„Hart aber fair: Nur ja keinen Zwang: Ist unsere Politik beim Impfen zu feige? ARD, Montag, 15.November 202, 20.35 Uhr.
Die alte Regierung laviert, die neue taktiert, der Widerstand revoltiert und der kleine Mann resigniert. In „Hart aber fair“ geht Frank Plasberg das Problem frontal an. Die Gäste:
Stephan Weil (62, SPD). Niedersachsens Regierungschef setzt auf Vorteile für Geimpfte und Genesene: „Wir weiten die 2G-Regeln immer weiter aus!“
Lisa Federle (60). Die Notärztin aus Tübingen fordert „nicht nur 2G, sondern eine Impfpflicht für medizinisches Personal“.
Prof. Carsten Watzl (50). Der Immunologe warnt: „Wenn die Politik jetzt nicht alles macht, um gegenzusteuern, sind wir bald wieder im Lockdown!“
Svenja Flaßpöhler (46). Die Philosophin wettert: „Druck und Zwang sind der falsche Weg!“
Georg Mascolo (57). Der Chef einer Rechercheeinheit schimpft: „Die Politik hätte eine Impfplicht niemals ausschließen sollen!“
Alarmstart mit Schockzahlen
Talkmaster Frank Plasberg darf heute schon um 20.35 Uhr ran und haut Impfzauderern und -zweiflern gleich mal Furcht-Fakten um die Ohren: Inzidenz (Infektionen pro Woche und 100.000 Einwohner) in Sachsen bei Geimpften 62, bei Ungeimpften aber 1718. Schluck!
Deutlichste Ansage
„Ich muss mich echt zusammenreißen“, gesteht Ärztin Federle über ihre Gespräche mit Impfskeptikern. „Ich habe da kein Verständnis für!“
Ihre klare Kante: „Freiheit hat auch was mit Verantwortung zu tun. Wenn ich für mich Freiheit möchte, muss ich auch Verantwortung für andere übernehmen!“
Dramatischstes Statement
Der Talkmaster erhöht das Tempo mit dem vielzitierten Schlagwort des Weltärztechefs Frank Ulrich Montgomery von der „Tyrannei der Ungeimpften“.
„Das ist eine drastische Formulierung, doch sie stimmt schon“, bestätigt der Ministerpräsident. „Die 20 Prozent der Erwachsenen, die sich nicht impfen lassen wollen, reichen aus, um eine ganze Gesellschaft wirklich in Angst und Schrecken zu versetzen!“
Ungewöhnlichste Gegenrede
Die Philosophin findet es „fatal und falsch, Menschen zu kriminalisieren, die von ihrem Recht Gebrauch machen, Eingriffe in ihren Körper abzulehnen“.
Zweitens sei es, so Flaßpöhler „hochproblematisch“, politisches Versagen wie etwa die Schließung von Impfzentren, die Streichung kostenloser Tests oder den Abbau von Intensivbetten „in einem Akt grandioser Komplexitätsreduktion und –projektion“ auf die Impfunwilligen zu übertragen. Uff!
Knalligste Abrechnung
„Ich wehre mich auch dagegen, dass man die Ungeimpften hinstellt als so ein unterschiedsloses dummes Kollektiv“, fügt die Philosophin hinzu. „Es gibt da sehr unterschiedliche Motive!“
Ihr härtester Vorwurf: „Man kann Leute nicht dafür, dass sie ihr Recht auf Selbstbestimmung nutzen, wegsperren in so einen Stubenarrest für kleine Kinder!“
Nüchternste Diagnose
Prof. Watzl rügt, dass „sehr viele Leute Angst gemacht haben vor dieser Impfung, auch mit Lügen, dass die Impfung unfruchtbar macht, dass sie die Gene verändert.“ Sein Vorwurf: „Da ist unglaublich viel Verunsicherung drin.“
Die Prognose des Immunologen: „Ich habe nur die Wahl zwischen Impfung und Infektion. Es ist eine Utopie, zu glauben, dass ich noch die nächsten zehn bis 20 Jahre dieses Virus nie abbekommen werde, wenn ich keine Immunität dagegen habe. Es ist sicherer, sich impfen zu lassen, als sich dem Risiko der Infektion auszusetzen!“
Provozierendste Frage
Der nächste Einspieler zeigt: „89 Prozent der Ungeimpften haben den Eindruck, dass in den Medien einseitig über Corona berichtet wird.“
Prompt fühlt sich Plasberg bei der Ehre gepackt, und die Philosophin soll dafür büßen: „Fällt es Ihnen eigentlich schwer, für solche Menschen Partei zu ergreifen?“ fragt er sie spitz.
Prompt springt das Zoff-o-Meter an
Die Philosophin will auf eine Studie hinweisen, die das Medienversagen bestätige, doch der Talmaster lässt das nicht zu. „Nee!“ stoppt er sie. „Bleiben Sie doch erst mal bei dieser Frage!“
Doch so plump lässt sich Flaßpöhler nicht ausbremsen: „Die Studie hat herausgefunden, dass bestimmte Stimmen sehr viel zu Wort kamen und andere weniger“, insistiert sie.
Unfairste Frage
Plasberg wird sauer: „Ist jede Meinung gleichwertig?“ patzt er die Philosophin an. „Würden Sie sich wünschen,
dass neben Ihnen ein dezidierter Impfgegner sitzt, der alternative Meinungen hat? Vielleicht auch alternative Fakten? Würden Sie das für eine ausgewogene Berichterstattung halten?“
„Was heißt denn ‚alternative Fakten‘?“, erkundigt sich Flaßpöhler genervt.
„Ich habe Ihnen eine Frage gestellt!“ herrscht sie der Talkmaster an.
Doch die Philosophin (geimpft) hat keine Angst vor Talkmasterthronen: „Sie müssen doch erst mal präzisieren, was Sie damit meinen“, kontert sie unerschrocken. „Sie können doch nicht einfach sagen, dass das alles Corona-Leugner sind!“
Herablassendste Antwort
„Ich möchte das gar nicht bewerten“, versetzt Plasberg gereizt, aber: „Ich glaube, dass ich ein bisschen Überblick habe, auch, wie wir Runden zusammensetzen.“ Talkrunden wie „Hart aber fair“? Meine Güte!
Und auch das fragt Plasberg: „Gibt es ein Recht auf Dummheit, was die anderen aushalten müssen?“
Lebhaftester Wortwechsel
Flaßpöhler bleibt cool: „Natürlich fände ich das überhaupt nicht schlimm, wenn so jemand hier sitzen würde“, sagt sie über die Impfskeptiker.
Der Ministerpräsident hat den Eindruck, dass der Talkmaster dringend Unterstützung braucht. Auch er selbst diskutiere „natürlich auch mit Impfgegnern“, berichtet Weil deshalb, aber was ihm dabei immer wieder auffalle, sei, „dass die ein paar einfache Wahrheiten nicht hören mögen“.
„Genau!“ assistiert die Ärztin.
Tödlichstes Argument
„Wir werden nach dieser Krise viel aufzuarbeiten haben“, kündigt Recherche-Mascolo an. „Ich bin sicher, dass die Rolle der Medien – was haben wir gut, was haben wir falsch gemacht – darin eine wichtige Rolle spielen wird.“
Aber, so der Journalist weiter: „Ich verstehe es nicht. Fünf Millionen Infizierte, demnächst 100.000 Tote – wohin führt Ihre Argumentation?“
Wichtigste Ankündigung
„Um die geimpften Menschen zu schützen, werden wir die Möglichkeiten für die ungeimpften Menschen deutlich einschränken müssen“, warnt der Ministerpräsident. „Denn von ihnen gehen die Risiken aus, auch für die Geimpften.“
„Das heißt: Wir werden jetzt flächendeckend zunehmend überall 2G kriegen“, erläutert Weil seine Erwartung. Zu den Tests sagt er: „Wir werden 3G kriegen – insbesondere am Arbeitsplatz hat das eine hochpraktische Wirkung.“
Und: „Ich finde es richtig, wenn jetzt auf der Bundesebene über 3G entschieden wird, beim Fernreiseverkehr und beim ÖPNV. Das läuft in der Tat auf einen Lockdown für Ungeimpfte hinaus.“ Rumms!
Klügste Analyse
Der Immunologe will noch mal zurück zu der einseitigen Berichterstattung. „Ach, lassen Sie doch!“ bremst der Talkmaster, doch Prof.Watzl hat nicht das Befürchtete im Sinn: „Ich finde eher schlimm, dass wir gar nicht genug berichten, wie sich und effektiv die Impfungen sind!“ erklärt er stattdessen. Richtig so!
Überflüssigester Seitenhieb
Plasberg setzt noch mal zur Blutgrätsche an: „Auf die Gefahr, dass Frau Flaßpöhler sagt, das ist jetzt wieder einseitig: Das kann man durch Zahlen belegen“, höhnt er und hebt die wie zum Gebet gefalteten Hände. „Ich werde sie am Schluss noch mal fragen, ob das eine Propagandaveranstaltung fürs Impfen ist…“
„Das habe ich mit keinem Wort gesagt!“, entrüstet sich die Philosophin.
Doch der Talkmaster will unbedingt seinen Einspieler loswerden: „Ich habe eine Gefahr an der Wand gesehen“, beharrt er, „und ich tue es trotzdem.“ Dann zeigt er mit altbekannten Fakten, dass das Risiko für Ungeimpfte größer ist als für Geimpfte. Puh! Viel Mehl, wenig Rosine.
Und wieder Zoff
„Wir reden ja vielleicht sogar über kindliche Fragen“, doziert Plasberg dann. „Wieviel Druck braucht ein Kind, um eine Verhaltensänderung zu haben.“
Flaßpöhler merkt sich das und kramt es fünf Minuten später an passender Stelle raus: „Sie haben ein völlig anderes Demokratieverständnis als ich!“, motzt sie den Talkmaster an. „Sie reden von Kindern, auf die man Druck ausüben muss… Man kann von Kindern lernen, indem man Druck auf sie ausübt, dann verändern sie ihr Verhalten…“
„Das habe ich so nicht gesagt“, wehrt sich Plasberg.
„Doch!“ beharrt die Philosophin und macht den Bock fett: „Wenn man Bürgerinnen und Bürger als Kinder bezeichnet, auf die man Druck ausüben muss…“ Heidewitzka! Blattschuss!
Schärfster Verweis
Die anderen eilen Plasberg zu Hilfe. „Nicht angemessen!“ mosert der Journalist.
„Schwierig, dass Sie das so bagatellisieren!“ ätzt auch die Ärztin. „Wenn die Intensivstation voll und der Rettungsdienst überlastet ist, dann kann man nicht mehr diskutieren über Freiheit und Demokratie und sonstwas! Das ist darwinistisch! Der Stabilere überlebt und der Rest wird vor die Hunde gehen!“ Uiuiui…
Zündendste Idee
Zwei Minuten später kann Federle aber schon wieder lachen, als sie von ihrem trickreichen „Pop-up-Zentrum“ erzählt: Das habe sie in Tübingen einfach mal so aufgebaut, weil die Stuttgarter Landesregierung die amtlichen Impfzentren stoppte.
In der Zeitung stand dann, so die Ärztin fröhlich, in Tübingen gebe es etwas, was es gar nicht gebe: ein Impfzentrum, das gar kein Impfzentrum ist!
Dafür gibt‘s Beifall. „Das kenne ich eigentlich nur aus der Prohibition“, ulkt Plasberg.
Letzter Seufzer
Zum Finale liest Plasberg-Assi Brigitte Büscher den Facebook-Post eines Zuschauers vor: „Man hätte am Anfang der Pandemie das Internet abschalten sollen, dann wären wir schon durchgeimpft. Diese ganzen Verschwörungstheoretiker haben viel zu viel Raum bekommen.“ Halleluja!
Fazit
Viel „hätte“, „wollte“, „würde“, „sollte“, jede Menge Streit um des Kaisers Bart. Stürmisches Empörungswetter, der Talkmaster pustete pausenlos aus der falschen Richtung und die Ernsthaftigkeit balancierte auf schwankender Planke: Das war eine Talkshow der Kategorie „Kann über Bord“.