„Maybrit Illner Special: „Corona-Krise – Kampf gegen die Pandemie?“ ZDF, Dienstag, 17.März 2020, 22.15 Uhr.
Der Bundesminister für besondere Aufgaben und Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat in einer Sonderausgabe der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“ am Dienstag Entscheidungen vertreten, die das Gesundheitssystem vor Überforderung insbesondere durch Nichteuropäer bewahren sollen.
Wörtlich sagte der Minister zu den beschlossenen Grenzschließungen auf 30 Tage: „Wir wollen jetzt in unserem Land die Kontakte reduzieren. Wenn Urlauber aus dem Ausland – ganz unabhängig davon, was in anderen Ländern für Regeln gelten – zu Freizeitaktivitäten nach Deutschland kommen: Das geht jetzt nicht mehr!“
Der Chef des Weltärztebundes, Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, lehnte die Entscheidung ab: „Ich halte das für symbolhaft. Aber da darf mir Herrn Braun jetzt gerne widersprechen!“
„Das würde ich auch gerne“, konterte der Minister. „Es gibt ja noch mehr Herausforderungen. Zum Beispiel, dass Leute aus dem nichteuropäischen Ausland nach Europa kommen, um in den Anwendungsbereich eines bessere Gesundheitswesens zu kommen!“
Deshalb, so Braun: „Wir müssen unseren Warenverkehr und unsere Gesundheitssystem härten. Wir können jetzt nicht noch zusätzliche Herausforderungen bewältigen!“
Immer mehr Fälle, immer mehr Tote! Das Robert-Koch-Institut stufte das Risiko inzwischen als „hoch“ ein. Prompt trommelte Talkmasterin Maybrit Illner in aller Eile Experten zu einer Sondersendung zusammen:
- Helge Braun ist promovierter Humanmediziner.
- Die Ärztin Isabelle Oberbeck leitet das Weimarer Gesundheitsamt.
- Jörg Radek, Vizechef der Gewerkschaft der Polizei findet die Grenzkontrollen gut und richtig.
- Montgomery ist Ehrenvorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund.
Zum Start eine Ermahnung
„Das Bewusstsein für die Ernsthaftigkeit ist in der Bevölkerung noch nicht angekommen!“ warnte der Polizist. „Es muss den Leuten eingeschärft werden, dass wir hier nicht in einer Übung sind!“
Alarmierendste Info
„Die Erkrankungszahlen werden in den nächsten zehn Tagen weiter sprunghaft ansteigen!“ kündigte der Minister an. „Frühestens in zwei Wochen kann es erste Signale geben, dass die Zahl der Neuerkrankungen langsam sinken wird.“
Immerhin aber hat Braun „die Hoffnung, dass die Kurve, die jetzt noch sehr steil ist, dann langsam abflacht.“
Kritischste Lagebeurteilung
„Wir haben es bisher hervorragend geschafft, die Krise zu bewältigen“, stellte Montgomery fest. „Aber jetzt sind wir an dem Punkt, an dem sich entscheiden wird, ob wir das auch weiterhin schaffen!“
Von der Front meldete Gesundheitsamtsleiterin Oberbeck allerdings große Probleme: „Wir würden gern noch viel mehr Tests machen“, erklärte die Ärztin, „aber die Schutzkleidung reicht für unsere Mitarbeiter nicht mehr aus!“
Wichtigste Durchsage
„Wir brauchen deutlich mehr Personal“, stellte der Minister fest. Deshalb wolle der Krisenstab jetzt Ruheständler reaktivieren und Medizinstudenten einsetzen.
Aber nicht nur fehlende Schutzmasken seien, so Braun, ein Problem, sondern etwa auch Sauerstoff oder Spezialnahrung für Schwerkranke.
Deftigste Analyse
„Asiaten haben schon beim ersten Schnupfen gleich eine Schutzmaske auf, um andere nicht zu infizieren“, lobte Montgomery.
„Unseren Leuten dagegen“, schimpfte er, „müssen wir erst einmal beibringen, in die Armbeuge zu rotzen und nicht in die Menschen hinein. Da sind wir noch ziemlich hinterher!“
Bedenklichste Zahl
„Bei einem Meter Abstand sinkt die Infektionshäufigkeit bereits auf ein Prozent“, rechnete Montgomery vor. „Deshalb sollten Jogger nicht mitten durch die Leute durchlaufen, sondern lieber mal drei Meter Umweg machen. Die Krise wird uns sehr viel länger beschäftigen, als viele jetzt denken!“
Klarste Ansage
„Es ist wichtig, dass alle, die jetzt aus Risikogebieten zurückkehren, zwei Wochen in Quarantäne gehen!“ sagte der Minister streng.
Sein Appell: „Die Unternehmen sollten versuchen, die Zahl der Leute, die sich ja in den Betrieben gegenseitig anstecken können, möglichst zu reduzieren!“ Zum Beispiel, indem sie Eltern von kleinen Kindern erlauben, in den nächsten zwei Wochen zu Hause zu bleiben.
Klügste Überlegung
Denn, so Braun über einen bisher noch wenig diskutierten Aspekt: Wenn es wirklich schlimm werde und nach zwei Wochen sehr viele Mitarbeiter infiziert seien, könnten die Daheimgebliebenen für die Erkrankten weitermachen.
Wichtigstes Versprechen
Den fünf Millionen Solo-Selbständigen sicherte der Kanzleramtsminister zu: „Wir werden am Donnerstag im Krisenkabinett darüber beschließen. Das Instrument ist noch nicht ganz fertig, aber wir werden auch diesen Betroffenen helfen!“
Dann ging der Zoff los
„Corona-Partys sind unsolidarisch und eine Respektlosigkeit gegen über den Anordnungen von Behörden!“ wetterte der Polizist. „Es ist ganz wichtig, dass wir diesen Respekt wieder holen!“
Deshalb, so Radek, „werden wir solche Partys auflösen und das auch entsprechend erklären!“ Das klang mehr als entschlossen.
Heftigste Gesellschaftskritik
„Das sind unsere Kinder!“ klagte Montgomery über die jungen Leute, die jetzt trotz aller Appelle öffentlich abfeiern. „Wir haben sie so erzogen!“
„Dieser Gesellschaft fehlt Solidarität an allen Ecken und Enden!“ kritisierte der Professor weiter. Aber: „Dieses Problem lösen wir erst nach der Krise.“ Hm – und wie? Das könnte spannend werden.
Pragmatischste Ideen
„Wir müssen damit rechnen, dass unsere Krankenhäuser bald voll sind mit schweren Fällen“, sagte Braun voraus und kündigte an, für leichter Erkrankte Hotels anzumieten oder Notkliniken etwa in Messehallen einzurichten.
„Erst mal sollten Sie die Krankenhäuser, die zuletzt geschlossen wurden, wieder öffnen!“ funkte Montgomery dazwischen. „Ein Containerkrankenhaus wie in Wuhan können wir uns bei unseren Standards nicht leisten!“
Klarste Kante
„Ich denke, dass wir jetzt zusammenstehen, die Bundespolizei, die Landespolizeien und auch der Zoll, damit wir die Grenze schützen können“, assistierte Radek.
Denn, so der Polizeibeamte: „Es mag richtig sein, dass wir das Eindringen des Virus nicht verhindern können. Aber wir können jemanden, der ihn in sich hat, zurückweisen. Und damit eine Gefahr für die Deutschen, die von außen kommt, zurückweisen!“
Vergebliche Hoffnung
Eine Chance, dass wärmeres Wetter gegen Corona helfen könne, konnte Braun nicht erkennen: „Wir sehen ja, dass in Brasilien, wo es sehr warm und sonnig ist, die Erkrankungszahlen deutlich hochgehen“, erklärte er.
Seine Prognose: „Es wird zwei Jahre dauern, bis wirklich die ganze Bevölkerung die Infektion durchgemacht hat.“
Aber, auch das sagte der Minister: „Das bedeutet nicht, dass die Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen, zwei Jahre lang andauern werden.“
Und dann folgte noch eine Durchhalteparole: „Wir denken jetzt bis zum 30. April“, erklärte der Minister. „Das ist nicht leicht, aber es gibt keinen Grund, ängstlich zu werden.“
Fazit: Schnellschuss mit hoher Trefferquote, Experten ohne Eitelkeit und eine gut organisierte Moderatorin: Das war ein Talk der Kategorie „Solide Sachbearbeitung“.