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Corona-Talk bei Sandra Maischberger: Bundesinnenminister Horst Seehofer warnt vor neuen Grenzschließungen

„maischberger: die woche“. ARD, Mittwoch, 13.Mai 2020, 23.05 Uhr.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat in derf ARD-Talkshow „maischberger: die woche“ am Mittwoch eindringlich davor gewarnt, durch Missachtung der Corona-Einschränkungen eine neue Infektionswelle zu riskieren.

Wörtlich sagte der Minister: „Ich bin zuversichtlich, dass wir bei gutem Infektionsgeschehen am 15.Juni die Grenzkontrollen beenden können. Es ist dann wieder freier Reiseverkehr. Mein Kollege Heiko Maas wird dann sicher auch die Reisewarnungen differenzieren.“

Aber: „Wenn das Infektionsgeschehen uns entgleitet, wenn es mehr als 50 Infektionen auf 100.000 in sieben Tagen gibt, wenn so etwas auftreten sollte, im grenznahen Raum, dann müssen wir mit unseren Nachbarn reden!“

Heißt: Dann müssten die Lockerungen wieder zurückgenommen werden. In solchen Fällen seien auch neue Grenzschließungen möglich.

Deutschland im Lockerungsfieber! Winkt Verbesserung oder droht Verböserung, wie Horst Seehofer warnt? In „maischberger.die woche“ ließ sich der Bundesinnenminister nach langer Zurückhaltung zum Interview einladen. Die Gäste:

Seehofer, Deutschlands höchster Grenzhüter hat Ärger im eigenen Laden: Einer seiner Beamten schrieb über Corona was von „globalem Fehlalarm“!

Annalena Baerbock (39, Grüne). Die Parteichefin will endlich wieder mit dem Klima-Thema punkten.

Mathias Richling (67). Der Kabarettist findet, dass man die Corona-Krise „ausschließlich mit Humor“ durchstehen könne.

Pia Heinemann (45). Die Journalistin (WELT) sieht beim Impfstoff einen „Hoffnungsschimmer“.

Ulrich Wickert (77). Der frühere „Tagesthemen“-Moderator meint, dass Solidarität in Europa jetzt besonders wichtig sei.

Politik, Presse, Profiwitze! Ging es locker zu, oder gab es Zoff?

Kabarettist Richling startete standesgemäß: „Ich hänge keiner Verschwörungstheorie nach“, sagte er listig, aber „die offensichtlichste“ sei nicht zu bestreiten: „Dass Frau Merkel im Verbund mit den Chinesen das Virus in die Welt gesetzt hat, um endlich wieder auf 40 Prozent zu kommen!“

Gewagtester Vergleich

Danach war aber gleich Schluss mit Lustig: „Die Leute sind entsetzt und wütend!“ schimpfte der Kabarettist. „Da gibt es gesellschaftliche Entwicklungen, die sehr bedenklich sind und die Gesellschaft spalten!“

Richlings ungewöhnlichstes Argument: Wenn es am Bodensee eine Warnung gäbe vor einem Erdbeben mit zehntausenden Toten, aber ohne genauen Zeitpunkt, dann müssten die Leute dort ab sofort in Zelten leben. Genauso sei es mit der Coronagefahr. Hm – das klang allerdings etwas wackelig.

Und schon ging der Zoff los

Wickert hob den Zeigefinger: „Die Regierung hat es richtig gemacht“, urteilte er, „sie hat es aber zu spät gemacht. Sie hätte schon im Februar die Grenzen zumachen sollen!“

Richling heizte die Debatte mit einer Klage über Kollateralschäden an: „Ich kenne zwei Fälle von Unternehmern, die sich umgebracht haben! Ist es wirklich richtig, die Wirtschaft zu ermorden, nur damit wir möglichst wenig Corona-Infizierte haben?“

Deutlichster Meinungsunterschied

Bei den Demos gegen den Lockdown sah Wickert „Impfgegner, AfD und Rechtsradikale“, Richling dagegen „auch Linksradikale“ am Werk.

Talkmasterin Sandra Maischberger zitierte dazu den Extremismusforscher Matthias Quent: „Wir haben in vielen Städten gesehen, dass Rechtsextreme diese Demonstrationen vereinnahmen. Da schlummere durchaus auch ein terroristisches Potential!

Wichtigste Ankündigung

„So weit würde ich nicht gehen“, meinte dagegen der Bundesinnenminister. „Natürlich nutzen auch Chaoten und Extremisten solche Situationen. Aber ich würde daraus noch keine Gefahr für unsere demokratische Stabilität ableiten.“

Denn, so Seehofer: „Wir hatten mit der Disziplin in Deutschland einen großen Erfolg. Wenn wir diszipliniert bleiben, haben wir die gute Aussicht, dass wir Mitte Juni auf Grenzkontrollen zu unseren Nachbarn verzichten können!

Sein Wunsch: „Ich hoffe, dass dieses Klima zwischen Parteien, die im Wettbewerb stehen, aber in einer schwierigen Zeit sich ihrer gemeinsamen Verantwortung bewusst sind, erhalten bleibt!“

Härtester Vorwurf

Maischberger wollte über den „Widerstand“ reden, „der sich auch in Ihrem Ministerium bildet“. Der Minister lächelte milde.

„Sie grinsen schon“, sagte die Talkmasterin etwas despektierlich, „aber es ist eigentlich gar nicht komisch!“

Ein Mitarbeiter Seehofers, daran erinnerte sie jetzt, habe geschrieben: „Dieser Staat hat in der Corona-Krise in geradezu grotesker Weise versagt.“

Maischbergers Vorwurf an den Minister: „Sie haben ihn von seinen Dienstpflichten entbunden. Heißt: Sie haben ihn mundtot gemacht!“

Deutlichstes Dementi

Doch Seehofer hörte sich das ganz entspannt an. „Schön langsam!“ erwiderte er. „Ich habe 80.000 Beschäftigte, und die wissen, dass ich abweichende Meinungen absolut akzeptiere!“

Aber: „In dem Fall ist das Problem, dass der Mitarbeiter offensichtlich die Infrastruktur und den Briefkopf des Ministeriums verwendet und damit den Eindruck erweckt hat, als wäre das die Linie des Bundesinnenministers. Und das geht natürlich nicht!“

Schlimmste Zahl

Experten hätten vorgerechnet, so Seehofer weiter, dass  man ohne staatliche Gegenmaßnahmen mit einer Million Todesfällen rechnen müsse.

„Ich teile diese Meinung“, fügte der Minister hinzu. „Wir sind noch nicht über den Berg. Wir müssen weiter diszipliniert bleiben. Aber jetzt können wir Zug um Zug lockern!“

Emotionalste Erzählung

Über seine eigene lebensgefährliche Erkrankung im Jahr 2002 sagte der Minister: „Das war eine virale Herzmuskelerkrankung, die ich lange Zeit nicht ernstgenommen habe. Da war ich Anfang der 50er Jahre, da meint man, man kann die Welt aus den Angeln heben.“

Aber: „Dann legt das Virus einen flach. Man ist total hilflos. Drei Wochen Intensivstation. Dann habe ich ein Jahr an diesem Problem laboriert. Ich hatte eine Herzpumpleistung von sieben Prozent!“

„Ich kann mich gut in die Situation der Erkrankten von heute versetzen“, erklärte Seehofer dazu. Auch er selbst habe damals keine andere Chance gehabt als die, dass der Körper allein mit dieser Situation fertig wird, denn ein Medikament habe es auch für ihn damals nicht gegeben.

Schönste Lobeshymne

In der Flüchtlingskrise habe Seehofer der Kanzlerin eine „Herrschaft des Unrechts“ vorgeworfen, meinte die Talkmasterin. Jetzt herrsche plötzlich Harmonie. Ihre Frage: Habe Angela Merkel sich geändert, „oder haben Sie inzwischen einen besseren Blick auf die Kanzlerin?“

„Wahrscheinlich habe ich mich verbessert“, lachte Seehofer und lobte seine Chefin wie selten zuvor. „Ihr ist es gelungen, ihr Kabinett als Team zusammenzuführen und weitestgehend auch mit den Ministerpräsidenten Dinge umzusetzen. Und das ist eine große Leistung!“

Kniffligste Frage

Noch ein zweites Mal wollte die Talkmasterin aus alten Geschichten Honig saugen: „Sie haben Markus Söder als charakterlich ungeeignet bezeichnet“, sagte sie.

„Ach, das ist doch Neandertal!“ antwortete der Minister gutgelaunt. „Das liegt doch ganze Menschheitszeitalter zurück! Er macht jetzt seine Sache gut. Im Moment läuft es fabelhaft!“

Aktuellster Erfahrungsbericht

Wickert schilderte das Homeschooling mit seinen Zwillingen (8): „Die Kinder sind zufrieden mit mir, nicht immer, aber weitgehend. Ich mache ganz systematisch jeden Morgen drei Stunden Unterricht, richtig mit Pause, mit Pausenbrot sogar, damit das System bei denen im Kopf bleibt.“

Ergebnis: „Es funktioniert. Gottseidank sind es Zwillinge, deswegen hat man zwei in der gleichen Klasse!“

Flaueste Antwort

Danach sollte Baerbock auf den Grill. Maischberger hielt ihr die grünen Klagen über die geschlossenen Kitas vor. „Wieso fordern Sie etwas, was Sie in Ihren Bundesländern selber nicht durchsetzen?“ fragte die Talkmasterin spitz. „Die Grünen regieren in elf Bundesländern mit!“

Die Parteichefin wollte sich rausreden: „Wir stellen keine Bildungsminister…“

„Sie haben sogar einen Ministerpräsidenten!“ entgegnete Maischberger.

„Insgesamt haben wir am Anfang nicht genau genug hingeschaut“, gab Baerbock nun denn doch verlegen zu.

Ehrlichstes Geständnis

Aus ihrem Familienleben mit Tochter (4) in Corona-Zeiten berichtete die Politikerin: „Bei uns gibt’s fast immer nur Nudeln. Das ist auch ein Problem, nicht nur für die eigene Figur!

Zum Schluss legte Maischberger der Grüne-Chefin noch eine Rutsche zu ihrem Leib- und Magenthema: „Haben Sie das Gefühl, für Klimaschutz haben wir jetzt erst mal keine Zeit?“

„Das wäre fatal!“ antwortete Baerbock dankbar. „Wir müssen verhindern, dass die Milliarden, die wir jetzt in die Hand nehmen, uns in die nächste Krise führen, nämlich in die Klimakrise!“ Amen.

Fazit: Sinnlückenarme Sachdebatte ohne Verblödungstheoretiker, Flatterbandfanatismus und spätsozialistische Traumfängerei. Viele Wünsche müssen noch warten, aber es weht endlich etwas Freiheit: Das war eine Talkshow aus der Abteilung „Lockerli“!

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