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Corona-Talk: Altmaier lehnt exklusive Kaufprämien für klimafreundliche Autos entschieden ab

„maischberger. die woche.“ ARD, Mittwoch, 6.März 2020, 20.45 Uhr.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat in der ARD-Talkshow „maischberger. die woche“ der grünen Idee einer exklusive Kaufprämie nur für klimafreundliche Autos eine klare Absage erteilt.

Wörtlich sagte der Minister: „Wenn es nach mir geht: Nein! Wir wollen unsere Klimaziele erreichen, aber wir wollen auch, dass die Wirtschaft insgesamt auf die Beine kommt!“

Das aber, so der Minister, könne nur gelingen, wenn die Kaufprämie „technologieneutral“ sei. Klimaschutz sei wichtig, aber vor allem gehe es darum, „dass Deutschland international eine führende Wirtschaftsmacht bleibt!

Die tut nix, die will nur regieren! schimpfen Merkel-Kritiker. Jetzt nehmen ungeduldige Länderchefs der Kanzlerin die Zügel aus der Hand. Die ARD ist auf die Meinungen zu dem kaum verhohlenen Machtwechsel so gespannt, dass sie „maischberger.de“ vorzieht und live gleich nach „Tagesschau“ und ARD-„Extra“ ausstrahlt. Die Gäste:

Altmaier redet gern, aber was hat er jetzt noch zu sagen?

FDP-Chef Christian Lindner steht mit der Kanzlerin schon lange auf dem Kriegsfuß.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schimpfte zuvor in dem ARD-„Extra“ über das Jux-Video der Berliner Profis: „Ich bin entsetzt, wie wenig sensibel dort mit dem Thema umgegangen wird!“

Showmaster Johannes B. Kerner hatte Corona, aber weder Fieber noch Husten.

Die Journalistin Eva Quadbeck („Rheinische Post“) sieht als Problem, dass die Politik nicht mit einheitlicher Stimme spreche.

Der Journalist Gabor Steingart („Morning Briefing“) karikierte Angela Merkel als „Eiskönigin im erstarrten Corona-Land“.

Starke Typen, starke Worte!

Wir sind alle Teil einer Apokalypse-Industrie geworden“, sagte Steingart zum Auftakt. „Jetzt sind wir 80 Millionen Virologen. Aber die Ökonomie ist keine Nebenzutat!“

Über das Ringen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten urteilte der Wirtschaftsjournalist: „Sie ist umgefallen, aber sie ist elegant umgefallen. Wenn’s schiefgeht, ist sie es nicht gewesen.“

Seine Analyse: „Das Ganze ist eine Verschiebung der Machtarchitektur: Wer regiert dieses Land nach Angela Merkel?“

Verheerendste Bilanz

Es war ein schlechter Tag für Angela Merkel, weil sie in allen Punkten verloren hat!“ fand Journalistin Quadbeck.

Beispiele: „Bei der Kontaktsperre ging es ziemlich zu, hinter den Kulissen, da hat sie gar keine Chance mehr gehabt. Und auch beim Fußball haben sich die anderen durchgesetzt.“

Ehrlichstes Geständnis

Der Bundeswirtschaftsminister plumpste dann so schwungvoll in den Sessel, dass es ihm die viel zu engen Hosenbeine hochzog: Echte Beinfreiheit über sportlich kurzen Socken!

„Das ist die Krise, die mir am meisten an die Nieren geht“, räumte er gleich ein. „Der Blick in den Abgrund war, als in Italien Ärzte entscheiden mussten, wer ein Beatmungsgerät kriegt und wer nicht.“

Bescheidenste Erfolgsmeldung

Über die Corona-Konferenz berichtete Altmaier ostentativ zufrieden: „Wir haben etwas sehr Kluges gemacht! Wir lockern, aber wir knüpfen das an sehr strenge Bedingungen. Die Kontaktbeschränkungen bleiben in Kraft.“

Heute ist Hühnerhaufen!“ ätzte Maischberger in Erinnerung an eine Wortgranate, die Altmaier vor gut zwei Wochen in „Bild am Sonntag“ abgefeuert hatte.

Das will er jetzt aber nicht noch wiederholen: „Heute ist Föderalismus!“ sagte er stattdessen milde. Aber: „Wir haben durchgesetzt, dass die Notbremse eingefügt wird“ – meint: Bei neuem Ausbruch sofort Stopp!

Energischste Ablehnung

Ob er Angst vor einer zweiten Welle habe? wollte die Talkmasterin wissen. „Ich denke jeden Tag darüber nach“, erklärte der Minister und warnte: „Es kann sein, dass im Winter die Infektionszahlen wieder steigen!“

Schönster Dialog

Maischberger hob ihren Spickzettel: „Sie haben im März versprochen: Wir werden alles tun, damit kein Arbeitsplatz durch Corona verlorengeht“, hielt sie dem Minister vor.

„Falsch!“ behauptete Altmaier sofort. „Ich habe gesagt, dass kein Arbeitslatz verloren gehen m u s s!“

Das wollte ihm die Talkmaster allerdings nicht durchgehen lassen: „Das ist ein wörtliche Zitat, bei ‚Hart aber Fair‘ so gefallen!“ setzte sie nach.

Doch Altmaier hatte eine unwiderlegbare Ausrede: „Da bin ich unterbrochen worden, bevor das ‚muss‘ kam!“ antwortete er ungerührt. Maischberger prustete los, und die anderen grinsten.

Dass er manche Frage nicht beantworte, erklärte der Minister mit Vorsicht: „Alles, was ich sage, hat Börsenrelevanz!

Gemeinstes Foul

Über den Wiederanpfiff der Bundesliga berichtete der frühere Sportmoderator Kerner: „Ich habe mit ein paar Spielern telefoniert. Die meisten haben sich gewundert, dass sie selber gar nicht gefragt wurden, ob sie spielen wollen!“

Maischberger hatte eine aktuelle Meldung dabei: „Am 15.Mai geht‘s wieder los“, verkündete sie.

„Ja“, höhnte Kerner. „Mit dem Hammerspiel Düsseldorf gegen Paderborn!“

Spannendster Zweikampf

Den Zoff lieferten anschließend zwei hartgesottene Debattenprofis. Lindner trat die Vorlage ins Feld: Er lobte die Schweden für ihren liberalen Umgang mit der Pandemie.

Lauterbach grätschte ihn sofort ab: „Grob gesprochen werden dort sehr viele ältere Menschen geopfert, damit man die Cafés nicht zumachen muss!“ Rumms!

Lindner schüttelte den Kopf, doch Lauterbach traf ihn gleich noch mal am Standbein: „Als Arzt und als Politiker finde ich das kein Vorbild, wenn ich draußen in der Sonne im Café sitzen will und weiß, dass das erkauft wird mit dem Tod von Menschen in den Altenheimen, die sich infizieren!“

„Ich finde das sehr zugespitzt!“ protestierte Lindner.

„Es ist zugespitzt, aber es ist die Realität!“ beharrte Lauterbach.

Schlauester Taktikwechsel

Lindner versuchte einen Konter: „Also dass Ihre sozialdemokratischen Kollegen in Schweden alle Unmenschen sind“, fing er an, kam aber nicht zum Schuss, denn Lauterbach blockte sofort ab: „Das ist hier keine Parteipolitik!“

Also musste ein neuer Spielzug her. Jetzt sagte Lindner: „Ich finde, da steckt auch ein bisschen deutsche Überheblichkeit drin, über andere in Europa zu urteilen!“ Hm, deutsche Überheblichkeit, das zieht immer.

Prompt geriet Lauterbach in der Defensive. „Nein!“ verteidigte er sich. „Das ist eine Einschätzung, die wird weltweit von Wissenschaftlern geteilt!“

Interessanteste Perspektive

„Das werden wir mal prüfen, ob das tatsächlich so ist!“ drohte Lindner und machte einen Flankenwechsel: „Wenn ich die jetzigen Zahlen sehe, dann ist nicht zu früh, zu öffnen, sondern eher vierzehn Tage zu spät!

Lauterbach warnte davor, jetzt die falschen Signale zu geben. Seine Kritik: „Die Bundesliga startet mit einem Hygienekonzept, das überhaupt den Namen nicht wert ist!

Und: „Die Restaurants können geöffnet werden“, gestand der Gesundheitsexperte zu, „aber mit Verlust!“ Denn die Zahl der Gäste müsse jetzt so stark eingeschränkt werden, dass keine Gewinne bleiben würden.

Vernünftigste Vorschläge

Lindner will die Steuerjahre 2019/2020 zusammenfassen, mit eine Steuerreform vor allem den Mittelstand entlasten, keine Abwrackprämie, eine breitflächige Entlastung für die Industrie und massive Investitionen in Digitalisierung und Forschungsförderung. Uff!

Sein Schlusswort: „Es ist ein Versagen des staatlichen Katastrophenschutzes, wenn wir eine nationale Erbsenreserve haben, aber keine nationale Maskenreserve!“ Auch eine Form von Erbsenzählerei…

Fazit: Harte Duelle, treffsichere Kommentare, Schiedsrichterin Maischberger immer auf Ballhöhe: Das war eine Talkshow der Kategorie „Profisport“.

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