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CDU/CSU-Zoff bei „hart aber fair“: „Söder spielt in einer anderen Liga als Laschet!“

„hart aber fair: Showdown der Kandidaten – verstolpert die Union das Kanzleramt?““. ARD, Montag, 12.April 2021, 21 Uhr.

Der Politologe Alexander von Lucke hat in der ARD-Talkshow „hart aber fair“ am Montag erklärt, für ihn sei der CVSU-Chef Markus Söder bei weitem besser als Kanzlerkandidat geeignet als sein Konkurrent Armin Laschet.

Wörtlich sagte der Wissenschaftler: „Laschet spielt in der Scholz-Habeck-Baerbock-Liga. Söder spielt in einer anderen Liga!

Das Virus macht keine Pause, doch Plasberg wechselte trotzdem mal kurz das Thema: statt um Corona ging es um die Union. Seine Gäste:

Der NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sitzt auch im Bundesvorstand seiner Partei und lobt wenig überraschend: „Armin Laschet ist der beste Kanzlerkandidat!“

Der SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil nannte den Machtkampf gleich mal „verantwortungslos“, weil er das Land in der Pandemiebekämpfung lähme.

Der CSU-Generalsekretär Markus Blume warf sich wieder für seinen Parteichef in die Bresche. Er wurde aus München zugeschaltet.

Der FDP-Fraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff forderte: „Die Union sollte den Deckel draufmachen, denn Deutschland muss jetzt die Zeit nach der Corona-Pandemie planen.“

Politologe von Lucke orakelte, dass „die CDU den besseren Kandidaten Söder opfern wird, weil sie der kleinen CSU nicht das Zepter überlassen will.“

Die Journalistin Kristina Dunz (RND) prophezeite: „Auch wenn Söder es nicht wird – er wird keine Ruhe geben!“

Es ging um eine Personalie. Ging‘s auch um Inhalte? Der erste ARD-Einspieler stellte zwei Zitate auf Reibung. Laschet nach der Bestätigung durch die eigenen Leute: „Ich habe mich sehr gefreut über die große Unterstützung!“ Söders Konter: „Wir leben in einer moderneren Form der Demokratie. Nicht zehn, zwanzig oder dreißig Leute entscheiden allein!“

Journalistin Dunz nahm prompt Partei: „‘Schmutzelei‘ ist noch zu wenig“ schimpfte sie nach einem alten Vorwurf gegen Söder. „Das ist eine klare Kampfansage des CSU-Chefs, die die Union wirklich in die Spaltung treiben kann, und damit auch in den Verlust dieser Wahl!“

Klügste Analyse

Söder hat versucht, seine letzte Karte zu ziehen“, urteilte dagegen der Politologe über die Forderung des CSU-Chefs nach einer breiteren Diskussion. Denn: „Er ist in der Bevölkerung der am meisten als Kanzler geschätzte und gewertschätzte Politiker!“

Von Luckes Deutung: Söder habe darauf gehofft, dass sich die „großen Köpfe in der CDU letztlich von Laschet abwenden“. Pustekuchen!

Reichhaltigste Krokodilstränen

Klingbeil kam aus dem breiten Grinsen gar nicht mehr heraus: „Das ist schon fundamental, was da in der Union passiert“, freute er sich. „Da wird man sich auch nicht so schnell von erholen!“

„Was mir aber Sorgen macht: Wir haben Sitzungswoche im Bundestag“, fügte der Generalsekretär dann hinzu. „Vielleicht eine der wichtigsten überhaupt, weil wir über die Frage des Infektionsschutzgesetzes reden werden!“

Dann ging der Zoff los

„Ich freue mich, dass die SPD jetzt auf Infektionsschutz umschaltet, weil, der Wahlkampf ist eigentlich von der SPD eröffnet worden, schon vorher, trotz der Corona-Krise“, spottete Lambsdorff.

Klingbeil ließ den Vorwurf locker abtropfen, doch Plasberg nahm die Sozialdemokraten sofort eifrig in Schutz: „Geschenkt!“ stoppte er den FDP-Mann.

Ungewöhnlichste Tabelle

Der Politologe machte sich über Laschets abwiegelnde Bemerkung zum Polit-Ranking lustig: „Wenn eine Umfrage über ein Jahr lang dieselbe ist und tendenziell nach unten geht, kann man von keiner Momentaufnahme mehr sprechen!

Aber auch der CSU-Chef wurde von dem Politikwissenschaftler kritisiert: „Söder hätte die Karten viel früher aufdecken müssen!“

Originellste Meinungssammlung

Die ARD hatte Passanten in Düsseldorf und München nach beiden Kandidaten gefragt. Antworten in Düsseldorf zu Söder: „Konsequent.“ – „Der weiß, was er will.“ – „Ich mag den Mann!“ – „Er stellt mehr dar.“ –

Antworten in München über Laschet: „Der ist nicht staatsmännisch genug.“ – „Sehr wankelmütig!“ – „Freundlich und etwas pummelig.“ – „Söder ist besser!“

Zweifelhaftestes Kompliment

Eine Stärke von Herrn Söder ist, aus Mist Marmelade zu machen und damit zu glänzen“, lobte die Journalistin leicht vergiftet. „Also mehr Sein durch Scheinen…“

Die Corona-Politik in NRW sei im Ergebnis nicht schlechter als die in Bayern, aber, so Dunz: „Da kann Laschet von Söder lernen, sich etwas besser darzustellen, als er vielleicht ist.“ Uff!

Listigste Attacke

Reul nahm die Vorlage dankend auf: „Ich bin ja schon ein paar Jahre in der Politik“, meinte er, „und ich hoffe immer noch, dass sich die Typen durchsetzen, Frauen und Männer, die ehrlich und anständig Politik machen, und nicht, was die Show bestimmt.“ Rumms!

So einfach mochte Plasberg das aber nicht durchgehen lassen: „Die Bewerbungsrede von Laschet mit der Bergmannsmünze seins Vaters“, funkte er dazwischen, „war doch inhaltlich eine erstklassige Show, oder?“

„Sie war inhaltlich überzeugend, weil persönlich!“, behauptete Reul tapfer. „Weil, so ist er. Das war keine Show!“ Doch dann rang sich der Minister doch noch zu einer vernünftigen Antwort durch: „Die Münze war vielleicht die Show…“

Ehrlichste Selbstkritik

Der Fehler bei Martin Schulz im Wahlkampf ist gewesen, dass die Inhalte am Ende nicht konkret wurden“, gab Klingbeil zu. Und mit Verständnis für die Konkurrenz: „Ich habe als Sozialdemokrat Erfahrung, wie schwierig es manchmal ist, eine Partei zusammenzuhalten!“

Alarmierendste Zahlen

Plasberg spielte ernüchternde Ergebnisse zweier Umfragen ein: Bei einer Kanzlerwahl käme Laschet auf 13 bis 14 Prozent. Die beiden Grüne-Kandidaten würden je 18 Prozent, Scholz 16 bis 17 Prozent einfahren.

Dazu sagt Reul über die CDU/CSU-Fraktion, die diesen Dienstag Söder und Laschet erwartet: „Natürlich denken Abgeordnete auch daran, dass sie wieder in den Bundestag wollen. Aber sie denken auch daran, ob wir als CDU/CSU nachher wieder so stark sind, dass wir die Mehrheit bestimmen können.“ Hm – ist das im Ergebnis nicht das gleiche?

Griffigster Kommentar

„Wenn die Union sich für Markus Söder entschiede, würde aus Armin Laschet die Saskia Esken der CDU“, spottete Lambsdorff.

Zu Laschets verheerenden Zahlen sagt der FDP-Fraktionsvize: „Nach dieser Umfrage könnten Olaf Scholz, Robert Habeck und Annalena Baerbock auch gleich einpacken!

Vernünftigste Lagebeurteilung

Aus München wurde Blume zugeschaltet. „Ich darf doch bitten, die Kirche im Dorf zu lassen“, beschwerte sich der CSU-General und beanstandete „große Worte von lauter Unionsexperten.“

Blumes Einschätzung: „Wir haben seit gestern eine neue Lage, weil beide Parteivorsitzende sich zum ersten Mal erklärt haben, dass sie bereit sind.“

Deshalb „ist doch nicht zu viel verlangt, der Union die Zeit zu geben, sich mit dieser Ausgangslage zu beschäftigen, um dann in einem konzentrierten Verfahren innerhalb von wenigen Tagen eine Personalentscheidung zu treffen“, fand der CSU-General. „Ich sehe auch andere Parteien, die ihre Personalfragen noch nicht geklärt haben!“

Wichtigste Frage

Jetzt wird’s drum gehen, in den nächsten Tagen auszuloten, mit wem wir die beste Chance haben, am 26. September zu gewinnen“, stellte Blume fest.

„Und sicherzustellen“, so der CSU-General weiter, „dass wir mit dem Kandidaten antreten, dem die Menschen vertrauen, dass er das Erbe von Angela Merkel nach dieser schweren Krise auch antreten kann.“

Interessanteste Definition

Die Entscheidung zwischen zwei potentiellen Spitzenkandidaten nannte Blume „eher ein Luxusproblem“. Denn: „Andere Parteien haben Kandidaten, die mögen vor einem Jahr nominiert worden sein, aber der berühmte Scholz-Zug ist noch nicht mal aus dem Bahnhof gefahren!“

Verlässlichste Eingreiftruppe

Luxusproblem? „Das kann man sagen“, assistierte Reul. „Ich meine, wenn ich mich an die SPD erinnere…“

Wieder griff Plasberg reaktionsschnell ein: „Lassen wir die SPD mal“, rief der Talkmaster streng, „heute Abend ist die Union des Thema!“

Klingbeil lächelt zufrieden, doch Reul ließ sich nicht abschütteln: „Man darf ja mal daran erinnern, weil manche Leute sagen, wir sollten eine Mitgliederbefragung machen. Das scheint nicht immer zu funktionieren.“ Puh! Jetzt war es der FDP-Politiker, der sich amüsierte.

Coolster Abschied

Plasberg brachte eine Frage zur Geschäftsordnung vor: „Herr Blume, es hieß, Sie müssen weg, aber die Sendung geht noch eine halbe Stunde. Sie können gerne dabei bleiben!“

Doch der CSU-Mann hatte darauf keine Böcke: „Ich danke ihnen herzlich und wünsche noch eine gute Beratung!“ lächelte er. Und tschüs!

Massivster Vorwurf

Aus Sicht des Politologen wäre es für die Union besser gewesen, wenn „Herr Laschet die Größe gehabt hätte, zu sagen: Ich bin nicht der Kandidat, der der Stärkste ist.“

Denn, so von Lucke: „Es kommt eklatanter Weise auch von der Basis der CDU der Ruf: Mit Herrn Laschet werden wir keinen starken Wahlkampf machen!“

Zur Forderung des CSU-Landesgruppenchefs Alexander Dobrindt in BILD („Der Kanzlerkandidat kann nicht im Hinterzimmer oder am Frühstückstisch ausgemacht werden“) sagte von Lucke: „Die CDU-Basis soll revoltieren und sagen: Wir können mit Laschet die Wahl nicht gewinnen!“

Kühnstes Zitat

„Dieser alte Spruch, den ich von Gerhard Schröder und auch von Angela Merkel kenne: Erst das Land, dann die Partei, der ist völlig weggeräumt“, ätzte Klingbeil zum Abschied. Schröder! Ausgerechnet Bananen!

Schärfste Spitze des SPD-Generalsekretärs: „Ich habe nicht zu bewerten, was in der Union passiert. Ich kämpfe für eine starke SPD, und wenn die sich zerlegen, dann muss ich das aushalten!

Billigster Witz

Zum Schluss fragte Plasberg Reul nach den Chancen für eine baldige Einigung der Kanzlerwahl-Konkurrenten: „Kriegen sie das hin? Ohne Mediator? Ohne Paartherapeuten?“ bohrte der Talkmaster.

„Ja“, behauptete der Minister. „Das sind alles erwachsene kluge Männer.“

„Sagten Sie gerade ‚Männer‘?“ höhnte Plasberg. „Ist das ein Teil des Problems?“

Doch Reul fand die Lage zu ernst für Genderstänkereien: „Wir haben ja von den zweien gesprochen“, stellte er klar. Seine letzte Warnung an alle Entscheider in der Union: „Wenn die das nicht hinkriegen, dann ruinieren sie den ganzen Verein.“ Amen!

Fazit: Viel Wertung, wenig Info,  mehr Fragen als Antworten, knackige Kommentare aus der Politologie, pointenarme Monologe von der Pressetribüne und der Talkmaster ritt sich auf seinem parteiischen Steckenpferd einen Wolf: Das war ein Talk der Kategorie „Netter Versuch“.

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