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Corona-Talk in „hart aber fair“: Die schlaue Impfliste aus Frank Plasbergs Redaktion

„hart aber fair: Lichtblick Impfen: Was man jetzt wissen muss!“ ARD, Montag, 26.April 2021, 21.20 Uhr.

ARD-Talkmaster Frank Plasberg hat in „hart aber fair“ ungewöhnliche Fälle deutscher Impfpraxis aus dem Umfeld seiner Redaktion vorgestellt.

Seine Frage: „Sind das eigentlich alles unsolidarische Vordrängler, oder bringen sie uns einfach nur weiter Richtung Herdenimmunität?“

Die Chefrunde hat getagt, die Kanzlerin gesprochen, die ARD eine Sondersendung eingebaut. Nun liefert Frank Plasberg in „hart aber fair“ noch den passenden Info-Service. Die Gäste:

Die Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) berichtete: „In Berlin werden Geimpfte und negativ Getestete gleich behandelt. Das sollte überall möglich sein!“

Johannes Vogel (FDP). Der Liberale aus dem Bundesvorstand stellte fest: „Wenn jemand geimpft ist, stehen ihm seine Grundrechte wieder zu, und zwar sofort!“

Der Immunologe Prof. Carsten Watzl ist sicher, dass Corona für immer bleibt: „Entweder man impft sich, oder man kriegt es irgendwann!“

Die Impfärztin Anke Richter-Scheer erwartet, dass die Priorisierung noch vor Juni kippt.

Der Psychologe Stephan Grünewald glaubt, dass die Aussicht, wieder am normalen Leben teilnehmen zu dürfen, Widerstände gegen das Impfen senken kann.

Die ARD-Studiochefin Susanne Glass berichtete aus Tel Aviv: „In Israel feiern die Menschen ihr neues altes Leben.“ Und wie!

Nach den Politikern waren jetzt Praktiker am Start. Die Leute, die das Klavier tragen. Wird‘s friedlicher als bei den Ministerpräsidenten am Nachmittag?

Zum Auftakt eine deprimierende Lagebeschreibung

Impfärztin Richter-Scheer wetterte gleich mal über die Fesseln der Priorisierung: „Eine Kollegin hatte am Wochenende sechs Stunden telefoniert und letztendlich zehn Patientinnen zum Impfen zusammen. Viele waren schon geimpft, viele waren nicht da, andere hatten einen Termin im Impfzentrum…

„Das macht natürlich mürbe“, klagte die Ärztin. „Und das Ziel, schnell durchzuimpfen, wird natürlich auch nicht erreicht!“

Pragmatischste Entscheidung

Richter-Schjeers ungewöhnlichstes Beispiel: „Ich habe im Impfzentrum zwei junge Damen gehabt, die waren kerngesund, hatten eine Arbeitgeberbescheinigung, die aber das Prinzip nicht erfüllte.“

Das Problem, so die Ärztin: „Sie waren auf der Aida angestellt, und die nimmt nur durchgeimpftes Personal mit. Entweder werden sie geimpft, oder im schlimmsten Fall kriegen sie die Kündigung.“

Was habe sie denn gemacht? fragte Plasberg. Antwort: „Ich habe gesagt, sie sollen abends noch mal wiederkommen, meistens haben wir dann Impfstoffdosen über…“

Klarste Ansage

„Aus Wohltat kann Plage werden“, dozierte Psychologe Grünewald. „Ich denke, dass es ganz, ganz richtig war, dass man erst mal die vulnerablen Gruppen geschützt hat.“

Aber: Durch die Priorisierung sei auch eine Begehrlichkeit entstanden. Deshalb sei bei vielen Skeptikern plötzlich der Wunsch immer stärker geworden, ebenfalls an den „heilsamen Stoff“ ranzukommen.

Prof. Watzl ist kein Freund der Idee, die strenge Impf-Reihenfolge zu früh aufzuheben: „Jetzt in der dritten Welle müssen wir die Impfdosen so einsetzen, dass wir möglichst viele Leben retten!“

Schlimmster Verdacht

Die Impfärztin war plötzlich auf Zinne: „Es kursiert das Gerücht, dass das Ministerium Hausarztpraxen kontrolliert, ob sie die Priorisierung einhalten“, schimpfte sie los. „So weit ist es also gekommen!“

Plasberg wollte das gar nicht glauben: „Impfspitzel!“ schnaubte er. Doch bevor es zum Schwur kam, machte die Ärztin einen Rückzieher: „Ich glaube das nicht“, gab sie zu. Immerhin sei das Gerücht ein Zeichen dafür, wie angespannt die Stimmung in der Ärzteschaft sei. Puh!

Professionellste Analyse

Psychologe Grünwald listete die Probleme auf, die viele mit dem Impfen hätten. Es gebe drei Typen. Die erste Gruppe mache sich so viele Sorgen, dass sie sich nur beim Hausarzt impfen lassen wolle. Die zweite Gruppe verlasse sich voll auf individuelle Schutzstrategien: Maske, reduzierte Kontakte.

Da gibt es in Teilen der Bevölkerung so eine Unverwundbarkeitsdenke“, stellte der Psychologe dazu fest. Solche Leute überzeuge man nur durch die Bilder aus Israel, weil sie dann sähen: Aha, der Impfstoff gibt mir den Freifahrtschein in die Gastronomie, in die Reisemöglichkeit.“

Schlüssigste Erklärung

Die problematischste Gruppe, so der Experte, seien die Impfskeptiker, denn die hätten das Gefühl, da dringe ein fremder Stoff in sie ein.

„Das ist denen nicht geheuer“, erläuterte Grünewald.

Denn: „Das Ohnmachtsgefühl, das durch Corona da ist, dass wir einer fremden bedrohlichen Macht ausgesetzt sind, wird durch den Impfstoff noch mal verstärkt!“

Sein Rat: „Diese Gruppe kriegen wir nur, wenn wir klar kommunizieren: Das ist nichts Fremdes, sondern etwas, was die Selbstheilungskräfte steigert.“

Sozialstes Argument

Plasberg war nicht überzeugt: „Spritze bleibt Spritze“, zweifelte er. „Da können Sie keine Streichelspritze draus machen.“

Wir müssen viel mehr auf das Argument setzen, dass ich, wenn ich mich schütze, damit auch die Gemeinschaft schütze“, forderte die Senatorin. „Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit der Herdenimmunität. Deshalb sollten wir viel stärker an diesen Solidaritätsteil appellieren!“

Verheißungsvollste Bilder

Ein ARD-Einspieler zeigte feiernde Israelis. „Wer geimpft ist, darf in die Clubs, und dann geht tatsächlich die Post ab“, kommentiert Plasberg. „Bei diesen Bildern kann man wirklich neidisch werden!“

„Ich war fast jeden Abend aus“, strahlte die

ARD-Korrespondentin auf ihrem Monitor. „Das fühlt sich wunderbar an!“

„Ich hätte immer gedacht, dass ich mit meinem Job als Krisen- und Kriegsreporterin einigermaßen stabil bin“, erklärte sie dazu. „Aber als ich das erste Mal wieder ausgegangen bin, das war so ein Aufatmen, da ist mir erst richtig bewusst geworden, wie wichtig das für die seelische Gesundheit ist!“

Anstrengendster Einsatz

Der nächste ARD-Film zeigte Impfungen in einer Bar. „Für mich war das der Höhepunkt“, erinnerte sich die Korrespondentin, „als der Sanitäter in der Kneipe mit jedem und jeder, die er geimpft hat, auch noch angestoßen hat.

Folge: „Ein Wodka-Shot, ein Bier, Wein – man konnte in seinen Augen sehen, dass das eine gewisse Wirkung entfaltete.“ Heiterkeit auch in der Talk-Runde!

Härtester Kontrast

Für ihre 81-jährige Mutter in Deutschland musste Glass von Israel aus einen Impftermin organisieren: „Da spielten sich Szenen ab!“ grollte sie. „Ich sollte mir einen zwölfstelligen QR-Code notieren. Meine Mutter hätte das nie geschafft!“

Während sie am Telefon hing, seien sogar schon Jugendliche in den Discos geimpft worden. Das erzähle sie jetzt aber nicht, um anzugeben, fügte sie vorsichtig hinzu, sondern „als eine Art Hoffnungsschimmer, damit die Leute in Deutschland wissen, das kann jetzt auch bei ihnen kommen“. Uff!

Interessanteste Recherche

Der Talkmaster hatte Kniffliges gesammelt: „Ich kann mich verbürgen, es sind Fälle aus dem Umfeld meiner Redaktion, meiner Kollegen“, macht er klar.

Seine Beispiele: Studentin (24) hat ein paar Mal in einem Impfzentrum gejobbt, jetzt doppelt geimpft. Eine Schwangere setzte ihren Bruder (33) als Betreuer auf die Impfliste, obwohl er mehrere hundert Kilometer entfernt wohnt.

Weiter: Schauspieler (27) hat einen Vertrag für ein Grundschulprojekt; die Schule ist zu, trotzdem wurde er geimpft. Verwaltungsangestellte (45) eines Krankenhauses, doppelt geimpft, obwohl Homeoffice.

Mildeste Reaktionen

„Alles nachvollziehbar“, urteilte die Impfärztin umstandslos. „Fälle, wie sie überall in den Impfzentren und den Hausarztpraxen passieren, und zu denen wir auch stehen sollten!“

Nachfragen oder gar Nachforschungen würden nur den Impfprozess verzögern, fügte sie hinzu.

„Jede geimpfte Person ist ein Beitrag zur Herdenimmunität“, assistierte Senatorin Kalayci.

Positivster Gedanke

Über die Beschaffungspleite der EU urteilt FDP-Politiker Vogel, der in seiner Freizeit als Johanniter in einem Berliner Impfzentrum anpackt: „Es war ein totales Regierungsversagen, und wir sollten für die nächste Impfstoffbestellung daraus lernen!“

Aber: „Jetzt dürfen wir umschalten, mit Pragmatismus, und auch mit Freude“, fügte der Liberale hinzu. „Ich finde, wir müssen die Sendung auch ein bisschen mit Lust auf diese Impfkampagne beenden. Wenn ich zum Impfzentrum fahre, habe ich gute Laune!“

Klügste Definition

„Wir dürfen auch neidisch sein!“ schloss sich der Psychologe an. „Wenn ich die Bilder aus Israel sehe, bin ich zutiefst neidisch!“

Aber: „Es gibt einen bitteren Neid, der alles madig macht, und es gibt einen produktiven Neid, der beflügelt!“

Schönstes Schlusswort

„Ich bin auch stolz auf mein Land, dass es da Diskussionen gibt, dass man über Gefährdungen redet, auch über Datenschutz“, erklärte die ARD-Korrespondentin.

Aber: „Jetzt wäre es halt an der Zeit, auch ein bisschen von anderen Ländern zu lernen. Gönnen können, statt sich zu empören. Und etwas mehr Pragmatismus.“ Amen!

Und Frank Plasberg stoßseufzte: „Was bleibt als Trost? Auch der Herbst hat schöne Tage…“

Fazit: Interessante Besetzung, spannende Dialoge, sachliche Regie: Das war ein Talk der Kategorie „Lehrstück“.

 

 

 

 

 

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