlieferungen unverantwortlich! Das bedeutet für die Ukraine noch mehr Opfer, noch mehr Zerstörungen, noch mehr Leid!“

Unversöhnlichste Positionen

„Es bedeutet auch für uns eine richtig massive Gefahr!“, warnt die Linke. „Das heißt ja nicht mal, ob jetzt Putin morgen auf den Atomknopf drückt…“

Doch! Genau diese Angstmacherei ist ja das Kalkül des Kreml. Beck hat das klar erkannt: „Wenn es Putin gelingt, die Ukraine zu besiegen, wird er weitergehen.“

„Waffen können nicht immer nur töten, Waffen können auch schützen“, stellt die grüne Ex-Pazifistin klar, die ihre Haltung 1991 nach den irakischen Scud-Raketen auf Israel änderte.

Überzeugendste Begründung

Becks aktuelles Argument: „Charkiw wird ständig beschossen. Wenn es die Möglichkeit gibt, diese Artillerie und diese Raketen unschädlich zu machen, werden Zivilisten geschützt!“

„Was wir aus der deutschen Geschichte gelernt haben müssten“, fügt sie hinzu und tippt sich die Finger an die Brust, „ist, dass es Regime gibt, die so entschieden böse, brutal und aggressiv sind, dass sie mit Waffen niedergekämpft werden müssen.“ Dafür gibt es kräftigen Beifall.

Dann dreht das Zoff-o-Meter richtig hochWagenknecht wirft wieder die bewährten Nebelkerzen der Gleichmacherei: „Ich finde, dass in diesem Krieg furchtbare Kriegsverbrechen stattfinden, und zwar wahrscheinlich von beiden Seiten!“, behauptet sie einfach mal so.

Maischberger hakt sofort ein: „Wo bitte gehen ukrainische Soldaten gegen russische Frauen und Kinder vor?“

„Naja, im Donbass“, meint die Linke und rasselt dann wie aufgezogen Putins Fake-Argumente herunter. Beck faltet wie betend die Hände. Die Talkmasterin will ordnen, kommt aber nicht mehr dazwischen, bis schließlich alle durcheinanderreden. Das geht eine geschlagene Viertelstunde lang immer so weiter. Puh!

Deftigste Altkanzlerschelte

Den nächsten Beifall kassieren die Journalistinnen, als sie Schröder gemeinsam in die Pfanne hauen. „Er hat sich Staatsmann komplett desavouiert!“, schimpft Lau.

„Ich finde den Kurs von Gerhard Schröder furchtbar!“, assistiert Amann. „Ein einziges Trauerspiel! Ein entwürdigendes Schauspiel! Er ist ein Paria! Noch nicht mal ein Turnverein würde den als Schirmherrn sich aussuchen.“ Ups! Risiko! Diese despektierliche Bemerkung dürfte den 20.000 deutschen Turnvereinen wenig schmecken…

Besorgteste Psychoanalyse

Dann gibt die „Spiegel“-Frau dem Altkanzler noch einen mit: „Ich weiß nicht, wie es um seine geistige Zurechnungsfähigkeit bestellt ist“, rätselt sie. Lautes Lachen und rauschender Beifall von den Rängen!

Amanns Begründung: „In der New York Times wurde ja geschildert, wieviel er trinkt. Da wird durch die Blume angedeutet, dass er ganz ordentlich dem Alkohol zuspricht.“ Ein Prosit der Verfüglichkeit…

Ungewöhnlichste Beckerhechte

Zum Knast-Urteil gegen Deutschlands sprungbereitesten Tennisstar sagt Ex-Sportmoderator Hartmann: „Er war ja schon einmal, 2001 in München, straffällig geworden. Steuerhinterziehung. Er hält sich für drüberstehend. Für Ratschläge war er nicht empfänglich.“

Frank Elstner, mit standing ovations empfangen, hat eine noch pointiertere These: „Es gibt viele Menschen, die sind steinreich und haben nichts dafür getan. Und Becker hat bis zum Umfallen gekämpft, um das zu werden, was er ist. Höchstwahrscheinlich hat er nicht den richtigen Respekt gegenüber dem Vermögen anderer Menschen.“

Über seine stille Unterstützung von „Greenpeace“ oder der Anti-AKW-Bewegung sagt der Entertainer: „Ich glaube, es gibt nix Blöderes, als wenn man den Kasper spielt und gleichzeitig sagt: Übrigens, ihr müsst zwischendurch auch mal was Gutes tun.“ Frank Elstner über Emotionalste Erinnerung

Den Kreis um das Hauptthema der Sendung schließt der Entertainer mit einem Bericht über seine Flucht mit den Eltern bei der Vertreibung aus Tschechien: Seine Mutter und er überlebten nur knapp den berüchtigten Todesmarsch von Brünn, bei dem im Mai 1945 über 5200 Menschen umgebracht wurden.

„Ich bin vor drei Jahren mit einem meiner Söhne nach Brünn gefahren, und wir haben die Spuren gesucht, die es noch gibt“, schildert Elstner sichtlich bewegt. „Ich habe später immer von toten Pferden und Kühen geträumt.“

Persönlichste Empfehlung

Über die Bilder aus der Ukraine sagt Elstner. „Furchtbar. Die eigenen Erinnerungen leben in mir dadurch, dass ich regelmäßig noch Träume habe, die mit Krieg zu tun haben. Ich schließe nicht aus, dass die jetzigen Träume mit dem Krieg in der Ukraine zu tun haben.“

Sein Rat an die Talkmasterin: „Wenn ich die Politiker sehe, wie sie bei Ihnen diskutieren, wie jeder versucht, seinen Weg zu finden, etwas richtig zu machen, dann tun die mir Leid, weil, ich habe überhaupt keine Ahnung, was man da machen kann. Ich kann nur sagen: Sie sollten das Bild von dem Putin nicht so oft zeigen.“ Amen!

Fazit

Offene Meinungsschlacht mit Wortbomben und Satzgranaten, Gefangene wurden nicht gemacht und aus einigen Argumenten drang übler Schwefelgestank. Das war eine Talkshow der Kategorie „Schnellladesystem“.

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