„hartaberfair-extra: Das Virus befällt die Wirtschaft: Wieviel bleibt von unserem Wohlstand?“ ARD, Montag, 30.März, 20.15 Uhr
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat in der ARD-Talkshow „hartaberfair-extra“ am Montag angekündigt, die Bundesregierung prüfe Möglichkeiten, den Sportartikelhersteller Adidas wegen Corona zu verklagen.
Zuvor hatte ARD-Talkmaster Frank Plasberg den Minister mit einer provozierenden Frage aus der Reserve gelockt: Adidas und andere Konzerne würden jetzt – wie von der Bundesregierung wegen Corona erlaubt – keine Mieten mehr zahlen, sagte er und fragt Heil ganz direkt: „Fühlen Sie sich verarscht?“
Prompt setzt der Minister zum großen Adidas-Bashing an: „Ich bin stinksauer!“ blaffte er in die Runde. „Für die ist das nicht gemacht! Das wird die Gerichte beschäftigen!“
Wutrede des Abends
Denn, so Heil erregt: „Das Gesetz ist für Menschen gemacht, die wirklich Zahlungsschwierigkeiten haben!“
Um die juristischen Fragen, Adidas betreffend, werde sich jetzt die Justizministerin kümmern“, kündigte der Minister drohend an.
Herzhaftestes Nachtreten
Und, das konnte Heil sich nicht verkneifen: „Ich bin froh, dass die öffentliche Erregung schon am Wochenende zur Verhaltensänderung geführt hat!“ Denn Adidas möchte „zumindest privaten Vermietern nun doch weiterhin die Mieten zahlen“.
„Die meisten Menschen sind hochanständige Leute!“ schobt der Minister noch nach. „Deshalb darf man sich an solchen Beispielen nicht die Pupille schief gucken!“
Noch drei Wochen bis zum ersten Corona-Zwischenziel, und das Land hängt schon jetzt in den Seilen! Plasbergs Gäste:
Der Bundesarbeitsminister hat nach dem Finanzminister die größte Bazooka. Wieviel Hilfe feuert er raus?
Prof. Susanne Herold. Die Infektiologin warnte vor drei Wochen bei „Anne Will“ vor „deutlich mehr Toten als bei der letzten großen Grippewelle“, und da waren es 25.000!
Bettina Sieckendiek. Die Reiseverkehrskauffrau leitet ein Familienunternehmen in der Busbranche und fordert: „Wir brauchen Soforthilfe, sonst gehen hier ganze Branchen kaputt!“
Dagmar Schulz. Die Betriebswirtin berät als „Psychologischer Business Coach“ Existenzgründer und fürchtet: „Es werden massenhaft Menschen auf der Straße stehen!“
Eva Schulte-Austum. Die Wirtschaftspsychologin warnt vor zu viel Internet: Infos von dort „steigern häufig die Unsicherheit“.
Victoria da Cruz. Die Rheinländerin musste ihr Mutter-Kind-Café schließen.
Zwei Herren, fünf Damen! Was bedeutete das für das Zoff-o-Meter?
Zum Start eine bittere Ansage
„Wir sind aktuell in einer Situation, wo wir die Kliniken im ganz großen Maßstab auf das vorbereiten, was kommen wird“, berichtete die Infektiologin. „Das bedeutet, dass alles, was nicht lebensnotwendig ist, jetzt abgesagt wird.“
Ihre Prognose: „Wir hoffen, dass das im Sommer so ein bisschen abflacht, aber es wird sicherlich nicht aufhören im Sommer.“
Sondern: „Es kann sein, dass es im Herbst noch mal wieder richtig losgeht!“
Naheliegendste Frage
„Wir haben uns entschieden, dass wir das Leben von Menschen absolut in den Vordergrund stellen“, erklärte der Minister. „Das hat wirtschaftliche Folgen, und deshalb haben wir Akutmaßnahmen ergriffen, in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit!“
Plasberg meldete Info-Bedarf an: „Wo war das ganze Geld versteckt, das jetzt wirklich mit der dicken Spritze rausgehauen wird?“
Heil antwortete „in der Bibelsprache“ mit dem Klassiker „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not!“ – genauer: „Wir haben in schwierigen Zeiten das Geld, weil wir in besseren Zeiten vernünftig gehaushaltet haben!“
Kollegialste Verteidigungsrede
Eine Zuschauerin, alleinerziehende Mutter und nach nur zwei Wochen wegen Corona gekündigt, schimpfte auf Wirtschaftsminister Peter Altmaier: Der habe versprochen, dass niemand wegen des Virus den Job verlieren werde.
„Ist das ein Beispiel dafür, wie man falsche Hoffnungen macht?“ stichelte Plasberg.
Interessanteste Aufklärung
Doch der Minister ließ sich nicht aus der schönen GroKo-Harmonie locken: „Der Kollege Altmaier hat gesagt, dass alles getan wird“, berichtigte er – mit Betonung auf „alles getan“. Und das stimmt auch. Sämtliche Kündigungen tatsächlich verhindern, das kann niemand.
Heils Trost: „Der Staat lässt in solchen Fällen niemanden unter das Existenzminimum sinken!“
Schönstes Lob
„Ich ziehe den Hut vor dem, was die Bundesregierung in historisch kurzer Zeit für die Unternehmen geleistet hat“, sagte die Wirtschaftspsychologin mit Emphase. „Das ist auch eine Motivation, weiterzumachen!“
Betriebswirtin Schulz hat 9000 Euro Soforthilfe angefordert. „Am Samstag um 8.30 Uhr habe ich den Antrag gestellt, am Montag um 7.30 Uhr die Zusage bekommen!“ freute sie sich nun. Turbo-Bürokratie!
Düsterste Aussicht
Doch die Infektiologin machte die gute Stimmung gleich wieder kaputt: „Wir können dieses Jahr vielleicht gar nicht mehr mit Großveranstaltungen rechnen!“ bedauerte sie in Richtung der vielen Solo-Selbständigen vor Hallen und Stadien.
Denn: „Auch dann, wenn die Zahl der Infektionen zurückgeht, wird es immer wieder Hotspots geben, wo die Kontaktverfolgungen extrem schwierig werden. Wir werden in der nächsten Zeit auf alles, was Vergnügen bringt, verzichten müssen!“
Ungewöhnlichster Appell
Heil brach eine Lanze für seine Leute: Nicht nur in den Krankenhäusern oder bei der Polizei gebe es Helden, sondern „man erlebt im Moment ganz viele in der Verwaltung!“
Für die will der Minister jetzt den Blitzableiter machen: „Schreiben Sie lieber mir einen bösen Brief, aber nicht den Kollegen! Das sind nicht alles Amtsschimmel, sondern Menschen, die helfen wollen!“
Sein Rat an sich selbst: „Wir müssen unterscheiden: Was sind schlaue Ideen, und was sind Schlaumeier-Ideen!“
Lockerster Spruch
Café-Besitzerin da Cruz schilderte ihr extremes Pech: Mutiger Plan, toller Start, jetzt aber dicht, Pleite in Sicht, denn: „Wir bringen die Sachen an die Tische, können den Kaffee ja nicht rüberschmeißen!“
Jetzt füllt sie im Supermarkt Regale auf und ist trotzdem guter Dinge: Aufgeben ist keine Option!
Lehren der Jugend
„Respekt!“ lobte der Minister. „Wir müssen uns angewöhnen, von besseren Beispielen mehr zu lernen als von den abschreckenden!“
Ein Exempel aus eigenem Erleben sollte das unterstreichen: „Ich habe von netten Lehrern immer mehr gelernt als von den furchtbaren Drachen!“
Ermutigendste Anekdote
„Wir haben eine Bleib-zu-Hause-Party gemacht, per Video“, berichtete Wirtschaftspsychologin Schulte-Austum. „40 Leute, Disc-Jockey. Ich dachte erst: Schräg! Aber es gab uns ein unglaubliches Gefühl von Zusammenhalt!“
Schönstes Eigenlob
„Die meisten denken, sowas geht nur in der Diktatur“, kommentierte Heil die raschen Maßnahmen der Bundesregierung. „Aber wenn’s drauf ankommt, kann Demokratie auch schnell!“
Fazit: Infos bis zum Abwinken, Details in Dauerschleife, immer neue Aspekte und fast widerspruchsfreie Harmonie unter den Gästen incl. Talkmaster. Die wirklich wichtigen Antworten aber fielen wegen Fehlens echter Erkenntnisse weitgehend aus, was sich auch alle gegenseitig immer wieder bestätigten. Das war eine Talkshow aus der Abteilung „Sag du es, ich weiß es auch nicht!“