„Maybrit Illner: Was immer es kostet – gewinnen wir den Kampf gegen das Virus?“ ZDF, Donnerstag, 19.März, 22.35 Uhr.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ am Donnerstag erklärt, die Bundesregierung werde während der Corona-Krise notwendiges medizinisches Material aus anderen Ländern einfliegen lassen.
Brisanteste Ankündigung
Wörtlich sagte der Minister: „Es gibt Firmen, die stellen Beatmungsgeräte her, sind dabei aber auf Teile von anderen angewiesen. Im Zweifelsfall werden wir über Grenzen, die dicht sind, Luftbrücken bauen müssen!“
Denn, so Heil: „Die Lufthansa stellt ihre Kapazitäten auch im Cargobereich zur Verfügung, um dafür zu sorgen, dass wir die Teile, die wir brauchen, bei uns schnell zusammenschrauben können!“
Macron spricht von „Krieg“, Merkel von „Regeln einhalten“. Mehr Meinungsvielfalt geht nicht. Maybrit Illner fragte bei kompetenten Gästen nach:
Heil will, „dass keiner seine Existenz verliert!“
Susanne Johna, Pandemie-Beauftragte der Bundesärztekammer, forderte: „Abstand halten ist jetzt das wichtigste!“
Der Virologe Christian Drosten will jetzt vor allem neue Impfstoffe und Medikamente schneller genehmigt kriegen.
Die China-Expertin Kristin Shi-Kupfer meint: „Offiziell scheint das Virus in China erst einmal eingedämmt“ – mit Betonung auf „offiziell“.
TV-Entertainer Eckart von Hirschhausen musste seine „Medizinische Kabarett-Tour“ absagen.
Früher saßen in den Talkshows drei Politiker und ein Experte. Seit Corona ist es umgekehrt!
Ausgangslage Stand 21 Uhr: knapp 16.500 Infizierte, 43 Tote, 113 Genesungen. Zum Start fordern alle Gäste die Zuschauer dringend auf, das Virus endlich ernst zu nehmen.
Verständnisvollster Kommentar
Hirschhausen nahm die jüngeren Generationen in Schutz und gleichzeitig in die Pflicht: Auch Nicht-Rentner seien manchmal vorerkrankt, würden deshalb in die Kliniken kommen und dann, „brutal gesagt“, den älteren, kränkeren die Plätze wegnehmen.
„Jugendliche hören nicht unbedingt auf die Eltern“, erklärte der frühere Kinderarzt. Es sei altersgemäß, dass man in diesem Alter rebelliere und Coronapartys feiere.
Emotionalster Appell
Aber, so der Entertainer: „Wenn man sich klar macht, dass jeder, der vier Großeltern hat, jetzt einen davon verlieren könnte, dann wird es persönlich!“
So auch bei ihm selbst: „Mein Vater wird morgen 85“, sagte Hirschhausen sichtlich bedrückt. „Ich besuche ihn nicht. Und das tut mir weh. Und den Enkeln auch. Aber das ist jetzt wichtig!“
Entschlossenste Ankündigung
„Jetzt ist keine Zeit für ideologische Diskussionen“, sagte der Minister energisch. „Unser Gesundheitssystem steht vor einem riesigen Stresstest!“
Aber: „Wir mobilisieren alle Kräfte in diesem Land. Und bei allem, was man sich in Deutschland auch mal ärgerlich vorstellt: Wir habe diese Kräfte!“
Gemischteste Prognose
„Ich glaube jetzt tatsächlich, dass es Deutschland vielleicht gar nicht so stark trifft“, sagte der Virologe vorsichtig. „Es könnte sein, dass wir gerade so die Kurve kriegen – und andere Länder eben nicht.“
Ironischster Kommentar
Hirschhauen fand es positiv, dass die Krise zu einer „Wiederentdeckung“ führe: „Welche Berufsgruppen sind systemrelevant?“ fragte er. „Sind es Banker? Oder sind es Menschen, die für andere da sind?“
Seine Lehre aus der Situation: „Daseinsvorsorge ist was anderes als private Gewinnoptimierung!“
Wohlverdienter Hinweis
Heil rückte Helfer aus dem Hintergrund in den Blick: „Gestern hat mir eine Frau, die für ein Krankenhaus die Wäsche macht, gesagt: Wir müssen dafür sorgen, dass auch meine Kinder notfallbetreut sind, wenn die Kitas und Schulen schließen!“
Vorwurf des Ministers: „Wir haben ein tolles Gesundheitswesen, auch mit unseren Gesundheitsämtern, wie wir jetzt erkennen. Die wir in vielen Bereichen kaputtgespart haben!“
Notwendigste Kritik
„Wir können Personal auch entlasten, indem wir Dinge nicht mehr tun, die wir nicht unbedingt tun müssen“, riet Johna und meinte damit Dokumentation und Datenerfassung.
Denn, so ihre Klage: „60 Prozent der Ärzte sagen: Wir verbringen 30 Prozent und mehr unserer Zeit mit Dokumentationen und Verwaltungstätigkeiten!“
Vernünftigster Vorschlag
Ihre Forderung: „Wir brauchen jetzt ein Signal von der Politik, die uns sagt: Diese viele Prüfungen und Sicherungsmaßnahmen werden jetzt mal ausgesetzt!“
Vorteil: „Die Hände, die jetzt am Schreibtisch sind, können dann wieder zurück an den Patienten!“
Wichtigstes Versprechen
Dabei solle sich aber niemand Sorgen machen müssen, so Johna, „dass das Krankenhaus am Ende nicht mehr steht, weil die Zettel nicht richtig ausgefüllt sind und deshalb die Leistung nicht vergütet wird!“
„Wir werden nächste Woche im Bundestag auch etwas zur Krankenhausfinanzierung tun, damit nicht Leute aus finanziellen Gründen oder auch aus Haftungsfragen bestimmte Dinge unterlassen“, versprach Heil. „Da müssen wir schnell handeln, und das werden wir auch tun!“
Gefühlsausbruch des Abends
„Es werden in Deutschland in den nächsten Wochen Menschen sterben“, sagte Hirschhausen bewegt. „Und die werden nicht sterben an einem Mangel an Klopapier! Sondern an einem Mangel an gesundem Menschenverstand!“
Es gehe nicht um Wissen, sondern um dessen Umsetzung in das Verhalten: „Das ist jetzt eine Herzensangelegenheit“ betonte der Entertainer. „Es geht immer um einen selber, aber immer auch um jemanden, der einem lieb ist! Das größte Zeichen von Liebe ist im Moment, Abstand zu halten!“
Wertvollste Zusicherung
„Wenn jemand in seiner Existenz bedroht ist, und es wirklich ganz hart ist“, erklärte der Minister, „dann kann er ergänzende Grundsicherung bekommen. Wir werden dafür sorgen, dass das ohne Bürokratie und Vermögensprüfung läuft!“
Weitere Pläne, so Heil: „Wir werden kurzfristig etwas im Mietrecht tun, und wir werden auch das Wohngeld anfassen müssen!“
Wichtigster Satz: „Ich kann nicht versprechen, dass wir am Schluss jeden Arbeitsplatz gerettet haben“, gab der Minister zu. „Aber wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz!“
Düsterste Aussicht
Drosten schätzte die Dauer der Pandemie auf zwei Jahre, und das sei ohne Impfstoff und Medikamente nicht durchzuhalten. Deshalb „habe ich das Gefühl, dass wir auch andere Optionen diskutieren müssen.“
Meint: Arzneimittel einsetzen, die man normalerweise nicht oder noch nicht verwenden würde.
Denn, so Drosten: „Bei einer Patientengruppe mit einem Sterberisiko von bis zu zehn Prozent muss man auch nachdenken über Wirkstoffe mit schwerwiegenden Begleiterscheinungen.“
„Solche schwere Nebenwirkungen würde man heute niemals tolerieren“, erklärte der Experte zum Schluss. „Aber wir haben ja nichts anderes. Und wir können das nicht zwei Jahre lang durchhalten.“
Fazit: Bittere Wahrheiten, ungeschönte Prognosen, aber immer auch begründete Hoffnung: Das war ein Talk aus der Abteilung „Klarsttext“.