„Maischberger“. ARD, Dienstag, 29.November 2022, 22.50 Uhr.
In der Ukraine führt Putin einen verbrecherischen Hunger- und Kältekrieg. Bei uns geht‘s vorerst nur um harmlosere Sachen wie kaltes Duschen, aber Vorsicht: Bald könnten auch hier mal eben die Lichter ausgehen! Außerdem richtet Sandra Maischberger ihrer Duzfreundin Alice Schwarzer eine mitternächtliche Geburtstagsfeier aus. Die Gäste:
Alice Schwarzer (79). Die Publizistin („Emma“) klagt: „Ja, die hohe Emotionalisierung in Bezug auf meine Person, die Klischees und Projektionen, all das kann schon sehr ermüdend sein!“
Klaus Müller (51, Grüne). Der Chef der Bundesnetzagentur fordert weiter zum Energiesparen auf: „Schon ein paar kalte Tage können ausreichen, dass die Speicher sich schnell wieder leeren!“
Kai Strittmatter (67). Der Ex-Chinakorrespondent (SZ) warnt: „Mit dem China unter Xi Jinping kann man nicht einfach Geschäfte wie bisher machen. Doch der Bundeskanzler scheint nicht verstehen zu wollen, wie gefährlich die deutsche Erpressbarkeit ist!“
Anna Planken (42). Die ARD-Moderatorin („Morgenmagazin“) schimpft auf die Katar-WM: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Europäer abgereist wären!“
Rainer Hank (69). Der Wirtschaftsjournalist (FAS) lästert: „Die neue Krisenunübersichtlichkeit verunsichert viele. Manche erhoffen, dass wir gestärkt in ein neues sozialistisches Zeitalter schwenken…“
Vassili Golod (29). Der deutsch-ukrainische ARD-Journalist erinnert an Stalins mörderischen Hungerterror gegen die Ukraine. Jetzt sei es Putin, „der dort alles zerstört, was die Menschen zum Leben brauchen“.
Alles Medien oder was? Nur einer ist nicht von der Presse, und der heißt Müller. Das Publikum hofft, dass es heute keinen müden journalistischen Spätschoppen gibt!
Schockierendster Start
China-Kenner Strittmatter, aus Berlin zugeschaltet, hat üble Eindrücke mitgebracht: „Xi Jinping hat aus der Diktatur einen totalen Überwachungsstaat gemacht“, berichtet er beklommen. „So viel Repression gab es seit Mao Tse-tung nicht mehr. Kinder, die im Lockdown starben, weil sie nicht zum Arzt gebracht werden durften…“
Für FAS-Journalist Hank enthüllt der Gas-Deal mit Katar „die Lebenslüge der Grünen“, denn „wir kommen eben auf lange Zeit ohne fossile Brennstoffe nicht aus.“ Gegen die Freihandelsabkommen mit Kanada und den USA aber würden die Grünen „seit Jahren mauern“. Hanks Vorwurf: „Da hätte Habeck erst mal hinfahren können!“
Ermutigendste Infos
Moderatorin Planken hat beim Energiesparen auch Fröhliches erlebt: „Meine Kinder waren total motiviert, sie haben sogar zu dritt geduscht!“
Netz-Chef Müller teilt Beruhigungspillen aus: „Im Moment gibt es kein Szenario, wo wir davon ausgehen, dass wir beim Gas an die Haushalte rangehen müssen“, versichert er.
Herzhaftester Nasenstüber
Die Talkmasterin sorgt sich um die Weihnachtspakete. Müller, auch für die Post zuständig, nimmt die Probleme „richtig ernst“, denn: „Es geht nicht nur um die Briefe, die ich meiner Oma schicke, sondern es gibt Briefe, die einen Rechtscharakter haben, wo es eine Zustellungsfiktion gibt…“
„Zustellungsfiktion!“, amüsiert sich Maischberger. Prompt gibt‘s den ersten Beifall.
Doch Müller kann nicht recht mitlachen: „Der Gesetzgeber unterstellt, das mich der Brief in einer bestimmten Frist erreicht, und dann tritt eine Rechtswirkung ein“, erläutert er. „Darum ist das nicht lustig an der Stelle.“ Peng!
Dringendster Hilferuf
„Es ist jetzt schon brutal, was in der Ukraine passiert“, schildert ARD-Korrespondent Golod dann sichtlich bewegt, „und es wird von Tag zu Tag schlimmer. Für die Menschen geht es um ihr Leben, um die Freiheit, und sie werden alles dafür tun, ihr Land zu verteidigen.“
„An Deutschland ist die Hoffnung gerichtet, dass mit Technik unterstützt wird“, fügt der Journalist hinzu. „Und es geht weiter um militärische Hilfe. Wir sehen, dass das Flugabwehrsystem IRIS-T enorm hilft. Und natürlich bleibt die Forderung nach Panzern.“
Unerwartetster Ärger
„Emma“-Chefin Schwarzer stapft in schwarzen Boots und knöchellangem Zweiteiler in den Sessel und macht sofort Alarm: „Die Errungenschaften meiner Pioniergeneration sind in Gefahr!“, grollt sie. „Wenn ich mir so die Influenzerinnen angucke, was da den jungen Mädchen suggeriert wird, was lebenswert ist…“
Die Talkmasterin ist verblüfft: „Was findest du denn an Influenzerinnen so gefährlich?“, fragt sie die alte Duzfreundin.
„Ich finde gefährlich, dass den jungen Mädchen erzählt wird, Konsum macht glücklich“, antwortet Schwarzer empört. Uff!
Feministischste Zeitkritik
Dann streicht sie sich mit den Händen über das Gesicht und wettert weiter: „Als Frau muss man immer eine glatte Haut haben! Und ganz schlank sein! Das ist enger, als es für uns war. Meine Generation in den Siebzigern, wir wollten nicht glattere Haut, wir wollten die Welt verändern!“
Maischberger wundert sich noch mehr: „Glaubst du, weil sie schön aussehen wollen, haben sie überhaupt keine feministische oder emanzipierte Grundhaltung mehr?“
Ui! Schwarzer ist sofort pikiert: „„Ich höre einen provokante Unterton“, beschwert sie sich. „Ich fürchte, die jungen Mädchen kriegen einfach falsche Werte und verlieren viel Zeit mit sowas.“ Echt jetzt?
Vorhersehbarste Trotzreaktion
Im nächsten Block erinnert Maischberger an den Brief, in dem Schwarzer und andere den Bundeskanzler aufforderten, kein Waffen an die Ukraine zu liefern: „Bleibst du dabei, wenn du dir jetzt diese Bilder der Zerstörung ansiehst?“, erkundigt sie sich.
„Mehr denn je!“, beharrt Schwarzer und hebt beschwörend die Hände. „100.000 tote Soldaten, 40.000 tote Zivilisten! Und dann die verbrannte Erde! Deutschland wäre gut beraten, wenn wir zu einem Klima beitragen, das den Krieg nicht weiter eskaliert!“ Sie blickt sich um, aber Beifall gibt’s dafür nicht.
Energischster Ordnungsruf
Stattdessen zitiert Maischberger die Ehefrau des ukrainischen Präsidenten, Alena Selenski: „Sie sagt, es gibt sexuelle Gewalt als Kriegswaffe…“
Schwarzer schwächt sofort ab: „In a l l e n Kriegen“, unterbricht sie mit Betonung.
Doch die Talkmasterin lässt sich das nicht gefallen: „Wir reden jetzt über diesen!“, mahnt sie und stochert gleich mal in Schwarzers Logik-Wunde: „Wenn die Ukraine nicht unterstützt wird, ist nicht einfach Frieden, sondern dann passieren Vergewaltigungen, da werden Menschen erschossen, es gibt Massengräber, Folterungen!“
Schlimmster Schwurbelanfall
„Nein!“ widerspricht Schwarzer zunehmend angefasst. „Mit den Waffen verlängert es sich!“ Argumente liefert sie nicht, fordert aber: „Wir müssen doch mal offen und realistisch reden!“
Dann verliert sie den Faden: „Gräben, Stellungskriege wie im ersten Weltkrieg. Also … Ähm … Genau deswegen!“, stammelt sie. „Ich bin mehr denn je davon überzeugt, die größte Solidarität, schnellstmögliche Verhandlungen herbeizuführen.“ Heidewitzka!
Verräterischste Behauptung
„Nun ist es so, dass nicht nur die Ukrainer alleine entscheiden, sondern Amerika spielt eine große Rolle“, doziert Schwarzer dann mit stechendem Zeigefinger und übernimmt lupenrein die Propaganda des Kreml: „Der Krieg in der Ukraine ist natürlich auch ein Stellvertreterkrieg zwischen Amerika und Russland!“
Entlarvendster Wutanfall
Golod hat die Faxen dicke: „Damit sind wir im Bereich der Verschwörungsmythen angekommen!“, fährt am Medientresen dazwischen.
Jetzt ist der Bock aber fett! „Herr Kollege!“, schnauzt Schwarzer den Ukraine-Korrespondenten an und wedelt tadelnd mit der Hand. „Bitte nicht mit einer solchen Polemik bei einer so bitterernsten Sache!“ Ui! Angriff ist die beste Verteidigung…
Peinlichste Bewertung
Jetzt wird auch Golod richtig sauer: „Amerika hat nichts damit zu tun, das Russland die Ukraine angreift!“, ruft der Journalist sichtlich empört. „Dass Russland nicht akzeptiert, dass die Ukraine ein demokratischer Staat ist! Dass die Menschen in der Ukraine in Freiheit leben wollen!“
Und was sagt Schwarzer dazu? „Ja, das ist alles nicht wünschenswert.“ Hm. Massengräber, Vergewaltigungen, verbrannte Erde, alles „nicht wünschenswert“? Mehr fällt ihr dazu nicht ein?
Schlappste Gegenrede
„Wenn die Ukraine jetzt aufgeben würde, würde Russland noch mehr Territorium einnehmen und noch mehr Menschen terrorisieren!“, klagt Golod.
Der Deutsch-Ukrainer ist ARD-Korrespondent in Kiew, Schwarzer wiederum war noch nie in der Ukraine, aber das kann ihren Furor nicht bremsen und sie wiederholt: „Wir sollten jenseits von jeder diffamatorischen Polemik über diese sehr bitterernste Sache…“ Ächz!
Gnädigstes Stoppsignal
Schwarzers letzter Versuch zeigt schon fast Verzweiflung: „Wir sitzen hier im Trockenen!“ fügt sie vorwurfsvoll hinzu. Doch auch damit kommt sie nicht durch: „Vassili Golod sitzt nicht immer hier im Trockenen!“, belehrt Maischberger die angesäuerte Freundin, „sondern er geht auch vor Ort.“ Rumms!
Und wie um Schwarzer vor weiteren Blamagen zu schützen, zieht die Talkmasterin die Notbremse: „Wir werden das Thema in einer richtigen Sendung noch mal fortsetzen“, verspricht sie. Halleluja!
Ulkigster Widerspruch
Zu Schluss will Maischberger der sichtlich durcheinandergeratenen Freundin mit einem Lob wieder Bodenhaftung verschaffen: „Du hast 1968 in einem Brief geschrieben: Ich sterbe vor Hunger auf alles. Bist du ein bisschen satter geworden?“
Pustekuchen! „Ich bin rief gerührt, dass du dieses Zitat verwechselst!“, spottet Schwarzer. „Das hat Simone de Beauvoir gesagt!“
Irritiert studiert die Talkmasterin ihren Merkzettel. „Du hast es zitiert in einem Brief“, beharrt Maischberger. Antwort Schwarzer: „Tja, da muss ich noch mal meine Korrespondenz prüfen.“ Na dann…
Zitat des Abends
„Ich habe mich noch nie für Ideologie interessiert.“ Alice Schwarzer
Fazit
Erhöhte Explosionsgefahr durch versteckte Sprengsätze, überraschend exzessive Wutanfälle, das Zoff-o-Meter immer wieder am Anschlag: Das war eine Streitshow der Kategorie „Crashtalk“.