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Corona-Talk ohne Talkmasterin. Maybrit Illner nach Infektion im Krankenbett!

Maybrit Illner: Erst Lockdown, dann Impfung – kommen wir so durch den Winter? ZDF, Donnerstag, 10.Dezember 2020, 22.30 Uhr.

Pech für Maybrit Illner: Monate lang hatte die ZDF-Talkmasterin über Corona getalkt, jetzt fiel sie selbst einem Infektion zum Opfer.

„Maybrit liegt mit einem lästigen Infekt im Bett“, meldete Ersatzmann Matthias Fornoff, „ist aber negativ getestet. Kein Corona.“ Aufatmen in der Runde.

Hilfe, das Virus will uns das Fest versauen! Tote in Rekordzahl, Streit, Angst und Verzweiflung! Maybrit Illner hatte mit ihrem Thema auf eine rettende Strategie gehofft.  Doch dann wurde sie plötzlich selber krank, und das ZDF wechselte ihren Kollegen Fornoff vom „Politbarometer“ ein. Die Gäste:

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) forderte: „Wir müssen eine Schippe drauflegen, sowohl bei den Lockdown-Regeln als auch bei den Hilfen für unsere Wirtschaft.“

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hofft auf die Impfungen: „Dann wird es langsam wieder ein normales Leben geben!“

Der Tübinger OB Boris Palmer (Grüne) prangert an: „Wir haben zu lange die falsche Strategie verfolgt!“

Frank Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes, schlug Alarm: „Aus medizinischer Sucht ist es Wahnsinn, an Weihnachten zu lockern!“

Die Philosophin und Autorin Svenja Flaßpöhler kritisierte: „Die Erwartung, mit dem Impfstoff sei alles gut, ist hoch problematisch.“

Der Wirtschaftsminister, im Politbarometer kurz zuvor unverändert auf Platz 6 der beliebtesten Politiker, startet selbstkritisch: „Wir haben uns ein Stück weit in Sicherheit gewiegt“, gibt er ohne Umschweife zu.

Alarmierendste Nachricht

Altmaiers Sorge: „Es konnte sich niemand vorstellen, dass wir heute im Wochenschnitt 19.300 Infektionen haben. Und was ich heute Abend gehört habe, bevor ich hierhergekommen bin, lässt für die Meldungen morgen früh nichts Gutes erwarten!“

Im Klartext: „Das exponentielle Wachstum setzt wieder ein“, meldete der Minister. „Und das bedeutet: Wir müssen dringend handeln, wenn wir erreichen wollen, dass die Entwicklung nicht völlig außer Kontrolle gerät!“

Bitterste Entscheidung

„Viele Kolleginnen und Kollegen haben ja längst beispielsweise die Weihnachtslockerungen schon einkassiert“, sagte Dreyer, aus Mainz zugeschaltet, „Ich auch, mit dem ganzen Kabinett.“

Ihre Begründung: „Es ist ausgeschlossen, dass wir an Weihnachten Lockerungen machen, wie wir es im November noch geglaubt haben- Und an Silvester selbstverständlich auch nicht!“

Eindringlichste Warnung

Dreyers Bilanz: „Es ist zwar die Welle gebrochen worden, aber leider sind die Zahlen nicht zurückgegangen.“ Deshalb: „Wir müssen an Weihnachten und an Silvester wirklich auch streng sein!“

Montgomery ist noch wesentlich härter drauf: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Virus!“ wetterte der Ärztechef. „Wenn wir jetzt nichts machen, werden wir bereits Weihnachten sehr volle Intensivstationen haben!

Eindeutigste Diagnose

„Das Virus kennt kein Weihnachten, keinen Ramadan und kein Chanukka, es kennt nur Opfer!“, fügte Montgomery hinzu. „Wie konnten wir zulassen, was in den letzten Wochen geschehen ist? Das muss man schonungslos aufklären!“

„Es ist eine ethisch hoch komplexe Situation“, analysierte Philosophin Flaßpöhler. „Es sind ganz viele moralische Dilemmata, mit denen man umgehen muss.“

Radikalste Maßnahme

Ihr Beispiel: „Wenn man sagt, wir müssen solidarisch sein – mit dem denn eigentlich genau? Natürlich mit den Risikogruppen, aber auch mit den Kindern und Jugendlichen!“

Palmer hatte soeben seine Stadt mit einem  Alkoholverbot und einem Alkoholausschankverbot trockengelegt: „Wenn die Freiheiten überstrapaziert werden, reagiert die Politik mit Verboten“, kommentierte der grüne Oberbürgermeister cool. „Bedauerlicherweise geht’s dann nicht anders!“

Verheerendstes Urteil

Fornoff zeigte eine ZDF-Grafik: Fast alle Bundesländer tief in Virus-Rot. „Gucken wir nicht ein bisschen sehr geduldig zu, wie bei uns die Hütte brennt?“ fragte der Moderator in die Runde.

Palmer machte auch heute keine Gefangenen: „Wir haben die emotionalen Ressourcen stark strapaziert. Wir haben viel Geld ausgegeben. Aber die Zahlen gehen nicht runter“, stellte er gnadenlos fest. „Es war einfach eine schlechte Strategie!“

Deutlichste Schuldzuweisung

Altmaier kritisierte, dass „ganz viele, die entscheiden müssen, diese exponentielle Gefahr nicht sehen.“

„Aber die Kanzlerin hat doch schon vor zwei Monaten gesagt, Weihnachten werden wir 19.200 haben“, wunderte sich Montgomery.

Altmaiers vielsagende Antwort: „An dem dröhnenden Schweigen vieler kann man auch sehen, dass es wahrscheinlich den meisten peinlich war…“

Dramatischste Vorschau

„Exponentielles Wachstum heißt: Wenn man erst mal bei 25.000 angekommen ist, kann man sehr schnell bei 30.000, 40.000, 50.000 sein“, sagte der Wirtschaftsminister.

Seine drastische Warnung: „Wir haben jetzt noch einen Schuss, den wir vor Weihnachten gemeinsam organisieren müssen!

Verständlichste Beschwerde

„Wir haben noch nie in unserem Leben so schnell Wissenschaft nach außen transportiert“, meinte Montgomery. „Aber was wir als normalen wissenschaftlichen Streit empfunden haben, kam

in der Öffentlichkeit als Streit unter Kesselflickern an!“

Dem Wirtschaftsminister blutet das Herz!“ klagte Altmaier über die gebeutelte Gastronomie.

Danach verspottete Montgomery die Runde der Ministerpräsidenten als „Katzenkonzert!“ Darüber ärgert sich Dreyer die Platze: „Ich finde es ein bisschen komisch, dass jetzt permanent dieses Bashing stattfindet, gegenüber den Ministerpräsidenten“, schimpfte sie los.

Denn: „Mir gefällt es manchmal auch nicht, wenn da der eine oder andere vorprescht und so martialische Sätze sagt“, erklärte die Ministerpräsidentin. „Aber es dient der Sache nicht, dass immer der Eindruck vermittelt wird, der Föderalismus ist jetzt das Hauptproblem!“

Klügste Maßnahmen

Wir müssen jetzt einen Weg finden, dass nicht alle Leute die nächsten drei Tage die Geschäfte überrennen, um ihre Einkäufe zu machen, um ihre Geschenke zu kaufen“, warnte Dreyer.

„Das Virus kennt keine Verhältnismäßigkeit. Es verhält sich nicht verhältnismäßig. Und wir müssen auch unverhältnismäßig auf dieses Virus reagieren!“ sagte Montgomery.

Palmer zählte auf, was Tübingen durch die Krise half: Alle Altenheime durchtesten. Schnelltests auf den Marktlätzen, bevor man die Oma besucht. FFP2-Masken für alle Haushalte mit Personen über 65. Risikogruppen fahren Taxi statt Bus.

Glaubwürdigste Rechtfertigung

Moderator Fornoff erinnerte Palmer an dessen nur mit Mühe überstandenen Shitstorm: „Damit retten Sie möglicherweisen die Alten, von denen Sie im April noch gesagt haben, die könnten ja sowieso in einem halben Jahr tot sein“, patzte er den OB an.

„Ich habe mich damals nur dumm ausgedrückt“, antwortete Palmer. „Als Mathematiker war für mich der Begriff der Lebenserwartung unproblematisch. Das habe ich damals thematisieren wollen, aber nicht in der Absicht, dass die Leute dann keinen Schutz brauchen!“

Realistischste Prognose

„Ich glaube nicht, dass wir in einigen Monaten alle Sorgen los sind“, sagte Altmaier voraus. „Die Pandemie wird uns noch lange beschäftigen. Sie wird auch immer mal wieder aufflackern. Wir werden wahrscheinlich noch länger Masken tragen müssen.“

Da klang Palmer wesentlich optimistischer: „Ich bin sicher, im Sommer haben wir es hinter uns!

Fazit: Illners Ersatzmann steuerte routiniert eine heiße Diskussion um kühle Fakten ins Ziel. Das war ein Talk der Kategorie „Durchlauferhitzer“.

 

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